Jaime Garzón   * 1960 Kolumbien, ermordet 1999 Kolumbien

Jaime Garzón  * 1960 Kolumbien, ermordet 1999 in Kolumbien

Jaime Garzón war ein kolumbianischer Komiker, Journalist, Politiker und Friedensaktivist. In den 90er Jahren war er wegen seiner politischen Satire im kolumbianischen Fernsehen beliebt. Neben seiner Arbeit im Fernsehen war er auch als Friedensunterhändler bei der Freilassung von Geiseln der FARC-Guerillas tätig.

Neben seinen radio- und fernsehjournalistischen Tätigkeiten und seinen Aktivitäten für den Frieden war Garzón eine Zeit lang Bürgermeister der Gemeinde Sumapaz im Süden von Bogotá und agierte als Anwalt gegen die Regierung. Die Ex-Senatorin und Aktivistin der oppositionellen Bewegung Marcha Patriótica, Piedad Córdoba, beschreibt ihn als „gefährlichen Typen, weil er die Leute zum Lachen brachte, indem er die moralische Misere der kolumbianischen Politik offenbarte“. Genau diese „Gefährlichkeit“ wurde Garzón zum Verhängnis.

Am Morgen des 13. August 1999 wurde der 38-jährige Garzón von zwei Auftragskillern von einem Motorrad aus mit fünf Kugeln erschossen. Einige Minuten später verbreiteten seine Kolleginnen von der Radiostation Radionet die Nachricht, die sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land ausbreitete. César Augusto Londoño, Sportreporter und Kollege Garzóns, verabschiedet seinen Freund in einer Show am selben Abend mit den berühmt gewordenen Worten: „Soweit zum Sport, Scheißland!“.

Die Täter gehörten zu rechtsextremen paramilitärischen Verbänden, die wahrscheinlich durch Mitglieder der kolumbianischen Militär- und Sicherheitsdienste unterstützt wurden. 

Hunderttausende machten in Bogotá aus dem Abschied von Garzón eine verzweifelte Großdemonstration gegen Terror und Einschüchterung. 

Erst fünf Jahre später wurde der damalige Anführer des Paramilitärdachverbandes Vereinigte Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (AUC), Carlos Castaño, wegen Anstiftung zum Mord in Abwesenheit von einem kolumbianischen Gericht zu 38 Jahren Haft verurteilt. Castaño, der wenige Wochen nach der Verurteilung in einem internen Paramilitärkonflikt selbst zu Tode kam, soll die Ermordung angeordnet haben.

Angehörige und Journalist/innen, darunter auch internationale Organisationen wie Reporter ohne Grenzen, bezweifelten diese Version von Beginn an. Sie sahen die Verstrickung des Militärs und der mittlerweile aufgelösten kolumbianischen Sicherheitsbehörde DAS in den Fall als wahrscheinlich an. Dennoch kam es in den nächsten Jahren zu keinen weiteren Ermittlungen.
Der Fall, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurde, gilt als einer der mysteriösesten und umstrittensten der kolumbianischen Geschichte.

Währenddessen versuchen Angehörige, Journalist/innen und Student/innen, das Andenken des Humoristen aufrecht zu erhalten. Satirisch betonen sie, dass auch fünfzehn Jahre nach der Ermordung Garzóns die Politik des Landes „noch zum Lachen sei“ und sich an der politischen Moral seitdem wenig geändert habe.

Quellen: Lateinamerika Nachrichten, die tageszeitung

Künstler: Kristian Vasquez