Hassan Mohammed Qambar, * 1997 in Bahrain, 2018 verurteilt zu 100 Jahren Gefängnis

Hassan Mohammed Qambar ist ein junger Fotojournalist im arabischen Golfstaat Bahrain. Er begann 2011, über die örtliche Protestbewegung im Rahmen des „Arabischen Frühlings“ zu berichten. Mehrmals wurde er verhaftet und misshandelt. Seit Juni 2018 sitzt er wieder in Haft. Von einem Gericht für Staatssicherheit wurde er wegen angeblicher Verbindung zu einer Terrororganisation und anderen Straftaten zu einer Gesamtstrafe von über 100 Jahren Gefängnis verurteilt.

Qambar berichtete in Bahrain seit Anfang 2011 für internationale Medien wie RUPTLY TV und RUSSIA TODAY über die Proteste gegen die autoritäre Regierung und die anschließenden Unterdrückungsmaßnahmen und Menschenrechtsverletzungen. Im April 2011 wurde er das erste Mal verhaftet und wegen Vorwürfen des Vandalismus und der Verbreitung falscher Nachrichten zu einer Haftstrafe von anderthalb Jahren verurteilt. Ein Jahr später reduzierte das Berufungsgericht seine Strafe und veranlasste seine Freilassung. Nachdem Qambar wieder mit seiner journalistischen Tätigkeit angefangen hatte, wurde sein Wohnhaus vier Monate später, im Juni 2012 von Agenten der Staatssicherheit durchsucht. Er selbst versteckte sich daraufhin und arbeitete im Untergrund weiter. In den folgenden sechs Jahren kam es zu mehr als 60 Durchsuchungen des Hauses und zu einer Vielzahl von Verurteilungen in Abwesenheit aufgrund von Anklagen wegen „Verbrennung von Reifen“, „Beschädigung eines Strommasts“, „Randalieren und Verursachung von Chaos“, „Angriff auf einen Polizeibeamten“ und „Verbindung zu einer Terrororganisation“. Nach Informationen von Reporter ohne Grenzen ging es jedoch bei den späteren Verhören durchweg um Qambars Tätigkeit als Fotoreporter.

Am 12. Juni 2018 wurde der 31-jährige Qambar schließlich festgenommen und im gleichen Jahr vom Nationalen Sicherheitsgericht zu einer Gesamtstrafe von über 100 Jahren Haft verurteilt. Er ist im Bahrainer Jau-Gefängnis inhaftiert, das für Folter und mangelnde medizinische Hilfe berüchtigt ist. Da Qambar wegen einer vermutlichen Blutkrankheit solche Hilfe benötigt, wird um sein Leben gefürchtet.

Bahrain steht mittlerweile auf Platz 169 von 180 in der Rangliste der Pressefreiheit 2020 von Reporter ohne Grenzen. Die Regierung unterbindet seit dem Beginn pro-demokratischer Proteste 2011 jede unabhängige Berichterstattung. Das Internet wird umfassend kontrolliert und zur Überwachung von DissidentInnen eingesetzt. Viele JournalistInnen, insbesondere Fotografen und Kameraleute, wurden aufgrund von Vorwürfen wie Teilnahme an Demonstrationen, Zerstörung von Eigentum oder Terrorunterstützung zu langjährigen, manchmal lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Die Festgenommenen berichten von Folter, mehrere starben in Polizeihaft. Für ausländische Reporter ist es schwer, ein Journalistenvisum zu erhalten. 

Quellen: RSF / Reporter ohne Grenzen, Americans for Democracy & Human Rights in Bahrain (adhrb)

Künstler: Thomas Ormond