Remzi Bekirov, *1985 Ukraine/ Krim , seit 2019 in russischer Haft

Remzi Bekirov, *1985 Ukraine/ Krim , seit 2019 in russischer Haft

Remzi Bekirov ist von Beruf Historiker und Reiseleiter. Er reagierte aber auf die zunehmende Verfolgung der Krim-Tataren unter der russischen Besatzung, indem er einer der ersten Bürgerjournalisten der „Krim-Solidarität“ wurde. Er berichtete über bewaffnete Durchsuchungen, Verhaftungen und politisch motivierte Prozesse.

Bekirow und einige andere Aktivisten der Krim-Solidarität wurden im Februar 2017 für fünf Tage inhaftiert, weil sie Informationen über die bewaffnete Durchsuchung der Wohnung von Marlen Mustafaev, eines Aktivisten der Krimtataren, ins Internet stellten.

Im März 2017 informierte Remzi Bekirov über die Verhaftung von Erzbischof Klyment und trug dazu bei, dass die zunehmende Repression gegen Krimtataren nicht unbemerkt blieb. Kurz vor seiner Verhaftung war er als Korrespondent für die unabhängige russische Internet-Publikation GRANI.RU akkreditiert worden. Im gleichen Monat wurde Bekirow erneut festgenommen und mit der Anklage „Verbreitung von extremistischem Material“ konfrontiert.

Bei dem vermeintlich extremistischen Inhalt handelte es sich um einen erneut geposteten Videoclip über die „Prymorskij Partisanen“. Dies ist eine Bürgerwehr, die gegen Polizisten vorgeht, welche sie der Brutalität und Korruption beschuldigt. Der Beitrag selbst stammte aus dem Jahr 2009, also fünf Jahre vor der Annexion der Krim durch Russland. Bekirov musste drei Tage im Gefängnis bleiben.

Bekirow selbst bezeichnete die Maßnahmen gegen ihn als eine Botschaft an alle Krimtataren, „dass sie Angst haben, sich nicht outen und nicht aktiv werden sollen“. Weder er noch die anderen Aktivisten ließen sich einschüchtern und berichteten weiterhin über die Repressionen und halfen aktiv den Familien der politischen Gefangenen.

Russische Strafverfolgungsbehörden nahmen Bekirow am 27. März 2019 in Rostow am Don ein weiteres Mal fest. Remzi Bekirov hielt sich oft in Rostow am Asowschen Meer auf, da er dorthin als Journalist zu Gerichtsverhandlungen ging oder politischen Gefangenen Carepakete brachte. 

Als das CPJ (Committee to Protect Journalists) im Dezember 2021 eine Gefängniszählung durchführte, hatte Russland mindestens vier Journalisten, darunter Bekirow, als Vergeltung für ihre Arbeit auf der besetzten Krim inhaftiert.

Der offensichtliche Angriff auf zivilgesellschaftliche Aktivist:innen und Journalist:innen wurden von der internationalen Gemeinschaft auf breiter Front verurteilt: Human Rights Watch erklärte, dass die Versuche, politisch aktive Krimtataren als Terroristen darzustellen, darauf abzielen, sie zum Schweigen zu bringen. Und Freedom House und Civil Rights Defenders stellten ebenfalls klar, dass die Verhaftungen dazu dienten, Krimtataren zu terrorisieren.

Am 18. Juli 2019 nahm das Europäische Parlament eine Entschließung an, in der es alle krimtatarischen Aktivisten als politische Gefangene bezeichnete und Russland zur Freilassung aufforderte.

Am 10. März 2022 verurteilte das Militärgericht in der russischen Stadt Rostow am Don Remzi Bekirow zu 19 Jahren Gefängnis wegen angeblicher Organisation von Aktivitäten einer terroristischen Organisation. Das Gericht entschied, dass Bekirov die ersten fünf Jahre seiner Strafe in einem Gefängnis und die restlichen 14 Jahre in einer Hochsicherheitskolonie verbüßen wird.

„Die moralische Unterstützung normaler Menschen hilft am meisten“, sagt seine Frau Khalida Bekirova. „Wenn Leute sagen: ‚Wir wissen, dass Ihr Mann kein Terrorist, kein Verbrecher ist und dass er seine Freiheit in diesem friedlichen Kampf gegen die russische Unterdrückung geopfert hat‘, geben uns diese unterstützenden Worte Kraft, weiterzukämpfen“.

Remzi Bekirow und seine Frau haben drei Kinder – zwei Jungen Mukhammed und Salakhuddin und eine kleine Tochter, Safiye.

Quellen:

https://khpg.org/en/1584843820

https://prisonersvoice.app/de/remzi-bekirov

www.cpj.org

Künstler: Achim Ripperger