Minnie Chan Man Li (陈敏莉), * Hongkong/GB, verschwunden 2023 in VR China

Minnie chan ist eine Journalistin aus Hongkong. Sie verschwand in China 2023.

Minnie Chan Man Li (陈敏莉), * Hongkong/GB, verschwunden 2023 in VR China

Die Hongkonger Journalistin verschwand auf einer Reise nach Peking, als sie über eine internationale Sicherheitskonferenz berichten wollte.

Die Hongkonger Journalistin Minnie Chan arbeitete zunächst für verschiedene Hongkonger Medien, darunter Fernsehsender und APPLE DAILY, eine inzwischen eingestellte pro-demokratische Zeitung, die der Kommunistischen Partei Chinas sehr kritisch gegenüberstand. 

Minnie Chan ist eine preisgekrönte Journalistin, die sich auf Berichterstattung über Verteidigung und Diplomatie in China spezialisiert hat und zu diesen Themen seit zwei Jahrzehnten arbeitet. Ihre Berichterstattung über den Absturz eines US-Spionageflugzeugs vom Typ EP-3 durch eine J-8 der Volksbefreiungsarmee im Jahr 2001 in der Nähe des Südchinesischen Meeres öffnete ihr die Türen zur Welt des Militärs. Seitdem veröffentlichte sie mehrere Exklusivberichte über Chinas militärische Entwicklung. Sie hat einen Master-Abschluss in „Internationale öffentliche Angelegenheiten“ der Universität Hongkong. Seit 2005 arbeitete sie in Führungsposition für die größte in Hongkong ansässige englischsprachige Zeitung SOUTH CHINA MORNING POST(SCMP).

Ihr Themenbereich ist in China politisch sensibel.

In den sozialen Medien hatte sie einige kritische Kommentare zu Peking gepostet. So machte sie sich beispielsweise 2019 über pro-chinesische Demonstranten in Hongkong lustig, als die Proteste gegen das Auslieferungsgesetz und die Bevormundung durch die Kommunistischen Partei Chinas in vollem Gange waren. Als ihr ehemaliger Arbeitgeber von APPLE DAILY 2021 von der Hongkonger Polizei geschlossen wurde, schrieb sie, dass er „von mächtigen Interessen erwürgt“ werde.

Das Online-Medium ASIA SENTINEL spekulierte sogar, dass ihre Berichterstattung über militärische Nachrichten in China darauf hindeuten könnte, dass sie in die „Unruhen“ an der Spitze der Volksbefreiungsarmee verwickelt war. Im August 2023 verschwand der damalige Verteidigungsminister Li Shangfu. Zwei Monate später gab Peking bekannt, dass er seines Amtes enthoben worden sei.

Minnie Chan verschwand dann eine Woche später Ende Oktober 2023 während einer Reise nach Peking. Dort wollte sie über ein internationales Sicherheitsforum berichten. In fast jedem anderen Land würde man zunächst vermuten, dass sie einen Unfall hatte oder angegriffen wurde. In China ist jedoch die wahrscheinlichste Erklärung, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) sie aus politischen Gründen verschwinden ließ.

Frühere Fälle deuten darauf hin, dass sie in das geheime Gefängnissystem namens „Residential Surveillance at a Designated Location“ (RSDL) verschleppt wurde.

Die Geheimhaltung rund um solche Verschleppungen und Gerichtsverfahren macht es oft unmöglich zu verstehen, warum jemand in China ins Visier genommen wird.

Im Jahr 2023 dokumentierte die IFJ mindestens 80 Inhaftierungen von Journalist*innen in China und Hongkong, wobei Verschleppungen, Inhaftierungen und Einschüchterungen von Medienschaffenden immer häufiger vorkamen. Am 11. Oktober 2023 kehrte die australische Journalistin Cheng Lei nach Australien zurück, nachdem sie über drei Jahre lang in China wegen Verstößen gegen die nationale Sicherheit in Untersuchungshaft gesessen hatte.

Die IFJ erklärte:„Peking hat eine lange Tradition der Verfolgung von Journalisten, die Kritik an der chinesischen Regierung üben, und das Verschwinden von Chan inmitten der zunehmenden Repressionen gegen unabhängige Medien in Hongkong ist zutiefst besorgniserregend.“

Minie Chans Zeitung SCMP reagierte auf Chans Verschwinden mit der Erklärung, die Journalistin befinde sich derzeit „im Urlaub“, ohne weitere Details zu nennen.(Stand der Recherche: Mai 2025) 

Text: Susanne Köhler

Quellen: IFJ Asien-Pazifik, Deutschlandfunk

Künstlerin: Susanne Köhler