Elahe Mohammadi, * Iran, wiederholt in iranischer Haft seit 2020, 2024 vorübergehend frei
Elaheh Mohammadi hatte in den vergangenen Jahren für staatlich kontrollierte Medien wie SHAHRVAND, KHABAR ONLINE und ETEMAD ONLINE gearbeitet. Sie berichtet über gesellschaftliche Themen und besonders die Situation der Frauen im Iran.
Das Gericht verbot ihr, von April 2020 bis April 2021 in den Medien zu schreiben. Am 23. Dezember 2021 wurde sie vom Strafgericht Nr. 2 wegen Verbreitung von Lügen zu einer Geldstrafe verurteilt und mit einem einjährigen Redaktionsverbot belegt. Grund für das Verbot war ihre Berichterstattung über die Bedingungen für Frauen im Qarchak-Gefängnis, über Frauenfragen und über den Abschuss des ukrainischen Flugzeugs durch die IRGC im Januar 2020.
Am 23. Dezember 2021 schrieb die Journalistin Elahe Mohammadi darüber auf ihrem persönlichen Twitter-Account:
„Im April 2020 schrieb ich einen Bericht für KHABARONLINE.IR über die Zustände im Qarchak-Gefängnis in den Tagen des Ausbruchs des Coronavirus. Als der Bericht veröffentlicht wurde, verklagte mich der Geheimdienst IRGC. Die Anklage lautete auf Propaganda gegen den Staat und Verbreitung von Lügen zur Beunruhigung der Öffentlichkeit. Nach mehreren Verhören durch den IRGC zu dem Bericht über den Abschuss des ukrainischen Flugzeugs, zu den Protesten im November 2019, zu meinen Aktivitäten in der Überwachungsgruppe für Belästigung und zu meinen Berichten über Frauenfragen wurde ich von der Anklage freigesprochen und erhielt eine Kaution von 150 Millionen Tomans.“
Unter der Herrschaft der Mullahs ist der Iran das weltweit größte Gefängnis für Journalisten und das größte Gefängnis für Journalistinnen. Im Jahr 2020 hatte das klerikale Regime viele Journalistinnen schikaniert, eingeschüchtert, verhaftet oder ins Gefängnis gesteckt. Dazu gehörten die Journalistinnen Negar Massoudi, Mehrnoush Tafian, Kowsar Karimi, Aliyeh Motallebzadeh, Shabnam Ashouri, Nada Sabouri, Mowloud Hajizadeh, Raha Asgarizadeh, Zeinab Rahimi und Elaheh Mousavi.
Elhane Mohammadi gehörte zu den elf Journalisten, die 2020 eine Erklärung abgaben, in der sie den Journalistenverband der Provinz Teheran kritisierten, weil er sexuelle Übergriffe auf Frauen, die in der Presse und in den Medien arbeiten, verschwiegen hatte. Sie gründeten die „Versammlung zur Bekämpfung der sexuellen Belästigung von Frauen in den Medien“.
2022 arbeitete sie als Reporterin für die Tageszeitung HAMMIHAN.
Sie war nach Saqqez gereist und hatte einen Bericht über Mahsa Aminis Beerdigung verfasst. Deren Tod der 22-jährigen Mahsa Amini war Auslöser der anhaltenden Proteste geworden, die folgten Die Sittenpolizei hatte Mahsa Amini wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, blieb unklar. Die junge Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seitdem demonstrieren landesweit die Menschen gegen den repressiven Kurs des islamischen Systems.
Am 29. September 2022 verhafteten Sicherheitskräfte Elaheh Mohammadi. Zunächst wurde sie von der Geheimdienstbehörde einbestellt, aber schon auf dem Weg dorthin festgenommen. Der Grund ist wohl ihre Berichterstattung über die Proteste im September 2022 gegen das islamische System.
Nach Darstellung der iranischen Justiz können jegliche Unterstützung für und Berichte über die Proteste zu weiteren Ausschreitungen führen und deshalb auch als Straftat ausgelegt werden. Der Journalistenverband weist dies vehement zurück und argumentiert, dass die Journalisten lediglich ihrer Arbeit nachgingen.
Ein Revolutionsgericht verurteilte Hamedi im Oktober 2022 zu sieben und Mohammadi zu sechs Jahren Haft. Beide Journalistinnen wurden der Zusammenarbeit mit den USA beschuldigt und wegen Verstößen gegen die nationale Sicherheit angeklagt. Gegen ihr Urteil konnten Hamedi und Mohammadi Rechtsmittel einlegen.
Die Berichterstattung von Hamedia und Mohammadi war in den Tagen nach Aminis Tod entscheidend für die Verbreitung der Nachricht. Für ihren Einsatz verliehen die Vereinten Nationen den Journalistinnen im Mai 2023 den Preis für Pressefreiheit.
Wie die reformorientierte Zeitung SCHARGH und ein Anwalt der beiden Frauen meldeten, wurden die 31-jährige Nilufar Hamedi und die 36-jährige Elaheh Mohammadi am 14.Januar 2024 gegen Zahlung einer Kaution von rund 200.000 Dollar vorübergehend frei gelasssen. Sie dürfen das Land nicht verlassen, bis das Berufungsverfahren abgeschlossen ist.
Quellen: https://www.newsroom.de/news/aktuelle-meldungen/vermischtes-3/iran-weitere-journalistin-im-zuge-der-proteste-festgenommen-940218/
Euronews, Frankenpost
Künstlerin: Susanne Köhler
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.