Marlene Förster, *1993 Deutschland, 2022 einen Monat lang in irakischer Haft

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Marlene Förster, *1993 Deutschland, 2022 einen Monat lang in irakischer Haft

Marlene Förster ist eine freischaffende Journalistin, Aktivistin und Studentin aus Darmstadt bei Frankfurt. Sie arbeitet unter anderem für die monatlich in Hamburg erscheinende Publikation „ANALYSE & KRITIK“, Untertitel „Zeitung für linke Debatte und Praxis“. Vorrangig hat sich Förster mit den Konflikten im Nahen Osten und der kurdischen Freiheitsbewegung beschäftigt.Förster recherchierte immer wieder über den Kampf der Jesid:innen, aber auch der Kurd:innen um ein Recht auf Selbstbestimmung. Zuletzt hatte sie zur Lebensrealität von Jesidinnen und Jesiden im Nordirak  recherchiert. 

2014 verübte die Terrormiliz des sogenannten Islamischen Staates an dieser Minderheit einen Genozid. Kurz nach dem Massaker berichteten Medien weltweit über die Versklavung jesidischer Frauen. Mittlerweile findet sich in den Medien jedoch kaum noch etwas dazu. Förster und ihr slowenischer Kollege Kavčič wollten mit ihrer Recherche einen Beitrag dazu leisten, den Genozid, seine Folgen und ihre Bewältigung wieder in die Öffentlichkeit zu tragen. Inhalt und Ziel der Recherche waren die gesellschaftliche Entwicklung in der nordirakischen Stadt Sengal  (Sindschar). Im Grenzgebiet zwischen Irak, Syrien, Türkei und Iran spitzte sich die Lage zu, nachdem die Türkei im April 2022 dort Angriffe auf die PKK geflogen hatte.

Am 20. April 2022 war Förster zusammen mit ihrem Kollegen Matej Kavčič im nordirakischen Sindschar-Gebiet, dem Siedlungsgebiet der Jesid:innen, unterwegs. Beide wurden an einem Checkpoint der irakischen Armee festgenommen.

Die irakische Regierung legt Recherchen über die Jesid:innen oftmals als Terrorunterstützung aus. Berichterstattung über mutmaßliche Verbrechen an den Kurden interpretieren die irakischen Behörden häufig als Sympathie mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Marlene Förster wurde Terrorunterstützung und Spionage vorgeworfen.                                                             

Erst acht Tage nach ihrer Festnahme gab es wieder ein Lebenszeichen von der 29-jährigen Journalistin. Nach einem Hungerstreik durfte sie eine Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft  besuchen. Förster wurde in einer Einzelzelle im Hauptquartier des Irakischen Geheimdienstes in Bagdad festgehalten.

In einer gerichtlichen Anhörung ließen die irakischen Behörden den Vorwurf der Terrorunterstützung fallen.

Die Verhaftung sorgte deutschlandweit für Empörung. Freunde, Familie, „Reporter ohne Grenzen“ und der Deutsche Journalistenverband hatten sich für ihre Freilassung eingesetzt. Die Petition unter «www.change.org» war von mehreren tausend Personen unterzeichnet worden. In mehreren Städten gab es Solidaritätskundgebungen. Die Unterzeichner forderten die Bundesregierung auf, sich für die Freilassung der Journalisten einzusetzen.

Am 20. Mai 2022, vier Wochen nach ihrer Festnahme, wurde sie überraschend freigelassen. Die Ermittlungen gegen sie wegen Spionage und illegaler Einreise laufen im Irak allerdings weiter.

Bis heute ist kein Frieden in der Region eingekehrt. Zudem hat die irakische Armee im Mai 2022 Angriffe auf jesidische Milizen in der Sindschar-Region gestartet. (Stand Mai 2022)

Quellen:

https://www.fr.de/

https://perspektive-online.net

https://www.hr.de

https://www.op-marburg.de/

https://www.ekhn.de

Künstler: Fritz Giersbach