Dom Phillips, * 1965 Großbritannien, ermordet 2022 in Brasilien

Dom Phillips, * 1965 Großbritannien, ermordet 2022 in Brasilien

Dom Phillips lebte schon lange in Brasilien und war mit einer Brasilianerin verheiratet. Er schrieb als freier Journalist unter anderem für die britischen Zeitungen THE GUARDIAN und THE FINANCIAL TIMES sowie für die US-Zeitungen WASHINTON POST und THE NEW YORK TIMES.

2022 arbeitete er an einem Buch über den Schutz des Amazonasgebiets und die starken wirtschaftlichen Interessen an dessen Ausbeutung. Der 57-jährige Phillips recherchierte zusammen mit Bruno Araújo Pereira, einem Experten für indigene Völker, im schwer zugänglichen Javari-Tal für dieses Buch über Gewalt gegen Indigene und einen nachhaltigen Schutz des Regenwalds. Pereira hatte bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein. Denn er hatte illegale Machenschaften im Vale do Javari für die Behörden aufgezeichnet.

Die beiden Männer wurden zuletzt am 5. Juni 2022 in einem Boot auf dem Fluss Itaguaí gesehen. Über eine Woche lang galten die beiden Männer als vermisst.

Das Javari-Tal mit einer Fläche etwas größer als Österreich ist eines der größten indigenen Gebiete Brasiliens. Viele Indigene leben dort isoliert. „Isolierte Völker“ ist ein Sammelbegriff für ethnische Gruppen, die keinen oder nur geringfügigen Kontakt mit der Mehrheitsbevölkerung eines Landes haben. Zu anderen indigenen Gruppen können durchaus Kontakte bestehen, vielfach wird jedoch der Kontakt aufgrund von Krankheits- und Gewalterfahrungen von außerhalb gemieden. In der Region, die an Peru und Kolumbien grenzt, sind Goldgräber, Wilderer und Drogenbanden aktiv.

Die Polizei verhaftete am 7. Juni einen Verdächtigen, der nach Zeugenaussagen das Boot von Phillips und Pereira verfolgte. Im Boot dieses Verdächtigen wurden später Blutspuren entdeckt. In der Nähe von dessen Haus fanden die Ermittler auch persönliche Gegenstände wie Kleidung der Vermissten. Kurze Zeit später nahm die Polizei auch dessen Bruder fest. Der Hauptverdächtige gestand schließlich, den britischen Journalisten und den Indigenenexperten erschossen zu haben. Der mutmaßliche Täter führte Beamte demnach zu der Stelle in einem abgelegenen Teil des Regenwalds, wo die Leichen begraben waren.

„Auch wenn wir noch die endgültigen Bestätigungen abwarten, beendet dieser tragische Ausgang unsere Ängste und Qualen, nicht zu wissen, wo Dom und Bruno sind“, schrieb Alessandra Sampaio, die Frau von Dom Philipps, in einer Mitteilung.

„Jetzt können wir sie nach Hause bringen und uns mit Liebe verabschieden.“ Zudem beginne die Suche nach Gerechtigkeit. Die brasilianische Polizei bestätigte am 9. Juni offiziell die Identifizierung der beiden Leichen als Dom Phillipps und Bruno Pereira. Beide wurden durch Schusswaffen getötet. Bruno Pereira war von drei Schüssen getroffen, einer davon in den Kopf, Dom Phillips war von einer Kugel in der Brust getroffen worden.

Das Motiv für das mutmaßliche Verbrechen blieb zunächst noch unklar. Regionale Medien spekulierten, Phillips und Pereira könnten Opfer eines Hinterhalts im Auftrag von Drogenhändlern geworden sein. Ein weiterer Ermittlungsstrang nimmt den Zusammenhang mit illegalem Fischfang und der Jagd in den Blick. Die Indigenen-Vereinigung des Javari-Tals beklagte den „unschätzbaren Verlust“ von „zwei Partnern“. Es waren vor allem die Indigenen der Region gewesen, die die Suche nach den Vermissten von Anfang an vorangetrieben hatten.

In einem Bericht des brasilianischen Fernsehens wurde die systematische Schwächung der Indigenen- und Umweltbehörden sowie der Bundespolizei durch die Regierung mitverantwortlich für die Ermordung gemacht. Das Javari-Tal sei zu einem der gefährlichsten Gegenden des Amazonasgebiets geworden. „Brasilien befindet sich in einer Situation, die an Barbarei grenzt, und dieses Szenario kann nicht weiter fortschreiten“, hieß es in einem Tweet von Greenpeace Brasilien. Brasilien war der Nicht-Regierungs-Organisation „Global Witness“ zufolge im Jahr 2020 das viertgefährlichste Land für Umweltschützer*innen – 20 von ihnen wurden innerhalb eines Jahres dort getötet.

„Sie haben sich heldenhaft für den Schutz des Amazonasgebiets und seiner Bewohner eingesetzt und die Lungen unseres Planeten geschützt.,“ so Global Witness. Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro hingegen hatte den Männern zunächst eine Mitschuld gegeben. Er sagte, dass Phillips „in der Region schlecht angesehen“ gewesen sei und mehr „auf sich selbst“ hätte achten müssen.

Quellen:

www.stern.de

https://www.zeit.de/

www.taz.de

https://de.euronews.com

Wikipedia

Künstlerin: Susanne Köhler