Andrea Röpke, * 1965 Deutschland, 2006 tätlich angegriffen
Andrea Röpke ist eine deutsche Diplom-Politologin und mehrfach ausgezeichnete freie Journalistin mit dem Themenschwerpunkt Rechtsextremismus.
Sie publiziert seit Anfang der 1990er Jahre über Neonazis und ist insbesondere durch ihre Insider-Reportagen bekannt. Ihre Arbeiten, etwa über „Freie Kameradschaften“, wurden bisher beispielsweise in den TV-Magazinen PANORAMA, FAKT, SPIEGEL TV sowie in überregionalen Zeitschriften und Magazinen wie DER SPIEGEL, der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, dem FOCUS oder STERN veröffentlicht.
Ihre Reportagen sind Teil des Angebots der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie schreibt außerdem für die Zeitschrift DER RECHTE RAND. Röpke ist Mitglied der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“.
Im Zuge ihrer Recherchen über die rechtsextreme Szene wurde Andrea Röpke mehrfach tätlich angegriffen. Am 4. November 2006 wurde sie anlässlich einer Zusammenkunft der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ in einem Supermarkt von deren Vorsitzenden Sebastian Räbiger körperlich attackiert. Räbiger wurde dafür wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Auf rechtsextremen Internetportalen wurde überdies ein Steckbrief über sie veröffentlicht.
In verschiedenen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen zur rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ war Röpke als Sachverständige geladen.
Nachdem sie über Jahre hinweg vom Verfassungsschutz überwacht wurde, stellt sie 2013 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Hannover. Gegen einen Sachbearbeiter des Verfassungsschutzes wurde eine Dienstaufsichtsbeschwerde erstattet.
Auf dem Landesparteitag der rechtspopulistischen, in Teilen rechtsradikalen Partei AfD Mecklenburg-Vorpommern 2016 wurde sie von der Berichterstattung über die Versammlung ausgeschlossen. Journalistenverbände kritisierten den Ausschluss als Angriff auf die Pressefreiheit.
Es gibt keinen Neonazi-Aufmarsch, an dessen Rand JournalistInnen nicht bedroht werden. Auch beim Treffen des völkisch-nationalistischen „Flügels“ der AfD 2018 gab es Drohungen gegen sie. „Röpke, wir kriegen dich“, schrie einer und machte vor den Augen der Polizei die Geste: Kopf ab.
In einem Interview zu Aufmärschen von Neonazis erklärte Andrea Röpke: „Da kann eine gefährliche Gruppendynamik entstehen, das wurde besonders deutlich bei den Aufmärschen im Herbst 2018 in Chemnitz. Dort gingen sogar Rentner, harmlos aussehende wütende Bürger, auf Kameras los. Schlugen darauf ein, als ob es keine Sachbeschädigung wäre und sie niemanden gefährden würden. Enthemmung und Verrohung haben das klassische rechte Lager verlassen und sich massiv ausgebreitet. Sie überschreiten eindeutig Grenzen und treffen kaum auf Widerstand. Die Polizei schaut oft weg oder macht uns als Störenfriede aus.“
Auf die Frage nach dem Verhalten der Polizei antwortet Röpke:
„Je mehr rechte Veranstaltungen wir besuchen, umso mehr gewinnt man den Eindruck, auch viele Polizeibeamte stehen nicht mehr hinter dem Grundrecht auf freie Medienberichterstattung. Natürlich erleben wir auch positive Beispiele, aber die sind leider in Problemregionen gerade selten.“
Und weiter: „Da feiert einer der bedrohlichsten Rechtsextremisten mit seinen Kameraden von der „Arischen Bruderschaft“ ein Kinderfest mit „Rechtsrock“ auf einem abgezäunten Sportplatz mit rassistischen Bands und Kinderhüpfburg in Thüringen. Und dann erhalten wir Journalisten, die auf Entfernung das Geschehen dokumentieren und dabei bedroht und beleidigt werden, Platzverweise.“
In einem Interview mit dem ZDF sagte Andrea Röpke:
„Und die erschreckend wenigen Beamten vor Ort hemmen dann auch noch unsere rechtlichen Befugnisse. Viele geben uns auch gleich zu verstehen, dass sie nicht für unseren Schutz da sind. Wir haben auch schon „vorauseilenden Gehorsam“ erlebt. Entschuldigen Sie, aber anders kann ich es nicht nennen, wenn Polizeibeamte schon mal unsere persönlichen Daten notieren, falls Anzeigen von rechter Seite erfolgen sollten, dann können sie die gleich weiterreichen.“
Stand der Recherche: Oktober 2024
Quellen: https://de.wikipedia.org, https://taz.de/; https://www.zdf.de/; https://kress.de
Künstlerin: Susanne Köhler
Text: Gerhard Keller
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