Alla Sharko, * 1978 Belarus, seit Dezember 2020 in Haft
Alla Sharko ist Menschenrechtlerin, Journalistin und Programmdirektorin des PRESSECLUB BELARUS. Der Presseclub fördert die berufliche Entwicklung unabhängiger belarusischer Journalisten und berichtete seit Beginn der Proteste nach der Wiederwahl Lukaschenkos in seinem Blog „Press under Pressure“ über die Repressionen gegen unabhängige Medien und Journalisten in Belarus.
Am 22. Dezember 2020 wurde Alla Sharko und einige Mitglieder des PRESSECLUB BELARUS: Yulia Slutskaya (Gründerin des Presseclubs), Sergey Olshevskiy, Sergey Yakupov und Petr Slutsky in Minsk festgenommen. Das Bürogebäude des Presseclubs sowie auch die Häuser der Betroffenen wurden durchsucht und Gegenstände beschlagnahmt. Neun Tage später wurden Anna Sharko und ihre Kollegen wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Ihr Kollege Sergey Yakupov wurde mit einem 10-jährigen Reiseverbot nach Belarus ins Nachbarland Russland deportiert. Gegen den Presseclub und die Angeklagten wurde eine Geldstrafe von 40 000 US-Dollar festgesetzt. Daraufhin mussten Familienmitglieder ihre Immobilien verkaufen, um diese Geldstrafe zu bezahlen. Jedoch sicherte die Zahlung der Geldbuße keineswegs die Freilassung von Alla Sharko und ihren Kollegen, die bis heute noch inhaftiert sind.
Seit der umstrittenen Wiederwahl Lukaschenkos am 9. August 2020 und den darauffolgenden Protesten und Streiks stehen die belarusischen Journalisten in ihrer Arbeit unter enormem Druck. Die Protestierenden werfen der Regierung des Amtsinhabers Lukaschenko massiven Betrug bei der Präsidentschaftswahl vor. Die Opposition erkennt das Ergebnis nicht an, ebenso wenig wie die Europäische Union und andere westliche Staaten. Nach Angaben des belarusischen Journalistenverbandes wurden seit dem 9. August 2020 480 Journalisten in Belarus inhaftiert, mißhandelt und gefoltert. Der PRESSECLUB BELARUS hatte sich damals zu diesen Fällen geäußert, die Meinungsfreiheit gefördert und unabhängige Journalisten unterstützt. Nach der Festnahme von Alla Sharko und ihren Kollegen flohen Mitglieder des Presseclubs ins Ausland, da sie sich um ihre – und um die Sicherheit ihrer Familien fürchteten. Menschenrechtsorganisationen in Belarus gaben am 14. Januar 2021 eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Angeklagten als politische Gefangene betrachten. (Stand: März 2021)
Quelle: Front Line Defenders, OPC of America, ARD, Libereco Partnership for Human Rights, Concordia
Künstlerin: Christine Krahé
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.