Mahnmal der Pressefreiheit
Wir zeichnen ermordete und inhaftierte Journalist:innen aus der ganzen Welt, weil wir ihren Mut bewundern und ihnen ein Denkmal setzen wollen.
Wir sind Künstler:innen aus aller Welt. Wir zeigen unsere Portraits in dieser Online-Ausstellung und weltweit in einer Wanderausstellung.
Wer waren diese Journalist:innen, warum wurden sie ermordet?
Remember their faces –
Remember their stories
Ohne freien Journalismus ist Demokratie nicht möglich.
Wir sind eine Künstlergruppe, die sich ursprünglich im ATELIER 13 im Frankfurter Stadtteil Heddernheim zusammengefunden hat. Mittlerweile haben sich uns nationale und internationale Künstler*innen angeschlossen.
Seit 2015 zeichnen und malen wir ermordete Journalistinnen und ermordete Journalisten aus der ganzen Welt und zeigen ihre Portraits weltweit.
Seit 2017 zeigen wir die Bilder in dieser Online-Ausstellung und als Wanderausstellung, die durch ganz Deutschland tourt und auch international gezeigt wird.
Über die Situation der Pressefreiheit in den jeweiligen Ländern informieren wir in begleitenden Texten. Auch über die historischen Hintergründe erstellen wir fortwährend Texte und aktualisieren sie. Wie kam es zu dem Mord, warum wurden Reporterinnen und Reporter ins Gefängnis gesteckt? Kamen sie wieder frei? Wer setzte sich für sie ein?
Die Besucherinnen und Besucher unserer Ausstellungen sollen darüber hinaus die Gelegenheit erhalten, sich für die Inhaftierten zu engagieren.
Sie können in den Ausstellungen ausgelegte Petitionen für inhaftierte JournalistInnen unterschreiben oder sich an Briefaktionen beteiligen.
Wir möchten mit unserem Mahnmal der Pressefreiheit aber nicht nur intellektuell informieren, sondern die Besucher:innen auch emotional erreichen.
Nach unserer Auffassung ist es Aufgabe der Kunst, einer Idee ein Bild oder einen Ort zu verschaffen.
Vielleicht kreieren wir mit der Ausstellung der Portraits einen Ort der Würdigung:
des enormen Mutes, des Gemeinsinns und des Aufklärungswillens der gezeigten „Wahrheitskämpfer“.
Wenn diese Kraft sich dann irgendwie auf die Betrachtenden überträgt, so wie wir Künstler:innen es beim Zeichnen manchmal erlebt haben, das wäre was….
Die Ausstellung ist ein offenes Projekt und möchte alle Künstlerinnen und Künstler, die sich das Portraitzeichnen zutrauen, einladen, sich uns anzuschließen.
Es kommen laufend Portraits von ermordeten und verhafteten Journalistinnen und Journalistenn hinzu, sodass die „Galerie der ermordeten und verfolgten Journalist:innen“ ständig wächst.
So entsteht eine mobile und eine virtuelle Gedenkstätte für die „Wahrheitskämpferinnen“ und „Wahrheitskämpfern“ in aller Welt als Mahnmal der Pressefreiheit.
Auslöser: Der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo
„Januar 2015 – der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris erschütterte mich als Comiczeichnerin unmittelbar. In den Wochen darauf fielen mir die zahlreichen kleinen Zeitungsmeldungen auf, die von der Ermordung von Journalistinnen und Journalisten überall auf der Welt fast täglich berichteten. So ganz am Rande, als wäre es das Normalste der Welt. Schrecklich! Doch ich wollte aus diesem Ohnmachtsgefühl, das sich zwangsläufig eingestellt hat, etwas Produktives machen – und so entstand die Idee, diesen mutigen Menschen ein Denkmal zu setzen, im Rahmen meiner Möglichkeiten als Portraitzeichnerin.
Schon bei den ersten Versuchen merkte ich, dass es dabei nicht in erster Linie um eine fotographische Ähnlichkeit gehen würde. Die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Getöteten und mit den Zuständen in dem jeweiligen Land setzten eine sehr intensive Dynamik in Gang: zunächst ein fremdes Gesicht auf dem Foto, das ich im Internet recherchiert hatte – beim Abzeichnen floss das Wissen um das Schicksal in meine Wahrnehmung ein – ich kannte das Ende dieses Menschen, aber auf dem Foto schaut er oder sie mich fröhlich, mutig oder nachdenklich an, ohne von drohenden Schicksal etwas zu ahnen. Bedrückende und dann auch liebevolle Gefühle, Trauer und Achtung vor dem Mut, dem Heldenhaften mischten sich während des Zeichnens zu einer außergewöhnlichen Annäherung, die das Bild auflud und intensiv machte. So etwas hatte ich vorher nicht erlebt. Es fühlte sich richtig an und das gab mir die Energie, weiter zu machen.
Ich sprach die PortraitzeichnerInnen im Atelier an und konnte viele für die Idee gewinnen. Einige berichteten mir, dass sie ganz Ähnliches erlebt hatte. Und es entstanden viele weitere Journalistenportraits. In den ersten sieben Jahren haben wir fast 700 Portraits gezeichnet. Unsere „Galerie der ermordeten und inhaftierten Journalist:innen“ soll auf die Betrachter aber nicht erschütternd und deprimierend wirken. Deshalb wollen wir auch inhaftierte und vom Tod bedrohte Journalist:innenen als Portrait zeigen. Deren Schicksal können wir vielleicht noch beeinflussen.“
(Susanne Köhler)