2025 Frankfurter Allgemeine Zeitung
2024 Frankfurter Neue Presse
2023 Giessener Anzeiger
Susanne Köhler und Gerhard Keller vom Verein »Wahrheitskämpfer« mit Ausstellungstafeln, die an ermordete und inhaftierte Journalisten erinnern.
Foto: Schäfer © Schäfer 20.11.2023
Eine gemeinsame Veranstaltung der deutsch-ukrainischen Initiative »Genau« und dem Verein »Wahrheitskämpfer« widmete sich im Gießener DGB-Haus dem Thema Pressefreiheit.
Gießen. Wie kommt man auf die Idee zu einem Projekt mit dem Titel »Zeichnen und schreiben für die Freiheit«? Und wie gründet man daraufhin den Verein »Wahrheitskämpfer«, um für die Pressefreiheit in aller Welt einzutreten? Dies erfuhren die Besucher einer gemeinsamen Veranstaltung der deutsch-ukrainischen Initiative »Genau« und dem Verein »Wahrheitskämpfer« am Wochenende im Gießener DGB-Haus.
Das Ziel von »Genau« ist es, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzubringen, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, mit Muttersprachlern zu kommunizieren und durch eine Reihe kreativer Ansätze ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Als Vorsitzender der deutsch-ukrainischen Initiative sprach Ievgenii Safronov in Ukrainisch, Dolmetscherin Oleksandra Nychyporchuk übersetzte. Über die Arbeit des Kunstprojekts informierten die Vereinsvorsitzende Susanne Köhler (Frankfurt) und ihr Lebensgefährte Gerhard Keller (Gießen), der in die Vorstandsarbeit eingebunden ist. Keller ist der Ukraine durch sein jahrzehntelanges humanitäres Engagement für die Tschernobyl-Opfer verbunden.
Mord in Mexiko als Auslöser
Susanne Köhler berichtete, wie es zu dem Projekt gekommen ist. Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin »Charlie Hebdo« 2015 in Paris habe sich überall Angst verbreitet. »Vor allem bei Menschen, die wie ich künstlerisch arbeiten. Die kritisieren und sich über Dinge lustig machen.« Sie selber zeichne Comics; auch über Salafisten. »Da mein Atelier in Frankfurt frei zugänglich ist, hatte ich Angst, dass jemand hereinkommt und schießt.«
Dann habe sie einen Zeitungsartikel über einen in Mexiko ermordeten Journalisten gelesen. Der habe zuvor Morddrohungen erhalten und trotzdem weitergearbeitet. »Da kam mir meine eigene Angst lächerlich vor und ich habe seinen Mut bewundert.«
Der Mord brachte sie dazu, diesen Menschen zu zeichnen, um ihm ein künstlerisches Denkmal zu setzen. Danach sei die Idee entstanden, alle Journalisten zu portraitieren, die ermordet wurden. »Ich habe schnell mitbekommen, dass jedes Jahr rund 100 Journalisten umgebracht werden.« Sie fragte befreundete Künstler, ob sie bei dem Projekt mitmachen würden – und so haben mittlerweile 80 internationale Teilnehmer an dem Projekt mehr als 800 Portraits gezeichnet, die im Internet zu sehen sind (www.wahrheitskaempfer.de). Der Slogan: »Remember their faces – Remember their stories« (Denk an ihre Gesichter – Denk an ihre Geschichten).
»Wer diese Journalisten waren und warum sie ermordet oder inhaftiert wurden, steht in den seriös recherchierten Geschichten dazu.« 2019 gründete Köhler dann einen Verein. »Es wurde Geld benötigt, um Plakate zu drucken und Ausstellungen zu organisieren.« Neben dieser virtuellen Gedenkstätte zeigt der Verein die Portraits auch international in einer Wanderausstellung.
Dabei kooperiert er mit Organisationen wie der Unesco, Reporter ohne Grenzen, Amnesty International oder der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). So waren die Arbeiten bereits in Den Haag, Genf und Accra (Ghana) zu sehen. Zuletzt wurden sie im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin im April und Mai gezeigt. Der Kerngedanken dabei: »Ohne freien Journalismus ist Demokratie nicht möglich.«
Gerhard Keller berichtete von einer Mail, die er aus China erhalten hat. »Der Absender » war sehr gerührt darüber, dass sich Menschen im fernen Deutschland mit dem Schicksal von verfolgten uigurischen Journalisten befassen und diese zeichnen.« Er habe sich dafür mehrfach bedankt und »Grüße vom anderen Ende der Welt« gesendet.
Nach der jüngsten Ausstellung im Haus der Bundespressekonferenz sei eine Mail von einer ägyptischen Journalistin eingegangen, »die uns sehr berührt hat und über die wir wirklich glücklich waren.« Nach einer 16 Monate langen Inhaftierung ohne Außenkontakt sei sie durch die Ausstellung auf das Projekt aufmerksam geworden und habe auch ihr eigenes Porträt entdeckt, berichtete die Frau.
Bewusst wurde das Schicksal der ukrainischen Kinderbuchautorin Victoria Amelina an das Ende der Präsentation gesetzt. Der Info-Text ist geschrieben, ihr Porträt fehlt allerdings noch. So erklärte sich eine Frau aus dem Teilnehmerkreis bereit, das Porträtieren zu übernehmen. Eine zweite Frau meldete sich, die sich als Zeichnerin ebenfalls an dem Projekt beteiligen möchte. Eine dritte will bei der Recherche und Texterstellung mitarbeiten.
Im März 2024 ist gemeinsam mit der IGFM und der Ilham-Tohti-Initiative eine Veranstaltungsreihe in Frankfurt zu dem Thema »Unterdrückung der Uiguren in China« geplant. Dort wird auch eine Auswahl der insgesamt 28 uigurischen Portraits zu sehen sein.“
2021 Magazin Journalistpost

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2021 Wetzlarer Neue Zeitung
2021 World Press Freedom Day / Frankfurter Rundschau
2021 Weltfrauentag / Frankfurter Rundschau
2021 Journalistpost

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2020 Reporter ohne Grenzen – FACEBOOK

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2020 Magazin „anti atom aktuell“
UNESCO World Press Freedom Day 3rd May 2018 in Accra/Ghana
Hessenschau vom 13.12.2017
mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks
Presseberichte:
Für eine Ausstellung porträtieren 15 Maler ermordete oder inhaftierte Schriftsteller und Journalisten. FR online. 5.2.2017
„Wahrheitskämpfer“: Künstlerin malt getötete und verschleppte Journalisten. FNP online. 14.12.2016
Nr. 20 | 09.03.2017 Nachrichten
epd-Landesdienst Mitte-West, Telefon: (069) 9 21 07-451/447/450; Fax: -466, E-Mail: mitte-west@epd.de, Internet: www.epd-mitte-west.de 17
Erinnerung an „Wahrheitskämpfer“ wachhalten Kultur
Frankfurter Künstler porträtieren ermordete und inhaftierte Journalisten
Von Dieter Schneberger (epd)
Anna Politkovskaja, Anja Niedringhaus oder Deniz Yücel: Frankfurter Künstler erinnern mit Porträtzeichnungen an das Schicksal getöteter und inhaftierter Journalisten. Die mehr als 50 Werke gehen ab Mitte März auf Wanderschaft. Frankfurt a.M. (epd). Seit 2005 wurden nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ weltweit rund 700 Journalisten gezielt umgebracht, Hunderte wurden ins Gefängnis gesteckt oder entführt. Sie starben oder verschwanden, weil sie durch ihre Artikel oder Blogeinträge ins Visier von korrupten Autokraten oder kriminellen Banden geraten waren. Seit zwei Jahren beschäftigen sich Frankfurter Künstler mit dem Schicksal der Ermordeten und Inhaftierten und geben ihnen mit Pinsel oder Zeichenstift ein Gesicht. Unter den Porträtierten ist auch der deutsch-türkische „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel. Offener Blick, Sechs-Tage-Bart und ein angedeutetes Lächeln: Die Bleistiftzeichnung des 43-jährigen Yücel stammt von der Kunstpädagogin Helga Fiedler – und transportiert das Bild eines aufrechten Journalisten, der sorgfältig recherchiert und formuliert und sich nicht scheut, heiße Eisen anzupacken. Gleichwohl sitzt der gebürtige Flörsheimer seit Ende Februar im Istanbuler Silivri-Gefängnis wegen angeblicher „Terrorpropaganda“ und Spionage in Untersuchungshaft. Sein Fall hat die Künstlergruppe noch einmal so richtig zusammengeschweißt. Sie fühle sich bestätigt und sei froh, „dass das Thema jetzt an der großen Glocke hängt“, sagt die Grafikerin und Initiatorin des Projekts „Wahrheitskämpfer“, Susanne Köhler. Angefangen hat alles mit dem Terroranschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ im Januar 2015. Die Ermordung der elf Redaktionsmitglieder und eines Polizisten habe sie als begeisterte Comiczeichnerin „tief erschüttert“, erzählt Köhler. In den Wochen danach seien ihr immer mehr Zeitungsmeldungen aufgefallen, die über ermordete oder inhaftierte Journalisten berichteten, „so ganz am Rande, als wäre es das Normalste auf der Welt“. Aus diesem Ohnmachtsgefühl heraus sei schließlich die Idee erwachsen, „diesen mutigen Menschen ein Denkmal zu setzen“. Köhler, die in ihrem „Atelier 13“ im Frankfurter Stadtteil Heddernheim Zeichenkurse und Arbeitsplätze für andere Künstler anbietet, recherchierte im Internet unter anderem die Schicksale von Moises Sanchez aus Mexiko und der deutschen Fotojournalistin Anja Niedringhaus, die 2014 in Afghanistan erschossen wurde. Dabei dienten deren Fotos als Vorlage für die Porträts. Das Zeichnen habe in ihr sehr widersprüchliche Gefühle ausgelöst – Liebe, Wut, Trauer, „Achtung vor dem Heldenhaften“ – und zu einer „außergewöhnlichen Annäherung“ geführt. So etwas habe sie niemals zuvor erlebt. „Es fühlte sich richtig an und gab mir die Energie, weiterzumachen.“ Mit ihrer Geradlinigkeit und ihrem Enthusiasmus gewann Köhler schließlich zwölf weitere Künstler für das Projekt „Wahrheitskämpfer“. Und so entstanden nach und nach mehr als 50 Porträts ermordeter, inhaftierter und verfolgter Journalistinnen und Journalisten aus 32 Ländern, darunter Afghanistan, Bahrain, Bangladesch, Iran, Pakistan, Russland, Somalia, Türkei und Turkmenistan. Der aus dem Iran stammende Zeichner und Journalist Hamid Rahmati zeichnete zum Beispiel seine Landsfrau Narges Mohammadi. Die 1972 geborene Physikerin, Frauenrechtlerin und Mutter von Zwillingen sei 2011 in Zusammenhang mit ihrem Engagement für die Menschenrechte wegen „Handlungen gegen die nationale Sicherheit“ und „Verbreitung von Propaganda gegen den Staat“ angeklagt und zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, berichtet Rahmati, der Ende der 1990er Jahre mit Hilfe des deutschen PEN-Zentrums den Iran in Richtung Deutschland verlassen durfte. Fritz Giersbach will mit seinem Aquarell auf das Schicksal des 1976 geborenen Vadivel Nimalarajah aus Sri Lanka aufmerksam machen, der seit 2007 spurlos verschwunden ist. „Man weiß ja, was das zu bedeuten hat“, sagt der Hobbymaler und ehemalige Polizist. „Ich verneige mich vor Menschen wie Nimalarajah. Sie haben es verdient, dass man sie so gut wie möglich malt und dadurch die Erinnerung an sie wachhält.“
Mitte Februar wurden die Journalisten-Porträts im „Atelier 13“ erstmals ausgestellt. Nun soll die Schau auf Wanderschaft gehen, wie Köhler ankündigt. Die nächsten Stationen sind vom 10. bis 12. März die Immigrationsbuchmesse im Frankfurter Nordwestzentrum und am 12. Juni, dem Geburtstag von Anne Frank, das Frankfurter DGB-Haus in der Wilhelm-Leuschner-Straße. In den Ausstellungen sind die Bilder der Ermordeten mit einer schwarzen Banderole gekennzeichnet. Für die Inhaftierten und Verfolgten liegen Petitionen aus, die von den Besuchern unterschrieben werden können. Zudem werden alle Porträtierten mit einem Blumengruß geehrt. Über die Menschenrechtssituation in den jeweiligen Ländern, die Todesumstände beziehungsweise Hafturteile informieren kurze Begleittexte, oder wie im Fall Yücel, lange Zeitungsartikel und ”FreeDeniz“-Solidaritätsadressen.
Die Ausstellung „Wahrheitskämpfer“ wird am 10. März um 17 Uhr im Frankfurter Nordwestzentrum, Titus Forum, eröffnet. Dazu wird die grüne Landtagsabgeordnete Martina Feldmayer erwartet.
Internet: www.wahrheitskaempfer.de
Helga Fiedler, Hamid Rahmati, Christine Krahé , Fritz Giersbach, Susanne Koehler, begutachten gegenseitig ihre Werke.
epd-bild / Thomas Rohnke
Nr. 20 | 09.03.2017 Nachrichten Kultur
epd-Landesdienst Mitte-West, Telefon: (069) 9 21 07-451/447/450; Fax: -466, E-Mail: mitte-west@epd.de, Internet: www.epd-mitte-west.de 18
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