Musa Kart, *1954 Türkei,  seit 2016 wiederholt in Haft, verurteilt und 2019 freigesprochen

Musa Kart, *1954 Türkei,  seit 2016 wiederholt in Haft, verurteilt und 2019 freigesprochen

Kart veröffentlichte im Jahr 1974 während seines Ingenieursstudiums in Ankara erstmals eine Karikatur. 1983 gab er den Ingenieursberuf auf und widmete sich professionell dem Zeichnen. Seine Karikaturen veröffentlichte er beispielsweise in den Publikationen MILLIYET, GÜNES, GÜNAYDIN , dem Magazin NOKTA und  CUMHURIYET. Dort erschien seit 1994 täglich eine Karikatur von ihm. Seit 1993 war er dort Redaktionsmitglied.

2006 erhielt er den Pressefreiheits-Preis der „Türkischen Journalistenvereinigung“. Ein Strafverfahren wegen der Darstellung Erdoğans als Katze führte bis vor das oberste Gericht, welches das Urteil 2005 aufhob. Auch im Jahr 2014 stand er unter der Anklage, mit einem Cartoon zum Korruptionsskandal in der Türkei 2013 den damaligen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan verleumdet und beleidigt zu haben. Dafür drohte ihm eine neunjährige Freiheitsstrafe. Das zuständige Gericht ließ die Anklage allerdings bereits am ersten Verhandlungstag fallen.

Im Oktober 2016 wurde er zusammen mit anderen Journalisten und Mitarbeitern seiner Zeitung verhaftet. Der Vorwurf war, daß er mit seiner Arbeit die Terrororganisation PKK sowie die Gülen-Bewegung und damit den Putschversuch 2016 unterstützt habe. Damit gehörte er zu den in den Jahren 2016 und 2017 über 100 inhaftierten türkischen Journalistinnen und Journalisten. Kurz vor der eigentlichen Verhaftung interviewt, äußerte Kart:

„Das kann man der Welt nicht erklären. Ich werde verhaftet, weil ich Cartoons zeichne, nur wegen Cartoons. Ich denke jeder wird in der Lage sein, das zueinander ins Verhältnis zu setzen“.

Nach einer 271 Tage andauernden Untersuchungshaft wurde er am 28. Juli 2017, 5 Tage nach dem Prozessauftakt gegen 17 CUMHURIYET-Mitarbeiter, zunächst freigelassen – so wie auch 6 seiner Kollegen. Im 25. April 2018 aber wurde er zu 3 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Eine höhere Instanz hob das Urteil am 12. September 2019 auf, so dass der 64-jährigen Kart nach 142 Tagen aus der Haft entlassen wurde. Mit ihm kamen vier weitere ehemalige Journalisten der CUMHURIYET frei.

Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen: 

•            1985: „Journalist des Jahres“ (Vereinigung der zeitgenössischen Journalisten)

•           1985: Erster Preis der Kategorie Presse-Sportkarikatur (Amateur Sport Club Confederation)

•           1991: Ehrenpreis (Türkische Journalistenvereinigung)

•           1995: „Karikaturenpreis für Demokratie“, (Karikaturistenvereinigung)

•           1996: „Journalist des Jahres“ (Vereinigung der zeitgenössischen Journalisten)

•           1998: „Karikaturist des Jahres“ (Siyaset-Magazin)

•           2006: Pressefreiheitspreis (Türkische Journalistenvereinigung)

•          2018: „Prix International du dessin de presse de Genève“ der Stiftung Cartooning for Peace

„Kart arbeitet inzwischen nicht mehr für  CUMHURIYET. Die Belegschaft verstrickte sich in Machtkämpfe, an deren Ende stand die Übernahme durch regierungsnähere Kräfte. Es gibt nun pessimistische Stimmen, die nicht nur vom Tod des Traditionsblatts sprechen, sondern auch der türkischen Karikaturenkunst eine Eiszeit voraussagen. Vielleicht liegen sie richtig, andererseits: Solange jemand wie Musa Kart an einen ­Bleistift kommt, besteht Hoffnung.“ schrieb die Berner Zeitung 2019.

Quelle: Wikipedia

https://www.bernerzeitung.ch/panorama/leute/grosser-seelischer-schmerz/story/16924200

Künstlerin: Maria von Stülpnagel