Miroslava Breach Velducea, * 1962 Mexiko, ermordet 2017 Mexiko

Miroslava Breach Velducea

 * 1962 Mexiko, ermordet 2017 in Mexiko

Miroslava Breach Velducea war eine mexikanische Journalistin. Überregional war sie vor allem bekannt, weil sie seit 1997 als Korrespondentin im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua für die landesweit erscheinende Tageszeitung LA JORNADA berichtete. Auch schrieb sie für die Internetplattform NORTE. Sie thematisierte wiederholt den Einfluss der Drogenkartelle auf die Wirtschaft, die Politik und das soziale Gefüge in der Stadt Chihuahua. Sie prangerte die Untätigkeit der Behörden, die Verflechtung von Politikern und Verbrechern und die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen an. 

In einem 2016 veröffentlichten Bericht weist Breach Velducea darauf hin, dass beide großen mexikanischen Volksparteien Kandidaten mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen vorgeschlagen hatten. Gegen die Korrespondentin gingen verstärkt Morddrohungen ein, nachdem sie aufdeckte, dass die zum Sinaloa-Drogenkartell gehörende kriminelle Bande „Los Salazar“ eigene Kandidaten für die Lokalwahlen in Chihuahua aufstellte. Als bekannt wurde, dass einer von ihnen der Neffe des Los Salazares-Anführers ist, zog der seine Kandidatur zurück.

Breach Velducea saß am Morgen des 23. März 2017 gegen 7 Uhr vor ihrem Haus am Steuer ihres Autos und wollte ihren Sohn zur Schule bringen. Der Mörder schoss von mehreren Seiten auf sie. Ihr Körper wurde von mindestens acht Schüssen getroffen. Breach starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Ihr Sohn blieb unverletzt. Miroslava Breach Velducea wurde 54 Jahre alt und hinterlässt drei Kinder. 

Die Behörden stellten ein Video sicher, worauf zu sehen ist, wie der Mörder ein beschriebenes Stück Karton hinterlässt. Auf ihm stand: „Wegen Geschwätzigkeit. Es folgen die Freunde des Gouverneurs und der Gouverneur. Der 80.“ „Der 80“ ist ein lokaler Boss des organisierten Verbrechens. 

Der Senat Mexikos und das Abgeordnetenhaus hielten eine Schweigeminute für Miroslava Breach ab. Im Parlament des Bundesstaates Chihuahuas forderten aufgebrachte Kollegen die Aufklärung des Mordes.

Drei Jahre später hat ein mexikanischer Bundesrichter den Mörder verurteilt. Juan Carlos Moreno Ochoa, alias „El Larry“, ein hochrangiges Mitglied des Verbrechersyndikats „Los Salazar“ wurde wegen Mordes an der Journalistin zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Außerdem war es möglich, einen geistigen Urheber des Verbrechens, einen Drogenboss mit politischen Verbindungen, zu identifizieren. 

Es ist die erste Verurteilung wegen Journalistenmord in Mexiko.

„Angesichts der überwältigenden Straflosigkeit nach Angriffen auf Medienschaffende in Mexiko stellt das Urteil einen wichtigen Präzedenzfall dar“, sagte Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. „Trotzdem sind die Ermittlungen gegen andere Beteiligte noch nicht abgeschlossen. Wir fordern die zuständigen Behörden deshalb auf, den Fall vollständig aufzuklären.“

Im Dezember 2020 wurde Hugo Amed Schultz Alcaraz, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Chínipas im Bundesstaat Chihuahua, wegen Beihilfe zum Mord an der Journalistin Miroslava Breach Velducea verhaftet. Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft wirft Schultz vor, lokalen Drogenhändlern kurz vor der Tat entscheidende Informationen über Breach geliefert zu haben. Die Ermittlungsbeamten gaben bekannt, Schultz könne zu einer Haftstrafe von bis zu 40 Jahren verurteilt werden.Immer noch anhängig sind die Ermittlungen gegen zwei ehemalige Spitzenpolitiker in Chihuahua: Alfredo Piñera, der Sprecher der PAN in Chihuahua, sowie der damalige PAN-Generalsekretär José Luévano, der später der Privatsekretär des Gouverneurs Javier Corral Jurado war. Die beiden konspirierten zusammen mit Schultz gegen die Journalistin, wie lokale Medien berichteten.

(Stand Dezember 2020)

Exkurs: Das Juárez-Drogenkartell

Das Juárez-Kartell  ist ein mexikanisches Drogenkartell, das seit den 1990er-Jahren um die Vorherrschaft über die Route des Drogenschmuggels von Ciudad Juárez in den USA kämpft. Es wurde von Amado Carrillo Fuentes gegründet, der es bis zu seinem Tod 1997 anführte. Danach verlor das Juárez-Kartell im Verhältnis zu anderen Drogenkartellen kontinuierlich an Macht.

Amado Carrillo Fuentes (genannt „El Señor de los Cielos“), der älteste von sechs Brüdern, übernahm ab 1989 die Kontrolle der Schmuggelroute von Ciudad Juárez in die US-amerikanische Grenzstadt El Paso. Nachdem er 1997 unter ungeklärten Umständen bei einer plastischen Gesichtsoperation starb, spaltete sich die Organisation in mehrere Gruppen auf, die unter der Führung von Rudolfo und Vicente Carrillo Fuentes (genannt „El Viceroy“) miteinander Allianzen schlossen.

Nach dem Gefängnisausbruch von Joaquín „El Chapo“ Guzmán im Jahre 2001 schlossen sich ehemalige Allianzpartner des Juárez-Kartells dem Sinaloa-Kartell an. 2004 wurde Rudolfo Carrillo Fuentes im Auftrag von Guzmán ermordet. Diese Kampfansage an die Familie Carrillo Fuentes löste die äußerst blutigen Revierkämpfe der letzten Jahre in Ciudad Juárez aus. Das Juárez-Kartell versuchte, unter der Führung von Vicente Carrillo Fuentes und des bewaffneten Armes „La Línea“ sowie der Gang „Los Aztecas“ unter Eduardo Ravelo, diese lukrative Drogenroute wieder unter seine alleinige Kontrolle zu bringen.

2011 wurde José Antonio Acosta Hernández, einer der Anführer der „La Línea“, festgenommen. Er soll laut Anklage für über 1.500 Morde verantwortlich sein.

Es wird vermutet, dass das Juárez-Kartell etwa einen Fünftel des Drogenschmuggels in den Vereinigten Staaten kontrolliert. Das entspricht einem Umsatz von acht Milliarden Dollar pro Jahr. (Wikipedia)

Quellen: www.bbc.com,  www.pen-deutschland.de,  www.cpj.org,  www.amerika21.de, Reporter ohne Grenzen

Künstlerin: Joanna Mallison