Shah Marai,* 1977 Afghanistan, ermordet 2018

Shah Marai,* 1977 Afghanistan, ermordet 30. April 2018

1996 begann Shah Marai im Kabuler Büro von AGENCE FRANCE PRESS (AFP) als Fahrer und Übersetzer zu arbeiten. Er fotografierte zunächst nur nebenbei, wurde 2002 Vollzeitfotoreporter und schließlich Cheffotograf.  „Ich habe mir das Fotografieren selbst beigebracht, darum versuche ich mich ständig zu verbessern. Jetzt erscheinen meine Fotos auf der ganzen Welt“. „Als die Taliban damals die Regierung in Afghanistan übernommen hatte, gab es keine ausländischen Fotografen mehr. Fotografieren war verboten, er aber arbeitete weiter für AFP und machte heimlich Fotos – ein großes Risiko. Er erzählte mir, wie er eine kleine Kamera unter seinem Schal versteckte, losging und Fotos im Kabuler Stadion oder irgendwo schoß, unzählige Male, weil er ja nicht durch die Linse schauen konnte… Unter 20 oder 30 Fotos war vielleicht eines, das gut genug war, um es ins Hauptquartier von AFP (nach Islamabad/Pakistan) zu schicken…“, erinnert sich Massoud (BBC und AFP)

Am 30. April 2018 ereigneten sich zwei Anschläge in der Hauptstadt Kabul. Sie erfolgten in kurzem Abstand und waren offenbar aufeinander abgestimmt. Zunächst sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad nahe dem Sitz des Geheimdienstes NDS in die Luft und tötete mehrere Menschen. Als Journalisten, darunter auch Shah Marai, zum Anschlagsort eilten, sprengte sich ein zweiter Selbstmordattentäter, als Journalist verkleidet, in die Luft. Insgesamt starben am diesem Tag zehn Journalisten und mindestens 36 Zivilisten bei Anschlägen in Afghanistan. „Reporter Ohne Grenzen“ sprach vom blutigsten Tag für Journalisten in dem Land seit dem Sturz der Taliban 2001.

„Marai wuchs in Kabuls Stadtteil Guldara auf. Er war zweimal verheiratet und hatte sechs Kinder. Seine Familie litt unter einer Erbkrankheit: drei seiner Brüder und zwei seiner Kinder kamen blind zur Welt. Seine einzige Tochter war erst zwei Wochen alt, als er starb.“ erzählt sein Kollege Habib Zahori (NEW YORK TIMES)

Quelle: CJR.org

Künstlerin: Susanne Köhler