Ilaria Alpi, *1961 Italien , ermordet 1994 Somalia

Ilaria Alpi, *1961 Italien , ermordet 1994 Somalia

Die Journalistin Ilaria Alpi studierte orientalische Sprachen und begann ihre ersten journalistischen Erfahrungen in Kairo für die Zeitungen L´UNIT und PAESE SERA. 1990 wurde sie von der RAI eingestellt und wurde Korrespondentin für TG3. Ihre Leidenschaft für den Islam, für Afrika und die arabische Kultur führte sie nach vielen Reportagen in verschiedenen Teilen der Welt auch nach Somalia. Sie reiste von 1992 bis 1994 sieben Mal dorthin. Somalia war damals schon ein verwüstetes Land, zerstört durch den Bürgerkrieg nach dem Sturz des Diktators Siad Barre und umkämpft von Ali Mahdi und General Aidid. Mogadischu ist eine zweigeteilte Stadt. 

Für den öffentlich-rechtlichen italienischen Fernsehen RAI 3 drehten die Fernsehjournalistin Ilaria Alpi und ihr Kameramann Miran Hrovatin 1994 eine Reportage über einen internationalen Giftmüllskandal.  Es ging dabei um Waffenlieferungen und Gelder, die offiziell von italienischen Hilfsorganisationen zum Strassenbau und für Infrastrukturen in Entwicklungsländern genutzt werden sollten. Tatsächlich gab es aber Hinweise, dass diese Hilfsorganisationen als Tarnung dienten für Operationen des italienischen Geheimdienstes: Tonnen von europäischem Giftmüll wurden von Italien aus nach Somalia verschifft, im Gegenzug illegal Waffen an Somalia geliefert.

Nach unergiebigen Recherchen in Kroatien führte die Spur nach Somalia. Dort stießen die beiden auf brisante Hinweise. In der Hafenstadt Bosaso filmten sie Männer in spezieller Schutzkleidung, die Fässer mit offenbar giftigen Substanzen am Strand verladen. Doch der Geheimdienst -Unteroffizier Vincenzo Li Causi, ihr Informant in Sachen Giftmüll, wird plötzlich unter ungeklärten Umständen ermordet. Das hält die beiden  allerdings nicht davon ab, einer weiteren Spur zu folgen. Alpi interviewt den“Sultan“ Abdullahi Moussa Bogo, der etwas über gewisse Beziehungen zwischen dem Diktator Siad Barre und italienischen Beamten zu berichten weiß. An diesem 20. März 1994, nach dem Interview, kommen Ilaria. Ilaria und Miran kehrten zurück in die Hauptstadt Mogadishu. In der Nähe der italienischen Botschaft geraten sie in einen Hinterhalt. Ein Auto stoppt die Fahrt ihres Jeeps und zwingt sie zum Anhalten. Die 33-jährige Ilaria und und der 45-jährige Miran werden mit Schüssen einer 7-köpfige Kommandoeinheit buchstäblich hingerichtet. Der Fahrer blieb unverletzt, ihr Leibwächter entkam unverletzt und verschwand. Das gesamte journalistische Material wurde entwendet. 

Es gab viele Ermittlungen, Geheimnisse und unbeantwortete Fragen rund um den Doppelmord.

So wurde Omar Hashi Hassan für den Mord an Ilaria und Miran zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde von Ali Rage Ahmed, Spitzname „Gelle“, beschuldigt, einer der Hauptverantwortlichen für den Tod der beiden Journalisten zu sein. Aber 2016 hob ein italienisches Gericht das Urteil auf und Hassan erhielt mehr als drei Millionen Euro für die ungerechtfertigte Verurteilung und die fast 17 Jahre, die er im Gefängnis verbracht hatte. „Gelle“ wurde wegen Meineids angeklagt. Er hatte zugegeben, dass er dafür bezahlt worden war, Hassan zu beschuldigen.

2014, 20 Jahre nach dem Doppelmord genehmigte die italienische Regierung die Freigabe der Geheimakten zu ihrem Tod. 3 Jahre später stellte die italienische Staatsanwaltschaft dennoch die Ermittlungen ein. Aber die Familie der Reporterin wollte sich damit nicht zufriedengeben und legte dagegen Berufung ein. 

Der Anwalt der Familie erklärte, dass die Staatsanwaltschaft Rom seit langem behaupte, es gäbe keine Anhaltspunkte, die vor Gericht verwendet werden könnten. „Es war von Anfang an beabsichtigt, dass es zu keinem Prozess kommen soll. Es ist nicht wahr, dass es keine Motive und keine Hinweise gibt.“ Aber er vermutet, dass die Ermittlungen gestoppt werden sollten, weil der italienische Staat davon ablenken wolle, dass seine eigene Behörde – der Geheimdienst –  in den Fall verwickelt sein könnte.

Luciana, die Mutter von Ilaria Alpi erklärte verbittert, sie wolle in Zukunft nicht mehr an Gedenkveranstaltungen zu Ehren ihrer Tochter teilnehmen, die pure Heuchelei darstellten. Im Juni 2018 starb sie im Alter von 85 Jahren, berichtete die TAZ.

Der Fall Ilaria Alpi / Hrovatin,  sollte er vielleicht gar nicht gelöst werden? In Italien gab es 2017  fast 80 ungelöste Fälle von Mord an Journalisten. Daran erinnerte die Initiative von Usigrai, der Journalistengewerkschaft der RAI, die alle Namen der Opfer an die Fassade ihres Hauptsitzes in der Viale Mazzini projizierte.

Quelle: https://de.euronews.com/2017/07/06/23-jahre-danach-streit-um-mysteriosen-mord-an-journalistin-ilaria-alpi  6.7.17

https://web.archive.org/web/20160108112304/http://www.arte.tv/de/3905174,CmC=3924952.html

Wikipedia, TAZ

Künstlerin: Susanne Köhler