Carlos Ernesto Choc Chub, * 1985 Guatemala, seit 2017 verfolgt und bedroht

Carlos Ernesto Choc Chub, * 1985 Guatemala, seit 2017 verfolgt und bedroht

Carlos Choc ist ein 37 Jahre alter Familienvater und Journalist. Er arbeitet für die Nachrichtenagentur PRENSA COMUNITARIA in El Estor, Guatemala. Die Journalisten der PRENSA COMUNITARIA stammen größtenteils aus indigenen Völkern, so auch Carlos Ernesto Choc Chub. Aufgrund dessen berichten diese Journalisten viel über indigene Bevölkerungsgruppen. Chub bezeichnet sich als kommunitärer Journalist (*).
Deshalb berichtete Carlos Choc am 27. März 2017 über die Verschmutzung eines Sees  durch Bergbauarbeiten eines großen und einflussreichen Konzerns. Der betroffene See ist wichtig, da die indigen Völker von den Fischen aus dem See lebten. So kam es an diesem Tag zu einem Protest, über den Carlos Choc berichtete und filmte. Dieser Protest kam spontan zustande, als die Fischer*innen an einer Sitzung teilnehmen wollten, zu der sich das Umweltministerium und die Bergbaufirmen treffen wollten. Allerdings verlegten sie diese Sitzung plötzlich in ein Nachbardorf, das 50 km entfernt war. Das empörte die Fischer*innen und so kam es zu diesem Protest.
Bei diesem Protest filmte Carlos Choc den Tod eines Fischers, der von der Polizei erschossen wurde. Die Behörden versucht den Todesfall zu vertuschen. Man warf Carlos Choc vor, nicht auf die Polizisten zu kooperieren. Nachdem man das Beweisfoto von Carlos Choc ignoriert hatte, stellten die Behörden auch noch einen Haftbefehl gegen ihn aus. Er nahm das zuerst nicht ernst, aber als sein Agenturkollege in Untersuchungshaft kam, spitzte sich die Lage für Carlos Choc zu. Sie beide wurden wegen verschiedener Punkte angeklagt, unter anderem wegen Bedrohung, Anstiftung zu einer Straftat, Gründung einer kriminellen Vereinigung, illegaler Demonstrationen und so weiter.  Seit diesem Fall 2017 ist er ständig auf der Flucht und muss dauerhaft seinen Aufenthaltsort wechseln, da er ständig  von der Polizei und auch schon mit Waffen bedroht wurde. 

Im Januar 2019 ließ der Richter, Edgar Aníbal Arteaga López, zwar einige Anklagepunkte fallen, aber nicht alle. Seitdem muss Carlos Choc sich alle 30 Tage bei der Staatsanwaltschaft melden.

„Es war furchtbar, denn ich musste in ein anderes Haus ziehen. Ich hatte zudem kein Geld, weil ich keine Einkünfte mehr hatte und es ja einen Haftbefehl gegen mich gab. Ich wurde sogar von Autos verfolgt, manchmal von denen des Unternehmens, auf die ich früher nie besonders geachtet hatte, weil mir klar war, niemandem etwas angetan zu haben.“

Er selbst erzählt über diese Zeit, dass bei ihm eingebrochen und seine Arbeitsutensilien wie zum Beispiel seine Kamera gestohlen. Er verlor auch seine Arbeit in der Stadtverwaltung. Das war eine sehr schwierige Zeit für ihn.

Von guatemaltekischen Journalisten habe er keine Unterstützung bekommen, da kommunitäre Journalisten nicht als Journalisten betrachtet werden würden. Auch Menschenrechtsorganisationen hätten ihn aufgrund der Anzeige, die gegen ihn lief, nicht unterstützt. Sie hätten sich in Augen des Staates zu Komplizen gemacht.

Als er Unterstützung von einem internationalen Journalistenteam bekam, das sich für kriminalisierte Journalisten einsetzt, konnten sie die Pressezensur durchbrechen und die Geschehnisse rund um die Mine in El Estor und meinen Fall bekannt machen, berichtet er in einem Interview.

Situation in Guatemala:

 „In Guatemala, so wie in vielen anderen Ländern, geht die Umsetzung von extraktiven und anderen Groß- und Megaprojekten (Minenabbau, Monokultur) regelmäßig mit Verstößen gegen international geltende Gesetze und Abkommen2, der Zerstörung der Umwelt und der Existenzgrundlagen der lokalen, meist kleinbäuerlichen Gemeinden einher. Ebenso wie ein Anstieg der Proteste gegen diese Projekte zu beobachten ist, nimmt auch die Kriminalisierung von Aktivist*innen, Journalist*innen und Anwält*innen zu, die gegen diese Unternehmen vorgehen oder sich allgemein für die Umwelt und für Land- und Menschenrechte einsetzen.“ fasst Amerika21 zusammen.

(*) Kommunitarismus: Eine politische Philosophie, die die Verantwortung des Individuums gegenüber seiner Umgebung und die soziale Rolle der Familie betont. Der Kommunitarismus befürwortet die freie Entfaltung des Einzelnen, solange sie sozial verträglich ist. Im Liberalismus hingegen wird die freie Entfaltung des Individuums oft als wichtiger angesehen – sie soll nur aus sehr wichtigen Gründen eingeschränkt werden.(Wikipedia)

Quellen:

https://amerika21.de/analyse/250094/kommunitaere-medien-guatemala

Menschenrechtsverteidiger*innen in Gefahr: der Fall von Carlos Ernesto Choc Chub

Künstler: Jonas Towbert