Iryna Chalip, * 1967 Belarus, wiederholt in Haft, frei

Iryna Chalip, * 1967 Belarus, wiederholt in Haft, frei

Iryna Chalip hat in Belarus Journalismus studiert und arbeitete bei der Zeitung SOWJETSKAJA BELARUS, als stellvertretende Chefredakteurin bei der Zeitung BELARUSKAJA DELOWAIA GASETA und seit 2000 für die Zeitung NOWAJA GASETA in Minsk. 

Sie deckte während ihrer Arbeit Korruptionsfälle und Wahlfälschungen auf. Als Folge hiervon wurde sie mehrfach festgenommen und es folgten Strafverfahren, unter anderem wegen Beleidigung des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. So fragte sie ihn auf einer Pressekonferenz 2001, ob dieser sich aufgrund seiner angeschlagenen psychischen Gesundheit – wegen schwerer Wahnvorstellungen ist er aus der Armee entlassen worden – nicht einer Untersuchung durch eine unabhängige Kommission stellen wolle. Diese brisante Frage stellte sie zu einer Zeit, in welcher mehrere Gegner Lukaschenkos verschwunden und wahrscheinlich ermordet worden sind. Dieses Schicksal blieb ihr erspart, wenngleich man sie im Staatsfernsehen öffentlich diffamierte. 

Im Dezember 2010 wurden sie und ihr Ehemann – der damalige Präsidentschaftskandidat Andrej Sannikau – nach einer Demonstration gegen Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen in Belarus festgenommen. Im Mai 2011 wurde sie zu zwei Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde im Juli 2013 wieder aufgehoben. Ihr Mann hatte 2011 politisches Asyl in Großbritannien erhalten.

In den folgenden Jahren wurde Iryna Chalip – angetrieben auch durch die Ermordung ihrer Kollegin Veronika Tscherkassowa, zur bekanntesten Oppositionsjournalistin in Belarus. So deckte sie Korruptionen im Innenministerium auf und belegte die Fälschung der Volksabstimmung für eine Verfassungsänderung durch Lukaschenko. Er kann sich damit bis an sein Lebensende wiederwählen lassen. Sie  prangerte auch  die Todesstrafe an, die in Belarus noch vollstreckt wird – als einzigem Land Europas.

Daher wurde sie nicht nur regelmäßig wegen Verletzung der Pressegesetze vorgeladen und stundenlang verhört, auch ihr Büro und ihre Wohnung wurden durchsucht , ihre Computer konfisziert. Bei einer friedlichen Demonstration gegen die Vereinigung von Belarus mit Russland wurden sie und ihr Vater sogar zusammengeschlagen und erneut verhaftet. „Es kostet viel Kraft, sich nicht einschüchtern zu lassen“, so Iryna Chalip. „Ich habe begriffen, dass man in diesem Land noch lange für seine Freiheit kämpfen muss.“

Die Unzufriedenheit der Menschen ist in den letzten Jahren sogar größer geworden: Liberale Universitäten wurden geschlossen, es gibt kein unabhängiges Fernsehen und Belarus gehört mittlerweile – mit 100 Euro Durchschnittseinkommen im Monat – zu den ärmsten Ländern Europas. Es gibt nur noch drei unabhängige Medien, darunter die Zeitung BELARUSKAJA DELOWAIA GASETA. Menschenrechtsorganisationen haben Iryna Chalip daher dringend geraten, das Land zu verlassen. 

Sie erhielt mehrere internationale Auszeichnungen. Zum Beispiel den Henri-Nannen-Preis 2005 für ihren couragierten Kampf für die Pressefreiheit in Belarus. 2009 wurde sie mit dem “Courage in Journalism Award” der International Womens Media Foundation ausgezeichnet und 2012 mit dem Hermann-Kesten-Preis.

Quellen: www.wikipedia.de; www.stern.de/politik/ausland/weissrussland–fuer-unsere-freiheit-muessen-wir-kaempfen–3293760; www.dw.com/de/chalip-freiheit-ist-unteilbar/a-16368203

Künstlerin: Ernestine Kuger-Hoberg