Alsu Kurmaschewa, * Russland, in Russland festgenommen 2023

Alsu Kurmaschew ist eine russisch-amerikanische Journalistin. Sie wurde 2023 in Russland inhaftiert.

Alsu Kurmaschewa, * Russland, in Russland festgenommen 2023

Die Journalistin und Buchautorin Alsu Kurmaschewa ist Staatsbürgerin von Russland und den USA. Sie lebt 2023 mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Tschechiens Hauptstadt Prag. Sie arbeitet für den tatarisch-baschkirischen Dienst von RADIO FREE EUROPE / RADIO LIBERTY. 

Sie befasst sich seit vielen Jahren mit den Problemen nationaler Minderheiten in Tatarstan und der russischen Republik Baschkortostan. Sie berichtete insbesondere über Bürgerinitiativen, die für das Überleben der tatarischen Kultur und Sprache kämpfen. Die Bevölkerungsgruppe aus der Wolgaregion steht seit mehreren Jahren unter zunehmendem Druck der russischen Behörden.

Nach Angaben ihres Senders reiste Alsu Kurmaschewa im Mai 2023 wegen eines „familiären Notfalls“ nach Russland. Als die Journalistin das Land Anfang Juni wieder verlassen wollte, wurde sie beim Warten auf ihren Rückflug nach Tschechien vorübergehend festgenommen. Ihr russischer und ihr amerikanischer Pass wurden beschlagnahmt. Die Medienschaffende wurde mit einer Geldstrafe belegt, weil sie den Behörden nicht ihre US-Staatsangehörigkeit angezeigt haben soll. 

Ohne ihre Pässe konnte sie Russland nicht mehr verlassen.

Am 18. Oktober 2023 wurde die Journalistin erneut in Kasan, der Hauptstadt der autonomen russischen Teilrepublik Tatarstan rund 700 Kilometer östlich von Moskau festgenommen. Der Vorwurf diesmal: Sie habe Informationen über russische Militäraktivitäten zur „Weitergabe an ausländische Quellen“ gesammelt und es versäumt, sich als „ausländische Agentin“ registrieren zu lassen. Russischen Angaben zufolge ging es um die Mobilisierung von Lehrkräften einer tatarischen Hochschule.

Der US-finanzierte Radiosender RADIO FREE EUROPE /RADIO LIBERTY wurde 2017 als eines der ersten Medien in Russland als „ausländischer Agent“ eingestuft. Der russische Staat stigmatisiert mit dieser Kennzeichnung unabhängige Redaktionen und Medienschaffende. Entsprechend Eingestufte sind verpflichtet, regelmäßig ihre Finanzquellen und Ausgaben offenzulegen. Außerdem müssen sie im Internet und über sämtlichen Veröffentlichungen in Großbuchstaben auf ihren Status hinweisen. Gegenwärtig sind insgesamt 244 Medienschaffende und Medien in Russland als „ausländische Agenten“ gelistet. 

Alsu Kurmaschewa befindet sich als Person bisher nicht auf dieser Liste.

„Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass US-Medienschaffende in Russland unter fadenscheinigen Anschuldigungen festgehalten werden, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen (RSF). „Wir befürchten, dass Moskau festgenommene Journalistinnen und Journalisten wie Alsu Kurmaschewa und Evan Gershkovich künftig als Druckmittel einsetzen könnte. Wir fordern ihre umgehende Freilassung!“

Marie Struthers, Direktorin für Osteuropa und Zentralasien bei Amnesty International, sagte dazu: „Die Strafverfolgung von Alsu Kurmasheva ist ein Beispiel für das unerbittliche Vorgehen gegen den Journalismus und das Recht auf freie Meinungsäußerung in Russland. Sie steht auch für eine alarmierende Eskalation bei der Schikanierung von Medienschaffenden. Denn es ist das erste Mal, dass dieser Straftatbestand verwendet wird, um eine Journalistin direkt wegen ihrer beruflichen Tätigkeit zu verfolgen. Alsu Kurmasheva droht dadurch eine fünfjährige Haftstrafe.“

Nach Informationen der amtlichen Nachrichtenagentur TATAR-INFORM könnte Kurmaschewa zudem ein weiteres Strafverfahren drohen: Die Medienschaffende ist Herausgeberin eines Buches, das den russischen Krieg gegen die Ukraine „in einem schlechten Licht“ erscheinen lasse.

In der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit belegt Russland Platz 164 von 180 Staaten. (Stand 2023)

Quellen: Reporter ohne Grenzen, amnesty international

Künstlerin: Susanne Köhler