Ilham Tohti, * 1969 in China (Xinjiang), in chinesischer Haft seit 2014

Ilham Tohti, * 1969 in China (Xinjiang), in chinesischer Haft seit 2014

Ilham Tohti ist ein uigurischer Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und Regimekritiker.  2014 wurde er von einem chinesischen Gericht zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt – wegen „Separatismus“.

Tohti lehrte als Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Zentralen Nationalitäten-Universität. 

2006 gründete er die Website UYGUR ONLINE.COM mit dem Zweck, das gegenseitige Verständnis zwischen Han-Chinesen (der Mehrheitsbevölkerung) und der diskriminierten und zunehmend verfolgten Minderheit der Uiguren zu fördern. Die chinesischen Behörden schlossen ab 2008 mehrmals die Internetseite, die von RADIO FREE ASIA  als „moderne, intellektuelle Website für soziale Themen“ eingeschätzt wurde.

Im März 2009 kritisierte Tohti in einem Radiointerview die Politik der chinesischen Regierung in Xinjiang, besonders die Siedlungspolitik in Bezug auf die Han-Chinesen. Durch diese Politik werde das Problem der Arbeitslosigkeit unter den Uiguren verschärft. Des Weiteren kritisierte er den Gouverneur von Xinjiang, Nur Bekri, als „unqualifiziert“ und verlangte für Xinjiang die konkrete Umsetzung des Gesetzes für regionale Autonomie.

Tohti vertrat den Standpunkt, dass uigurische Aktivisten in Xinjiang und internationale Terroristengruppen wie Al-Qaida keine Verbindung hätten und die chinesische Regierung und Medien den Kampf gegen den Terrorismus als Grund vorschöben, um die Minderheiten stärker anzugreifen.

Noch im März 2009 wurde Tohti verhaftet und unter dem Vorwurf, separatistische Bestrebungen zu unterstützen, mehrmals verhört. Nachdem Anfang Juli 2009 in Ürümqi, der Hauptstadt Xinjiangs, Unruhen mit mehr als 150 Todesopfern unter Han-Chinesen wie Uiguren ausgebrochen waren, behauptete Gouverneur Bekri, die wieder aktive Website UYGUR ONLINE.COM habe die Ereignisse provoziert. Tohti wurde abermals verhaftet. Das Schriftsteller- und Blogger-Ehepaar Wang Lixiong und Tsering Woeser veröffentlichten in ihrem Blog eine Petition zu seiner Freilassung. Am 14. Juli 2009 hatten bereits mehr als 250 Han-Chinesen und auch Vertreter ethnischer Minderheiten wie der Blogger Ran Yunfei, ein Angehöriger der buddhistischen Minderheit der Tu, die Petition mit der Bitte um Freilassung Tohtis unterzeichnet. Insgesamt unterzeichneten die Petition 397 Menschen aus 30 Ländern. Im August 2009 wurde Tohti aus der Haft entlassen. Seine Reisefreiheit und die seiner Familienangehörigen blieb jedoch eingeschränkt.

Im Januar 2014 wurden Ilham Tohti und seine Mutter in Peking erneut inhaftiert, monatelang ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und gefoltert. 

Im September 2014 verurteilte ihn das Mittlere Volksgericht von Ürümqi nach zwei Verhandlungstagen wegen „Anstiftung zum Separatismus“ zu lebenslanger Freiheitsstrafe und beschlagnahmte sein Vermögen. Die Berufung seines Verteidigers, der bei der Gerichtsverhandlung nicht anwesend sein durfte, blieb erfolglos. Im Dezember 2014 wurde Ilham Tohti in das Gefängnis Nr. 1 der Region Xinjiang verlegt, wo er sich seitdem befindet.

2016 wurde Ilham Tohti der von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen verliehene Martin-Ennals-Preis zuerkannt. Im Jahr darauf erhielt er den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar.

2019 erhielt er den Václav-Havel-Menschenrechtspreis und im selben Jahr den Sacharow-Preis;, der von seiner Tochter stellvertretend entgegengenommen wurde.

Quellen: Amnesty International; Deutsche Welle; Wikipedia

Künstler: Thomas Ormond