Emilia Sercan, *  Rumänien, erhielt 2019 Morddrohungen

Emilia Sercan, *  Rumänien, erhielt 2019 Morddrohungen

Der Chef der rumänischen Polizeiakademie und sein Stellvertreter traten im April 2019 auf Verlangen der Innenministerin zurück. Den beiden war vorgeworfen worden, Morddrohungen gegen die Journalistin Emilia Sercan veranlasst zu haben, falls diese ihre Berichte über Plagiatsfälle in der Polizeiakademie nicht einstelle.

Sercan hatte in der Online-Zeitung PRESSONE.RO eine Serie von Berichten über mutmaßlich plagiierte Doktorarbeiten von Absolventen der Polizeiakademie veröffentlicht. Unter anderem ging es auch um die Arbeit des Akademiechefs, Adrian Iacob. Daraufhin bekam sie eigenen Angaben zufolge eine Morddrohung von einem Unbekannten, den die Staatsanwaltschaft später als Mitarbeiter der Polizeiakademie identifizierte, den die beiden Akademiechefs beauftragt haben sollen. Er wurde festgenommen.

Monatelang schon hatte die Investigativjournalistin Emilia Sercan auf Grund ihrer Arbeit als Lektorin an der Bukarester Journalistikfakultät Morddrohungen erhalten. Denn seit Jahren beschäftigt sie sich mit der Aufdeckung von Plagiaten. So zum Beispiel, dass ein großer Teil der von der rumänischen Polizeiakademie betreuten Doktorarbeiten abgeschrieben waren. 

In Rumänien bedeutet ein Doktortitel nicht nur Prestige, sondern auch Privilegien. «Doktor» auf der Visitenkarte heisst automatisch hunderte Euro mehr Lohn pro Monat für Staatsangestellte, höchste Lohnstufe für Lehrer, Anwaltsdiplom ohne Prüfung für Juristinnen.

Im kommunistischen Rumänien hatte kaum jemand studiert und doktoriert. Durch die Privilegien für Doktoren hat das demokratische Rumänien später den Forschergeist fördern wollen. Dummerweise hat man dabei vergessen, dass die Schule oft schlecht auf einen echten Doktortitel vorbereitet. 

Deshalb bezahlen manche Studenten ihren Doktorvater dafür, dass dieser die Arbeit nicht so genau anschaue.

„Die Dinge in Rumänien ändern sich langsam zum Guten“, sagt Professorin Rodica Zafiu. So würden heute viele Universitäten mit dem Computer überprüfen, ob die Arbeiten ihrer Doktoranden echt seien. 

Die für rumänische Verhältnisse recht schnelle Reaktion der Behörden wurde mittlerweile auch von Reporter ohne Grenzen gelobt. Die Journalistin Sercan hat aber noch viel zu tun. Seit dem Ende des Kommunismus vor 30 Jahren sind in Rumänien 70 000 Doktorarbeiten geschrieben worden. Sercan vermutet, dass davon 20 000 Plagiate seien. Das will sie nun überprüfen. Morddrohungen hin oder her.

Quelle: TAZ, SRF (Schweizer Radio und TV), REUTERS

Künstlerin: Ernestine Kuger-Hoberg