Amadou Vamoulké, * 1950 in Kamerun, seit 2016 im Gefängnis
Amadou Vamoulké sagte am 13. August 2024 vor seiner Verurteilung zu weiteren 20 Jahren Haft vor dem Sondergerichtshof in Kamerun:
„Nichts, was ich erfahren, gesehen oder gehört habe, gibt mir Anlass zu der Hoffnung, dass das Urteil der Realität oder der Wahrheit entspricht.“
Zu Recht zweifelte der damals 74jährige Journalist an der Rechtsprechung des Gerichts, nachdem man ihn im Jahre 2022 – nach sechs Jahren willkürlichen Arrests – bereits zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt hatte und ihm zwei Jahre später nach unsäglichen 178 Terminverschiebungen den Prozess machte.
Amadou Vamoulké wurde am 10. Februar 1950 in Garoua, Kamerun, geboren. Er ist Massai und stammt aus der nördlichen Region Mayo-Danay. Er besuchte die Hochschule für Informations- und Kommunikationstechnologien in Yaoundé. Im Jahre 1974 erwarb er seinen Abschluss in Journalismus und begann im gleichen Jahr als Redakteur für die Auslandssparte bei der CAMEROON TRIBUNE, deren Chefredakteur er im Jahre 1981 wurde. Er unterzeichnete den ersten Leitartikel nach dem gescheiterten Staatsstreich vom 6. April 1984. Im selben Jahr wurde er Direktor der nationalen Druckerei.
1994 trat er in den privaten Sektor ein, um sich an der Leitung der SITABAC (Société Industrielle des Tabacs Cameroun) außerhalb des öffentlichen Dienstes zu beteiligen.
Seit November 1982 war Paul Biya Präsident Kameruns und seit 1985 Vorsitzender der neuen Einheitsparteil RDPC (Rassemblement Démocatrique du Peuple Camerounais – Demokratische Sammlung des Kameruner Volkes). Während dieser guten Jahre war Vamoulké als Sonderberater tätig und wenig später als Direktor der Verwaltung für Logistik, Personalwesen. Außerdem begleitete er James Onobiono, einem Großunternehmer aus der Tabakindustrie, auf Wirtschaftsforen, z. B. in Davos.
Per Dekret des Präsidenten Paul Biyas wurde Amadou Vamoulké im Jahre 2005 zum Generaldirektor des staatlichen Kameruner Radio- und Fernsehsenders (CRTV) ernannt, den er bis 2016 leitete. Es war seine Aufgabe, den CRTV auf das digitale terrestrische Format umzustellen.
Amadou Vamoulké ist seit 1985 Mitglied des Zentralkomitees der RDPC. Er wurde 1996 der erste Präsident der Union der Journalisten von Kamerun (UJC). Er war Präsident des öffentlichen audio-visuellen Netzwerkes des frankophonen Afrikas (Rapaf) und Präsident der Internationalen Radio-Televison Union (URTI).
Der in der Branche für seine Strenge und Integrität bekannte Journalist wurde am 29. Juli 2016 verhaftet und saß seitdem im Gefängnis. Erst nach sechs Jahren, am 21. Dezember 2022, wurde Vamoulké vor Gericht gestellt. Er wurde zu einer 12jährigen Haftstrafe verurteilt: das Gericht hatte ihn der Veruntreuung öffentlicher Gelder für schuldig befunden. Außerdem wurde ihm eine Geldstrafe von 76 000 Dollar auferlegt. Im August 2024 bekam er wegen ähnlicher Vergehen eine weitere Gefängnisstrafe von 20 Jahren, so dass Amadou Vamoulké zu insgesamt 32 Jahren Haft verurteilt wurde.
Vamoulkés Anwält:innen legten am 29. August 2024 beim Obersten Gericht Berufung gegen das Urteil ein. Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigte sich empört über die Entscheidung des Gerichts. Sadibou Marong, Leiter des RSF-Büros für Subsahara-Afrika, spricht von einem schändlichen Urteil:
„…in Bezug auf das Verfahren wurden die beiden Urteile nach kamerunischem Recht rechtswidrig gefällt. Wie kann ein Journalist zu insgesamt 32 Jahren Gefängnis verurteilt werden, und das alles auf der Basis unbegründeter Anschuldigungen und ohne greifbare Beweise? Es ist zwingend erforderlich, dass die Behörden Maßnahmen ergreifen und diesen Journalisten, der unter einer Reihe von gesundheitlichen Problemen leidet, freilassen.“
Angela Quintal, Koordinatorin des Programms für Afrika im Komitee zum Schutz der Journalisten (CPJ), machte darauf aufmerksam, dass der Prozess gegen Vamoulké wegen Veruntreuung eine monumentale Justizparodie darstelle und vergleichbar mit der Todesstrafe sei. Auch sie forderte die Freilassung Vamoulkés aus dem überbelegten Zentralgefängnis in Yaoundé, das sich zudem in schlechtem hygienischem Zustand befindet.
Der 75-jährige Vamoulké leidet an von Neurologen bestätigter Neuropathie und anderen Krankheiten, die eine gezielte Behandlung erfordern, die aber nicht gewährleistet ist. Bereits im Jahre 2020 forderte die UNO seine Freilassung. Experten sind besorgt über seinen ernsten Zustand.
Alain Massé, ehemaliger Generaldirtektor von RADIO FRANCE und Koordinator des Internationalen Komitees für die Rehabilitation und Freilassung von Amadou Vamoulké, bezeichnete das Urteil als „schrecklich, gefürchtet und eindeutig erwartet.“ Laut Massé ist „Vamoulkés Inhaftierung das Ergebnis seiner Integrität“, er sei der Mr. Clean der öffentlichen Medien. Er habe sein Gehalt und seine Sozialleistungen gekürzt, als er zu CRTV kam. Das Komitee beschloss, einen Fonds zur Unterstützung von Vamoulké einzurichten.
Alice Nkom, Anwältin Vamoulkés, erklärte gegenüber CPJ, dass die Verurteilung ihres Mandanten eine Vergeltungsmaßnahme sei für die Leitung des Senders CRTV. Der offizielle Grund sei ein Vorwand für den Versuch, die Journalisten in Kamerun zum Schweigen zu bringen. Vamoulké habe niemals als schwarz akzeptiert, was er als weiß erkannte.
Kamerun ist eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Laut Statistik der Reporters Sans Frontiers (RSF) belegte Kamerun 2024 den 130. Platz von 180 Ländern auf dem World Press Freedom Index.
Quellen: RSF, Wikipedia (französische Seite), CPJ.org
Sébastien Nadot: Amadou Vamoulké, Lettres à la France depuis Kondengui, Teham Éditions, Le Plessis-Trévis, 2019
Text: Anne Chavez, Juli 2025
Künstlerin: Markéta Roska
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