Cheng Lei, * 1975 China, in Haft seit 2020

Cheng Lei, * 1975 China, in Haft seit 2020

Cheng Lei ist eine chinesischstämmige australische Fernsehnachrichtensprecherin und Wirtschaftsreporterin. Sie war von 2012 bis 2020 als prominente Nachrichtensprecherin für den staatlichen englischsprachigen Nachrichtensender CGTN in Peking tätig und moderierte auch die Sendung „Global Business“, die auf CGTN ausgestrahlt wird. Zuvor hatte sie neun Jahre lang als China-Korrespondentin von CNBC gearbeitet.

Cheng Lei stammt aus der Provinz Hunan. Als sie 10 Jahre alt war, wanderte sie mit ihrer Familie nach Melbourne / Australien aus. Ihr Vater absolvierte dort ein Promotionsstudium. Eigentlich wollte Cheng Journalistin werden, wurde aber vorerst Buchhalterin auf Wunsch ihres Vaters.

Er bezweifelte, dass ein australischer Fernsehsender eine chinesische Reporterin einstellen würde. So arbeitete sie für Schweppes und Exxon Mobile und kam schließlich als Organisations-Analystin für ein Logistikunternehmen nach Schandong /China. Unzufrieden mit dieser Tätigkeit strebte sie zum Journalismus und fing als Radiomoderatorin bei CCTV-NEWS, dem Vorgänger von CGTN (China Global Television Network). Der Sender steht unter der Kontrolle der Öffentlichkeitsabteilung der Kommunistischen Partei Chinas. Er gilt somit als Sprachrohr der chinesischen Regierung und wurde als „Teil ihrer Propagandamaschinerie“ bezeichnet.

Danach arbeitete Cheneg Lei ab 2003 neun Jahre lang als China-Korrespondentin des US-amerikanischen Wirtschaftsnachrichtensender CNBC in Shanghai und Singapur. 2012 kehrte sie zu chinesischen Staatssender CCTV in Peking zurück. Sie moderierte internationale Großveranstaltungen in Australien und Norwegen, berichtete über Großereignisse in China wie die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking und die Weltausstellung 2010 in Shanghai. Sie interviewte einflussreiche Persönlichkeiten wie Bill Gates, José Manuel Barroso, John W. Snow, Rodrigo Rato und Richard Branson.

In einem satirischen Video 2018 für den Staatssender CGTN über den Handelskrieg zwischen China und den USA bedankte sich Cheng sarkastisch bei US-Präsident Donald Trump für all die Dinge, die er für China getan hatte.

Dies war „eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen die staatlichen Medien den US-Präsidenten seit dem Beginn des Handelskriegs persönlich aufs Korn genommen haben, wobei die meisten Berichte einen weniger konfrontativen Ton anschlugen.„ schrieb damals die SOUTH CHINA MORNING POST.

Am 22. August 2018 wurde das Video allerdings von den offiziellen YouTube- und Twitter-Konten des Staatssenders entfernt, wenige Stunden bevor sich chinesische und amerikanische Vertreter in Washington trafen, um den Handelskrieg zu besprechen.

Am 13. August 2020 wurde Cheng Lei von den chinesischen Behörden festgenommen. Erst zwei Wochen später gab man ihre Inhaftierung öffentlich zu. Umgehend entfernte CGTN die Biografie und Details über Cheng von seiner offiziellen Website. Ihre Verhaftung führte auch zu einer weiteren Eskalation der Spannungen zwischen Australien und China. Elaine Pearson, die Leiterin von „Human Rights Watch Australia“, bezeichnete Chengs Festnahme als möglichen Fall von Geiseldiplomatie. Die amerikanische Zeitung THE GUARDIAN und einige australische Medien zogen Parallelen zur Festnahme der Kanadier Michael Kovrig und Michael Spavor im Dezember 2018, die erfolgte, nachdem Kanada die Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou verhaftet hatte.

Am 8. September 2020 gab ein chinesischer Regierungsbeamter bekannt, dass Cheng Lei „verdächtigt wird, kriminelle Aktivitäten auszuführen, die Chinas nationale Sicherheit gefährden.“ In diesem Zusammenhang begann die chinesische Staatssicherheitspolizei auch gegen zwei in China ansässige australische Journalisten zu ermitteln. Bill Birtles von der AUSTRALIAN BROEADCASTING CORPORATION hatte schon kritische Artikel über den Aufstieg des chinesischen Präsidenten Xi Jinping geschrieben, den Handelskrieg zwischen China und den USA, die Proteste in Hongkong 2019-20, die Anfänge der COVID-19-Pandemie und die Beziehung zwischen Australien und China.

Als seine australische Kollegin Cheng Lei ohne Anklage inhaftiert worden war, rieten australische Diplomaten dem kritischen Journalisten Birtles, China zu verlassen. In der Nacht vor seinem Flug aus China besuchten sieben Polizeibeamte seine Wohnung, um ihm mitzuteilen, dass er China nicht verlassen dürfe. Das Gleiche geschah auch Michael Smith von der AUSTRALIAN FINANCIAL REVIEW. Am nächsten Morgen suchte Birtles die australische Botschaft in Peking auf. Nach ein paar Tagen durfte Birtles China verlassen, nachdem er ein Gespräch mit den chinesischen Behörden über die inhaftierte australische Staatsbürgerin Cheng Lei geführt hatte.

Quelle: Wikipedia

Künstlerin: Susanne Köhler