Haze Fan, * ca. 1989 VR China, in Haft seit Dezember 2020

Haze Fan, * ca. 1989 VR China, in Haft seit Dezember 2020

Die Journalistin Haze Fan arbeitete in der Volksrepublik China für verschiedene ausländische Nachrichtenagenturen wie für den arabischen Sender AL-JAZEERA , die US-Sender CBS NEWS, CMBC und Thomson Reuters. Seit 2017 war sie Redaktionsassistentin der US-Finanznachrichtenagentur BLOOMBERG in der Hauptstadt Peking. 

Chinesischen Assistentinnen und Assistenten fällt in den Büros ausländischer Medien eine wichtige Rolle zu. Neben der Recherche für Meldungen sind sie auch für bürokratische Belange zuständig. China gestattet es ihnen jedoch nicht, mit dem eigenen Namen gezeichnete Artikel bei den ausländischen Medien zu publizieren, für die sie arbeiten. Es ist allerdings auch bekannt, dass vor allem amerikanische Medien immer wieder gegen diese Vorgabe verstossen. Die Mitarbeit von Fan ist bei vielen Artikeln von Bloomberg angegeben.

Am 6. Dezember 2020 wurde Haze Fan zuletzt gesehen, als Sicherheitskräften in Zivilkleidung sie aus ihrer Wohnung in Peking führten. Kurz zuvor, um 11:30 Uhr hatte sie an diesem Montag morgen ihren letzten Kontakt mit ihren Redakteuren gehabt. Haze Fan werde der Gefährdung der nationalen Sicherheit verdächtigt, teilte ihr Arbeitgeber mit. BLOOMBERG zitierte eine Erklärung der chinesischen Regierung, wonach die Chinesin von der Pekinger Stelle des nationalen Sicherheitsbüros verhaftet worden sei. Dies sei im Einklang mit einem Gesetz erfolgt, das Verdachtsfälle rund um die Beteiligung an kriminellen Aktivitäten regele, die die nationale Sicherheit gefährdeten.

„Wir sind sehr besorgt um sie und haben aktiv mit den chinesischen Behörden gesprochen, um die Situation besser zu verstehen. Wir tun weiterhin alles, um sie zu unterstützen, während wir nach weiteren Informationen suchen“, sagte ein Sprecher von BLOOMBERG.

In China ist es Usus, dass die chinesischen Assistentinnen und Assistenten ausländischer Medienhäuser regelmässig von der Staatssicherheit geladen und über ihre Arbeit befragt werden. Es geht in den Gesprächen darum, für welche Themen sie derzeit recherchieren, welche Meinung die ausländischen Korrespondenten haben und welche Tonalität die Beiträge haben. Letzteres ist eigentlich unnötig, denn die Sicherheitsbehörden bekommen die Artikel ins Chinesische übersetzt, um die Berichterstattung zu verfolgen.

Chinas eigene Medien sind fast ausschließlich im Staatsbesitz und werden streng kontrolliert. Seit langem gilt das Land als Ort, in dem besonders viele Journalisten inhaftiert werden. Der vage Vorwurf der Gefährdung der nationalen Sicherheit kann lange Haftstrafen nach sich ziehen, die Betroffenen haben kaum Aussicht auf juristischen Beistand.

China gehört laut der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten und Bloggern. In der Rangliste zur globalen Pressefreiheit liegt das Land auf einem der hintersten Plätze. 

Eine chinesische Mitarbeiterin der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ saß 2014 in China für neun Monate in Haft.

Quelle: https://www.nzz.ch/international/china-nimmt-eine-mitarbeiterin-von-bloomberg-fest-nzz-ld.1591601

https://www.sueddeutsche.de/politik/pressefreiheit-china-bloomberg-festnahme-1.5145216

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/2085270-Bloomberg-Mitarbeiterin-wegen-Staatsgefaehrung-in-Haft.html

Künstlerin: Susanne Köhler