Nazanin Zaghari-Ratcliffe, * 1978 Iran, in Haft von 2016 bis 2022

Nazanin Zaghari-Ratcliffe, * 1978 Iran, in Haft von 2016 bis 2022

Zaghari-Ratcliffe ist eine iranisch-britische Journalistin. Sie arbeitete für die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt BBC im Bereich Entwicklungshilfe und war später auch Mitarbeiterin der Journalisten-Stiftung von Thomson Reuters. 

Im Juni 2016 wurde sie festgenommen, als sie den Iran nach einem Besuch bei ihren Eltern wieder verlassen wollte. Ihre 2-jährige Tochter Gabriella wurde den Großeltern übergeben. Zaghari-Ratcliffe  wurde unter dem Vorwurf der Spionage und des Umsturzversuchs gegen die iranische Regierung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ihre Tätigkeit für nichtiranische Medien bzw. deren Stiftungen werteten Vertreter der iranischen Regierung als Mittel eines Umsturzversuches und begründeten so die Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis. Der Fall führte zu starken Spannungen zwischen Großbritannien und der Islamischen Republik. 

Vor der Verhaftung von Nazanin Zaghari-Ratcliffe verschärften sich lange bestehende Reibungen zwischen der britischen und der iranischen Regierung. Großbritannien besteht u.a. auf noch ausstehende Zahlung von ca. 300 Millionen Pfund für Waffenlieferungen aus dem Jahr 1976. 

Gleichzeitig betrachtet die iranische Regierung jede Form von unabhängigem Journalismus als feindselig. 

Während ihres Prozesses wurde Nazanin Zaghari-Ratcliffe ein aus Unwissen entstandenes Statement des damaligen britischen Außenministers Boris Johnson zum Verhängnis. Kurz nach ihrer Inhaftierung erklärte dieser, sie habe während ihres Iran-Aufenthaltes lediglich junge Journalisten ausgebildet. Johnson entschuldigte sich dafür, denn das entsprach nicht der Wahrheit. Trotzdem legen die iranischen Behörden die angebliche Zusammenarbeit mit iranischen Journalisten als “Beleg” für “Spionage” aus.

Rund eineinhalb Jahre verweigerte die iranische Justiz der Journalistin, das britische Konsulat zu kontaktieren, den Kontakt zu ihrem in England lebenden Ehemann blockieren die Behörden und verweigern ihm ein Visum. Ihre Tochter darf sie wöchentlich nur eineinhalb Stunden sehen.

Nazanin begann nach mehrjähriger Haft einen Hungerstreik, den sie anlässlich des 5. Geburtstages ihrer Tochter nach zwei Wochen beendete. Sie wurde vom Evin-Gefängnis in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses in der Hauptstadt verlegt. Sie hatte u.a. nach der erneuten Trennung von ihrer Tochter einen psychischen Zusammenbruch erlitten. 

Ihr Mann ging vor der iranischen Botschaft in London gegen ihre Haft auf die Straße.

Nach Überzeugung der INTERNATIONALEN GESELLSCHAFT FÜR MENSCHENRECHTE missbraucht die iranische Regierung die Doppelstaatlerin, um ausländische Journalisten einzuschüchtern und zur Selbstzensur zu zwingen. (Stand Oktober 2019)

Inmitten der Covid-19-Pandemie 2020 wurde die inzwischen 42-jährige Nazanin auf freien Fuß gesetzt und lebt derzeit im Haus ihrer Eltern in Teheran, mit einem Peilsender am Knöchel gesichert. Sie darf sich in  höchstens 300 Meter vom Haus entfernen.

Am 16. März 2022 wurde sie freigelassen.

Quelle: Wikipedia, amnesty international

Künstlerin: Susanne Köhler