Theodor Fontane, * 1819 Deutschland, 1870 für zwei Monate in französischer Haft

Theodor Fontane, * 1819 Deutschland, 1870 für zwei Monate in französischer Haft

Heinrich Theodor Fontane (1819 – 1898) war Journalist, Schriftsteller und Kritiker. In der Kunstgeschichte gilt er als Vertreter der „poetischen Realismus“. 

Der Sohn eines Apothekers erlernte den Beruf seines Vater, war aber auch seit seinem 20. Lebensjahr schriftstellerisch tätig. 1845 kam er nach Berlin und arbeitete als Apotheker. 1848 beteiligte sich als Revolutionär an den „Barrikadenkämpfen“. 

Nachdem oppositionelle Volksversammlungen in Berlin Freiheitsrechte von der preußischen Monarchie gefordert hatten, ging im März 1848 Militär gegen sie vor. Diese Auseinandersetzungen steigerten sich zu Barrikadenkämpfen, die hunderte Todesopfer forderten. König Friedrich Wilhelm IV. sah sich schließlich gezwungen, das Militär aus Berlin abzuziehen und den Demonstranten politische Zugeständnisse zu machen. Die Uneinigkeit der revolutionären Kräfte ermöglichte es dem König jedoch, die meisten Zugeständnisse ab 1849 wieder zurückzunehmen.

Zu dieser Zeit publizierte er vier eher radikale Texte in der BERLINER ZEITUNGS-HALLE, dem Publikationsorgan des „Centralausschusses der Demokraten Deutschlands“.

1849 entschloss er sich, den Apothekerberuf völlig aufzugeben und als freier Schriftsteller zu leben. Es entstanden zuerst politische Texte in der radikal-demokratischen DRESDNER ZEITUNG. 

Von 1851 bis 1870 arbeitete Fontane in der Redaktion der konservativ-reaktionären, pietistisch orientierten NEUEN PREUSSISCHEN (KREUZ-)ZEITUNG, zu deren Gründungskomitee unter anderem Otto von Bismarck gehört hatte. Danach wurde er von der „Centralstelle für Preßangelegenheiten“ angestellt. Für diese machte er Reisen nach London (1852) und lebte dort von 1855 bis 1859. Seine Aufgabe dort bestand darin, eine deutsch-englische Korrespondenz aufzubauen, staatlich finanziert. Er sollte in London Presseberichte zugunsten der preußischen Außenpolitik in englische und deutsche Zeitungen lancieren. Er unterstand dabei dem Londoner Botschafter. Fontane sollte auch deutsche Emigranten für die preußische Politik gewinnen. Ein Landsmann und Kollege, Edgar Bauer, der für Dänemark spionierte, bezeichnete ihn als „ein hiesiger Agent der Preußischen Regierung“. 1864 reiste Fontane nach Kopenhagen, wo er über den Deutsch-Dänischen Krieg schrieb. 1870 nahm er Urlaub, um im Deutsch-Französischen Krieg den Kriegsschauplatz Paris zu besichtigen. Er plante ein drittes Buch zum Thema „Krieg“. 

Am 5. Oktober 1870 wird der 51-jährige Journalist gefangen genommen. Bei ihm werden Waffen und Legitimationspapiere für preußische Militärdienststellen gefunden. Außerdem trägt er unbefugt am Arm eine Rotkreuzbinde. Als mutmaßlicher preußischer Spion wird er zunächst von Instanz zu Instanz weitergereicht. Ihm droht die standesrechtliche Erschiessung. Schließlich wird eer von einem Militärgericht freigesprochen. Da man jedoch befürchtet, er könne auf Grund seiner militärischen Kenntnisse verwertbare Informationen an Deutschland weitergeben, wird er als Gefangener auf die Île d’Oléron gebracht. Dabei wird dem Zivilisten Fontane auf Grund seines Auftretens und wohl auch seiner guten französischen Sprachkenntnisse (Fontane stammt aus einer Hugenottenfamilie) der Status eines höheren Offiziers zugebilligt. Weiterhin hatte sich der Erzbischof von Besançon für ihn eingesetzt. Dieser Status bringt ihm auf dem langen Transport wie auch in der Gefangenschaft viele Vorteile und eine Sonderbehandlung im Vergleich zu den anderen deutschen Kriegsgefangenen. Auf Intervention Bismarcks beim Gesandten der Vereinigten Staaten in Paris hin wird er vorzeitig freigelassen. Seine Erlebnisse schilderte er 1871 in dem Buch Kriegsgefangen. Erlebtes 1870. Darin schildert Fontane die französischen Nachbarn mit großer Sympathie und betont immer wieder die große Menschlichkeit und Fairness, mit der nicht nur er, sondern auch die anderen deutschen Kriegsgefangenen fernab von Hass und Grausamkeit behandelt worden sind.

6 Jahre später gab er seine journalistische Tätigkeit auf. Stattdessen lebte er wieder als freier Schriftsteller und verfasste Weltliteratur.

Quelle: Wikipedia, Christian Thomas FR vom 9./10.1.2020

Künstler: ANONYM