Azimzhan Askarov, * 1951 Kirgisische SSR, gestorben 2020 in kirgisischer Haft 

Azimzhan Askarov war ein Journalist aus Kirgistan Kirgisistan. Er starb 2020 in kirgisischer Haft.

Azimzhan Askarov, * 1951 Kirgisische SSR, gestorben 2020 in kirgisischer Haft 

Azimzhan Askarov war ein prominenter Menschenrechtsaktivist, Journalist, Künstler und ethnischer usbekischer Kirgise. Er studierte in den 1970er Jahren Kunst an der berühmten P. Benkov-Kunsthochschule in Taschkent, wo er auch seine Frau kennenlernte. Er arbeitete als Künstler und Designer. Seine Gemälde stellte er in verschiedenen Ausstellungen aus. Seit 1990 engagierte er sich für Menschenrechte und gründete die von ihm geleitete Menschenrechtsorganisation „Vozdukh“ (Luft) in Kirgisistan. Er verteidigte die Rechte der Bürger und wurde selbst Opfer.

In der kirgisischen Region Dschalal-Abad herrscht ein Konflikt zwischen ethnischen Usbeken und Kirgisen. Es kommt immer wieder zu Unruhen. Herr Askarov befasste sich mit den dortigen Unruhen, den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen und dokumentierte seit Jahren Misshandlungen von Festgenommenen durch die Polizei. Er deckte auch erfundene Kriminalfälle auf, willkürliche Inhaftierungen und Vergewaltigungen von Häftlingen sowie Fälle von Korruption unter Staatsbeamten in vielen Teilen der Region. Er publizierte kritische Artikel darüber und veröffentlichte diese lokal. Im Juni 2010 filmte und fotografierte er während der Unruhen gewalttätige Anschläge von bewaffneten und militärisch gekleidete Kirgisen auf die Bewohner usbekischer Stadtviertel. Auch die Brandanschläge auf deren Häuser zeichnete er auf und einige der Morde in Südkirgistan. Dabei war auch ein Polizist zu Tode gekommen.

Um an das belastende Filmmaterial zu kommen und ihn loszuwerden, wurde er festgenommen unter dem Vorwand, sich an den Massenunruhen beteiligt, die Usbeken zur Gewalt und Hass gegen Kirgisen aufgerufen und Beihilfe zum Mord an einem Polizisten geleistet zu haben. Er wurde in Untersuchungshaft über einen längeren Zeitraum gefoltert. Dadurch wollte man  ihn zu zwingen, seine Filmaufnahmen herauszugeben und den Mord an dem Polizisten zu gestehen.

 

Einen fairen Prozess bekam er nicht. Eine angemessene anwaltliche Vertretung wurde mit allen Mitteln verhindert. Seine Verteidiger wurden tätlich angegriffen und belästigt, konnten weder Zeugen befragen noch Anträge an das Gericht stellen. Zudem wurde den Familienangehörigen der Zutritt zum Gerichtssaal verwehrt, sie wurden außerhalb des Gerichtssaales von Angehörigen des getöteten Polizisten tätlich angegriffen. Auch als sie um Hilfe baten, schritt die Polizei nicht ein. Die Anklagen wurden weder bezeugt noch erwiesen. Er wurde unrechtmäßig 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt. In seinem Fall gab es fast 50 Prozesse. 2016 untersuchte das UN-Komitee für Menschenrechte den Fall und kam zu dem Ergebnis, daß Azimzhan Askarov willkürlich inhaftiert, unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten, gefoltert oder misshandelt wurde, ohne dass diese Vergehen geahndet wurden und er ein faires Gerichtsverfahren erhalten hatte. In der Folge forderte der UN-Menschenrechtsausschuss die kirgisische Regierung auf, Azimzhan Askarov freizulassen und das Urteil gegen ihn aufzuheben. Dies führte zu einer erneuten gerichtlichen Überprüfung durch den Obersten Gerichtshof der Republik Kirgisien. Dieser hob die lebenslange Haftstrafe auf und wies den Fall zurück an ein Gericht in Bischkek. Dieses bestätigte das erste Urteil – die lebenslange Haftstrafe, obwohl wieder keine Zeugen zugelassen wurden.

Auch andere Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International, Human Rights Watch und der OSZE haben seine Freilassung gefordert. Sie prangerten die unrechtmäßige Verurteilung und die unmenschlichen Haftbedingungen an und leisteten Unterstützung.

Azimzhan Askarov wurde für seine Einsätze mit mehreren Preisen ausgezeichnet: dem „International Press Freedom Award“ des Ausschusses zum Schutz von Journalisten, dem Menschenrechtspreis des US-Außenministeriums, dem „Homo Homini Award“ in derTschechischen Republik und dem Preis des „International Center for the Defense of Journalists“(New York, USA).

Nach der Preisverleihung des Menschenrechtspreises des US-Außenministeriums zum Zeitpunkt der Inhaftierung im Jahre 2015 brach Kirgisistan die Beziehungen zu den USA ab.

Selbst im Gefängnis verlor Azimzhan Askarov nicht seine Stärke und half den Mitgefangenen.

Azimzhan Askarov litt während seiner gesamten Haftzeit an Herzproblemen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen. Er erhielt im Gefängnis keine angemessene Versorgung mit Medikamenten. Auch hier bemühte sich eine Koalition von Menschenrechtsgruppen und bat den kirgisischen Präsidenten um Hilfe für eine angemessene medizinische Versorgung. Doch der Gesundheitszustand des Gefangenen verschlechterte sich immer mehr. Sein Rechtsbeistand bewirkte bei einem Besuch im Gefängnis durch Drängen der Gefängnisbeamten wenige Tage vor seinem Tod, dass er auf die Krankenstation innerhalb der Strafkolonie verlegt wurde. Es war zu spät.

Dort starb der Journalist am 25. Juli 2020 – einen Tag nach der Verlegung – offiziell an einer doppelseitigen Lungenentzündung nach 10jähriger Inhaftierung. Er war 69 Jahre alt. Er wurde in der Region Taschkent, Usbekistan, begraben.

Die Witwe Askarovs kämpft nach seinem Tod bis heute weiter um eine Entschädigung. Unterstütz wird sie von der Menschenrechtsbewegung „Bir Duino Kirgistan“ und von Anwälten, die für ihre Rechte und Interessen kämpfen:  eine Entschädigung , eine Untersuchung der Todesumstände sowie für einen posthumen Freispruch von Askarov.

Quellen: welt.de, OSZE, Eurasion Creative Guild (London), Business Insider, Human Rights in Die Washington Post, Amnesty International, Wikipedia, Kaktus Media, Kirgisistan,Bir Duino Kirgisistan

Künstlerin: Kati Bedzent