Alex Ogbu, * Nigeria, ermordet 2020

Alex Ogbu, * Nigeria, ermordet 2020

Alex Ogbu arbeitete als Journalist und Kolumnist für die nigerianischen Zeitungen REGENT AFRICA TIMES und ATLANTIC POST. Er berichtete in seinen Artikeln kritisch über die Politik der Regierung in Abuja, der Hauptstadt von Nigeria. 

Am 21. Januar 2020 war der Journalist bei einer Demonstration der Islamischen Bewegung Nigerias in Abuja zugegen, um darüber zu berichten. Über die nachfolgenden Ereignisse gab es zunächst unterschiedliche Darstellungen. 

Die Polizei berichtete seiner Frau, ihr Ehemann sei ausgerutscht, mit dem Kopf auf einen Fels geschlagen und daran gestorben. Die Website SAHARA REPORTERS sprach hingegen von der Erschießung Ogbus durch die Polizei. Die Polizei habe das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Eine Kugel habe Ogbu in den Kopf getroffen und er sei noch vor Ort seiner Verletzung erlegen. Zu diesen Vorwürfen verweigerte die Polizei jegliche Stellungnahme. Jedoch bekam SAHARA REPORTERS zwei Wochen später den Autopsiebericht des Krankenhauses in Abuja zugespielt. Dieser bestätigte, daß Ogbu durch einen Kopfschuss ums Leben kam. Eine Aufklärung oder Stellungnahme seitens der Polizei fand zunächst nicht statt. 

Alex Ogbu hinterläßt eine Frau und eine kleine Tochter. 

Drei Jahre später, im Juni 2023 erfolgte ein Gerichtsurteil, das besagt, dass die nigerianische Polizei den Journalisten erschossen hat. Am 21. Juni 2023 wurde die Polizei zur Zahlung von 50 Millionen Naira (etwa 65.000 US-Dollar) an seine Familie verurteilt.

Das „Committee to Protect Journalists“ (CPJ) gab daraufhin folgende Erklärung ab:

„Das jüngste Gerichtsurteil, das die nigerianische Polizei zur Zahlung von Schadensersatz an die Familie des getöteten Journalisten Alex Ogbu verurteilt, ist ein Schritt in Richtung Rechenschaftspflicht, aber es muss noch mehr getan werden, um sicherzustellen, dass solche Tötungen nie wieder vorkommen“, sagte Angela Quintal, Koordinatorin des CPJ-Programms für Afrika. „Die nigerianischen Behörden müssen erklären, warum die Polizei zunächst behauptete, Ogbu sei gestorben, nachdem er mit dem Kopf auf einen Stein aufgeschlagen war, warum die Beamten überhaupt das Feuer eröffneten und ob die Beamten absichtlich auf ihn zielten. (…) Das CPJ konnte nicht bestätigen, ob Ogbu zum Zeitpunkt seiner Ermordung über den Protest berichtete. Der Herausgeber der REGENT AFRIKA TIMES, Shola Akingboye, erklärte gegenüber dem CPJ, er habe Ogbu nicht angewiesen, über die Demonstration zu berichten, aber er glaube, dass der Journalist nicht an einer Demonstration vorbeigegangen wäre, ohne darüber zu berichten. Ein Mitglied der Islamischen Bewegung Nigerias, Abdullahi Musa, erklärte damals gegenüber dem CPJ, Ogbu sei kein Mitglied dieser Bewegung gewesen. Aber er sei ihnen bekannt gewesen, daß er als Journalist über ihre Proteste berichtete.“

Situation im Land:

Nigeria hat mehr als 100 unabhängige Zeitungen, doch über Politik, Terrorismus oder Machtmissbrauch können sie nur schwer berichten. Journalist*innen werden unter anderem von Regierungsbeamten oder der Polizei bedroht, manchmal gewaltsam angegriffen oder am Zugang zu Informationen gehindert. Die schwersten Übergriffe gehen oft von den mächtigen Regionalgouverneuren aus. 2018 ließ einer von ihnen die Gebäude eines Radiosenders zum Teil zerstören, der in mehreren Berichten seine Amtsführung kritisiert hatte. Die Polizei hielt tagelang einen Journalisten fest, um seine Quellen zu erfahren. Die Internetfreiheit wird durch ein Gesetz gegen Onlinekriminalität von 2015 eingeschränkt. Es dient häufig als Vorwand, um unliebsame Journalist:innen und Blogger:innen willkürlich zu verfolgen und zu verhaften. (Reporter ohne Grenzen)

Quellen: Reporter ohne Grenzen, CPJ (Komitee zum Schutz von Journalisten, NY), Sahara Reporters, Africanistpress, The Chartered Institute of Journalists

Künstlerin: Christine Krahé