Margaret Ng Ngoi-yee, * 1948 Hongkong/GB, verhaftet 2021 in Hongkong/VR China, auf Kaution freigelassen
Margaret Ng Ngoi-yee ist eine Politikerin, Anwältin, Schriftstellerin, Journalistin und Kolumnistin in der damals britischen Kronkolonie Hongkong. Die Staatshoheit Hongkongs wurde im Jahr 1997 an die Volksrepublik China übergeben. Seitdem ist Hongkong eine chinesische Sonderverwaltungszone unter Beibehaltung einer freien Marktwirtschaft und hoher innerer Autonomie. Dieses Prinzip „Ein Land, zwei Systeme„ war vertraglich vereinbart worden. Inzwischen bricht China allerdings diese Zusage zunehmend , was zu anhaltenden Protesten führte.
Ng Ngoi-yee war von 1995 bis 2012 Mitglied des Legislativrats des Stadtstaates Hongkong.
Bevor sie als Anwältin tätig wurde, arbeitete Margaret Ng an der Universität Hongkong und bei der Chase Manhattan Bank (heute JP Morgan Chase). Sie war Herausgeberin und stellvertretende Chefredakteurin der Zeitung MING PAO sowie Kolumnistin der SOUTH CHINA MORNING POST und Vorstandsmitglied der Nachrichtenseite STAND NEWS.
Ng ist nicht nur Juristin und Journalistin, sondern auch eine ausgewiesene Expertin in den Bereichen Philosophie und Literatur. Sie hat mehrere Bände mit kritischen Studien zu den Wuxia-Romanen von Jin Yong verfasst und an der Boston University einen Doktortitel in Philosophie erworben. Sie trat in der BBC-Dokumentation „The Last Governor“ auf, die Chris Patten und die letzten Jahre der britischen Herrschaft in Hongkong begleitet.
Am Morgen des 29. Dezember 2021 nahmen Polizisten der Abteilung für nationale Sicherheit sechs aktuelle und ehemalige Mitarbeitende der Nachrichtenseite STAND NEWS fest. Der Vorwurf: „Veröffentlichung aufrührerischer Texte“.
Inhaftiert wurden der amtierende Chefredakteur Patrick Lam Shiu-tung, der ehemalige Chefredakteur Chung Pui-kuen und die vier ehemaligen Vorstandsmitglieder Denise Ho Wan-see,, Chow Tat-chi, Christine Fang Meng-sang und die 73-jährige Margaret Ng Ngoi-yee. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu zwei Jahre Haft und Geldstrafen. Mehr als 200 Polizisten waren dabei im Einsatz. Sie wurde allerdings am nächsten Tag zusammen mit den fünf Inhaftierten auf Kaution freigelassen.
Die Aktion stützte sich auf ein umstrittenes Sicherheitsgesetz, das im vergangenen Jahr verabschiedet worden war. Die Festgenommenen standen alle in Verbindung zu STAND NEWS, einem der bekanntesten pro-demokratischen Nachrichtensender der 7-Millionen-Metropole. Auch ihre Wohnungen wurden durchsucht.
Bereits im April 2020 wurde Ng als eine von 15 prominenten Persönlichkeiten der Demokratiebewegung in Hongkong verhaftet, weil sie verdächtigt wurde, Proteste und mehrere nicht genehmigte Versammlungen organisiert, bekannt gemacht oder daran teilgenommen zu haben. Am 16. April 2021 wurde sie zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten verurteilt, die für 24 Monate ausgesetzt wurde.
Presseorganisationen und Medienbeobachter:innen haben die Verhaftungen verurteilt und ihre Besorgnis über die schwindende Pressefreiheit in der Stadt zum Ausdruck gebracht.
Das chinesische Außenministerium hingegen warnte, dass diejenigen, die „unter dem Deckmantel des Journalismus die nationale Sicherheit gefährden, die schwarzen Schafe sind, die die Pressefreiheit beschmutzen und in Übereinstimmung mit dem Gesetz zur Rechenschaft gezogen werden“.
Das 2014 gegründete Nachrichtenmedium STAND NEWS war international bekannt. Die von Reportern gefilmten Liveaufnahmen eines brutalen Angriffs von maskierten Schlägern auf pro-demokratische Demonstranten in einer U-Bahn-Station gingen um die Welt.
Zuvor war STAND NEWS bereits durch seine Mitarbeit an den sogenannten Pandora Papers aufgefallen. Als einziges Medium in Hongkong hatte die Redaktion mit dem „International Consortium of Investigative Journalists“ zusammengearbeitet, um den verborgenen Reichtum und die Steuerstrukturen einiger der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt zu enthüllen.
Die Redaktion des Nachrichtenmediums bedankte sich noch am 29. Dezember 2021 bei den Leserinnen und Lesern für ihre Treue. STAND NEWS sei gegründet worden, um „in Hongkong Stellung zu beziehen“, hieß es in der Erklärung auf Facebook. Es sei stets „redaktionell unabhängig“ geblieben und habe sich „dem Schutz der Grundwerte Hongkongs wie Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit verschrieben“.
Quellen:
https://www.reporter-ohne-grenzen.de/
https://www.br.de
https://www.stern.de
Wikipedia
Künstlerin: Susanne Köhl
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