Wir sind eine Künstlergruppe, die sich ursprünglich im ATELIER 13 im Frankfurter Stadtteil Heddernheim zusammengefunden hat. Mittlerweile haben sich uns Künstler*innen aus ganz Deutschland angeschlossen.
Seit 2015 zeichnen und malen wir Portraits ermordeter und inhaftierter Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt.
Seit 2017 zeigen wir die Bilder in dieser Online-Ausstellung und als Wanderausstellung, die durch ganz Deutschland tourt.
Über die Situation in den jeweiligen Ländern und die Todesumstände bzw. die Hafturteile informieren wir in begleitenden Texten.
Die Besucher sollen darüber hinaus die Gelegenheit erhalten, sich für die Inhaftierten zu engagieren.
Sie können in den Ausstellungen ausgelegte Petitionen für inhaftierte JournalistInnen unterschreiben oder sich an Briefaktionen beteiligen.
Wir möchten die Besucher nicht nur intellektuell informieren, sondern auch emotional erreichen.
Nach unserer Auffassung ist es Aufgabe der Kunst, einer Idee ein Bild oder einen Ort zu verschaffen.
Vielleicht kreieren wir mit der Ausstellung der Portraits einen Ort der Würdigung:
des enormen Mutes, des Gemeinsinns und des Aufklärungswillens der gezeigten „Wahrheitskämpfer“.
Wenn diese Kraft sich dann irgendwie auf die Besucher überträgt, so wie wir Künstler es beim Zeichnen zum Teil erlebt haben, das wäre was….
Die Ausstellung ist ein offenes Projekt und möchte alle Künstler, die sich das Portraitzeichnen zutrauen, einladen, sich uns anzuschließen.
Es kommen laufend Portraits hinzu, sodass die „Galerie der ermordeten und verfolgten Journalisten“ ständig wächst.
So entsteht eine mobile und eine virtuelle Gedenkstätte für die WAHRHEITSKÄMPFER in aller Welt als Mahnmal der Pressefreiheit.
Auslöser: Der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo
„Januar 2015 – der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris erschütterte mich als Comiczeichnerin unmittelbar. In den Wochen darauf fielen mir die zahlreichen kleinen Zeitungsmeldungen auf, die von der Ermordung von Journalistinnen und Journalisten überall auf der Welt fast täglich berichteten. So ganz am Rande, als wäre es das Normalste der Welt. Schrecklich! Doch ich wollte aus diesem Ohnmachtsgefühl, das sich zwangsläufig eingestellt hat, etwas Produktives machen – und so entstand die Idee, diesen mutigen Menschen ein Denkmal zu setzen, im Rahmen meiner Möglichkeiten als Portraitzeichnerin.
Schon bei den ersten Versuchen merkte ich, dass es dabei nicht in erster Linie um eine fotographische Ähnlichkeit gehen würde. Die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Getöteten und mit den Zuständen in dem jeweiligen Land setzten eine sehr intensive Dynamik in Gang: zunächst ein fremdes Gesicht auf dem Foto, das ich im Internet recherchiert hatte – beim Abzeichnen floss das Wissen um das Schicksal in meine Wahrnehmung ein – ich kannte das Ende dieses Menschen, aber auf dem Foto schaut er oder sie mich fröhlich, mutig oder nachdenklich an, ohne von drohenden Schicksal etwas zu ahnen. Bedrückende und dann auch liebevolle Gefühle, Trauer und Achtung vor dem Mut, dem Heldenhaften mischten sich während des Zeichnens zu einer außergewöhnlichen Annäherung, die das Bild auflud und intensiv machte. So etwas hatte ich vorher nicht erlebt. Es fühlte sich richtig an und das gab mir die Energie, weiter zu machen.
Ich sprach die PortraitzeichnerInnen im Atelier an und konnte viele für die Idee gewinnen. Einige berichteten mir, dass sie ganz Ähnliches erlebt hatte. Und es entstanden viele weitere Journalistenportraits. In den ersten fünf Jahren haben wir fast 400 Portraits gezeichnet. Unsere „Galerie der ermordeten und inhaftierten Journalisten“ soll auf die Betrachter aber nicht erschütternd und deprimierend wirken. Deshalb wollen wir auch inhaftierte und vom Tod bedrohte Journalistenportraits zeigen. Deren Schicksal können wir vielleicht noch beeinflussen.“
(Susanne Köhler)