Enver Altayli, * Türkei, in türkischer Haft seit August 2017

Enver Altayli, * 1944 Türkei, in türkischer Haft seit August 2017

Enver Altayli ist ein türkischer Schriftsteller mit deutscher Staatsangehörigkeit, der auch politischen Themen schrieb.

Mehrere türkische Regierungen beriet er als Jurist. Von 1968 bis 1973 war er für den Geheimdienst tätig. Anschließend war er für die rechte nationalistische Partei MHP aktiv, wandte sich aber später von ihr ab.

Er war einer von 30 000 politischen Flüchtlinge, die nach dem Militärputsch 1980 die Türkei verließen. Er kam nach Deutschland und lebte hier als deutscher Staatsbürger. Später beriet er unter anderem die türkischen Präsidenten Özal und Demirel in zentralasiatischen Fragen.

Zusammen mit seiner Frau hat Altayli drei Töchter. Seine Frau betreibt in Antalya / Türkei eine Ferienanlage. Dort wurde Enver Altayli am 20. August 2017 verhaftet.

Er sitzt seitdem im Gefängnis Sincan F1 ohne Anklage oder Prozess. Man wirft ihm vor, einem Mitgied der Gülen-Bewegung zur Flucht verholfen zu haben.

Die Familie geht hingegen davon aus, dass er zu unbequem wurde. Zeit seines Lebens habe er sich für einen Rechtsstaat westlicher Prägung stark gemacht hat. Im Zuge der massenhaften Inhaftierungen nach dem Putschversuch 2016 hatte er die Aushöhlung des türkischen Rechtsstaates kritisiert. Kurz vor seiner Inhaftierung hatte er ein Buch über den Diplomaten Rudi Nazar veröffentlicht:

„Ein dunkler Weg zur Freiheit: Rusi Nazar von der Roten Armee zur CIA“

Es ist die Biografie eines gebürtigen Turkestani. Um für die Unabhängigkeit seines Landes zu kämpfen, diente er den Nazis, der Roten Armee und der CIA.

Die Familie hat eine Petition zur Freilassung des Vaters eingereicht: Freiheit für meinen Vater #Enver

Altayli sitzt in Einzelhaft und ist gesundheitlich angeschlagen.

Eine seiner Töchter berichtet im September 2018: „Mit 73 Jahren ist er seit 13 Monaten in Isolationshaft in einer kleinen Zelle. Zwei mal drei Meter inklusive Toilette, sagte er meinen Schwestern. Einmal am Tag hat er eine Stunde Hofgang. Einmal pro Woche darf er Besuch bekommen. Meistens ist er dabei hinter einer Plexiglasscheibe, einmal im Monat ist auch Körperkontakt erlaubt. Dann dürfen ihn meine Schwestern und meine Mutter umarmen.“

Quelle: faz.net, hurstpublishers.com

Künstlerin: Ursel Loebmann