Golrokh Ebrahimi Iraee, *1980 Iran, seit 2016 mit kurzen Unterbrechungen im Gefängnis
Golrokh Ebrahimi Iraee ist eine iranische Schriftstellerin, Menschenrechtsaktivistin und politische Gefangene, die sich u. a. gegen die Praxis der Steinigung im Iran einsetzt.
Im September 2014 durchsuchten Sicherheitskräfte die Wohnung von Iraee und ihrem Ehemann Arash Sadeghi in Teheran. Sie nahmen Laptops, Notebooks und CDs mit und fanden eine unveröffentlichte Geschichte, die Iraee über die Steinigung einer Frau geschrieben hatte. In der Geschichte sieht eine junge Frau den Film „Die Steinigung von Soraya M.“, wird wütend und verbrennt ein Exemplar des Korans. Iraee hatte auch Facebook-Beiträge über politische Gefangene gepostet.
Iraee und ihr Ehemann wurden von Männern verhaftet, bei denen es sich vermutlich um Mitglieder der Revolutionsgarden handelte. Sie brachten Sadeghi in das Evin-Gefängnis und Iraee für drei Tage an einen geheimen Ort und dann in das Evin-Gefängnis. Dort wurde sie 17 Tage lang verhört, ihr wurden die Augen verbunden und man drohte ihr mit dem Tod. Während dessen musste sie mit anhören, wie die Wärter ihren Mann in der Nachbarzelle traten und würgten.
Während der Verhandlung vor dem Islamischen Revolutionsgericht in Teheran wurden ihr und ihrem Ehemann das Recht auf eine Aussage verweigert. Der erste von Golrokh Iraee und Arash Sadeghi benannte Rechtsanwalt wurde von staatlichen Stellen bedroht und legte daraufhin sein Mandat nieder. Dem zweiten Anwalt verweigerte das Gericht die Einsicht in sämtliche Unterlagen inklusive der Anklageschrift und ließ ihn schließlich als Rechtsbeistand nicht zu.
Iraee wurde wegen „Beleidigung islamischer Heiligtümer“ und „Verbreitung von Propaganda gegen das System“ verurteilt. Sie wurde in Abwesenheit verurteilt, da sie sich am Tag der Verhandlung aufgrund einer Erkrankung im Krankenhaus befand und das Gericht ihren Antrag auf Vertagung der Verhandlung abgelehnt hatte. Ihr Mann wurde zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt.
Das Berufungsgericht bestätigte die Haftstrafe im Dezember 2015, jedoch musste Iraee die Strafe zunächst nicht antreten.
Im Oktober 2016 riefen iranische Beamte Iraee an und forderten sie auf, sich ins Evin-Gefängnis zu begeben, um dort die sechsjährige Freiheitsstrafe anzutreten. Sie untersagten Iraee, ihr Asthma-Medikament mitzunehmen, da sie, nach Aussage des Vollzugsbeamten, sowieso im Gefängnis sterben würde. Dennoch kritisierte sie offen eine von der Gefängnisleitung organisierte Führung durch das Evin-Gefängnis, bei der Botschafter aus verschiedenen Ländern über die tatsächlichen Haftbedingungen getäuscht wurden.
Ihr Ehemann Arash Sadeghi trat am 24. Oktober 2016 in einen Hungerstreik, um gegen die Verhaftung seiner Frau zu protestieren.
Nach eigenen Angaben wurden Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Irae im Gefängnis gefoltert und auf andere Weise misshandelt, teilte Amnesty International mit.
Iraee wurde am 3. Januar 2017 nach einem 71-tägigen Hungerstreik ihres Mannes und einem Protest auf Twitter, der internationale Aufmerksamkeit erregte, aus dem Gefängnis entlassen, aber am 22. Januar 2017 wieder inhaftiert, nachdem ihr Mann seinen Hungerstreik beendet hatte.
Nach internationalen Protesten wurde die Strafe im März 2017 um zwei Jahre und sechs Monate verkürzt.
Iraee wurde mehrfach rechtswidrig, teils gewaltsam zwischen dem Evin-, Amol- und Qarchak-Gefängnis hin- und her verlegt. Die Menschenrechtsaktivistin hat mehrere Hungerstreiks im Gefängnis abgehalten, so dass ihre Gesundheit teilweise stark gefährdet war und sie auch im Krankenhaus behandelt werden musste.
Am 8. April 2019 kam sie ohne Angabe von Gründen bis auf Weiteres frei, nachdem sie eine für iranische Verhältnisse enorme Kaution von umgerechnet knapp 13.000 Euro (60 Millionen Toman) hinterlegt hatte.
Sie musste allerdings jederzeit mit einer weiteren Verhaftung rechnen. Gegen sie lief ein weiteres Verfahren wegen angeblicher „Beleidigung des Führers“, „Störung der öffentlichen Meinung“ und „Propaganda gegen den Staat“. Dafür wurde sie im September 2019 erneut zu drei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Ab dem 13. November 2019 musste sie diese Strafe im Qarchak-Gefängnis nahe Varamin verbüßen.
Im Dezember 2020 wurde Iraee wieder in das Evin-Gefängnis verlegt. Sie war in Isolationshaft und ihr wurde das Recht verweigert, ihre Familie zu kontaktieren.
Im April 2021 wurde Iraees Haftstrafe in ihrer Abwesenheit um ein weiteres Jahr verlängert. Außerdem wurde ihr ein zweijähriges Reiseverbot sowie ein zweijähriges Verbot der Teilnahme an politischen Parteien und Gruppen auferlegt.
Am 9. Mai 2022 wurde sie unter Auflagen, wie einem Reiseverbot, aus dem Amol-Gefängnis entlassen.
Während der Mahsa-Amini-Proteste führte die iranische Regierung Massenverhaftungen durch. Iraee wurde am 26. September 2022 von Sicherheitskräften in ihrem Haus verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht.
Seit November 2022 ist Iraee im Evin-Gefängnis inhaftiert. Im April 2023 wurde Iraee vom Islamischen Revolutionsgericht wegen ihrer Unterstützung der Proteste zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die Anklagepunkte: „Versammlung und Absprache mit der Absicht, die Sicherheit des Landes zu stören“ und „Propaganda gegen das Regime“.
Bis 30.Juni 2025 läuft eine Petition für Golrokh Ebrahimi Iraee, organisiert von Amnesty International:
Quellen:de.wikipedia.org, igfm.de, amnesty-iran.de
Text: Gerhard Keller, April 2025
Künstlerin: Maria von Stülpnagel
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