Pawel Grigorjewitsch Scheremet, * 1971 Belarus, ermordet 2016 Ukraine

Pawel Grigorjewitsch Scheremet, * 1971 Belarus, ermordet 2016 Ukraine

Pawel Scheremet arbeitete ein Jahr lang als Produzent und Moderator des wöchentlichen Nachrichtenmagazins PROSPEKT des staatlichen belarusischen Fernsehens. Diese Sendung wurde im April 1995 von Präsidenten Aljaksandr Lukaschenko abgesetzt. Eine Woche später sollte ein umstrittenes Referendum stattfinden, das Lukaschenko mehr Macht geben sollte.

Scheremet wurde daraufhin 1995 Chefredakteur der belarusischen Zeitung DELOWAJA GASETA und begann auch für das erste Programm des staatlichen russischen Fernsehens ORT zu arbeiten.  1995 erhielt Sheremet den „Adamowitsch-Preis“ des belarusischen PEN-Center als bester Fernsehreporter des Landes.

Im Jahr 1996 wurde er Chef des ORT Büros in Minsk. Wegen einer kritischen Reportage über Schmuggel wurde er 1997 drei Monate lang inhaftiert und erhielt ein Ausreise- und Berufsverbot bis 1999. Den renommierten „International Press Freedom Award“  des Committee to Protect Journalists bekam Pawel Scheremet 1998.

Danach zog er nach Russland. Den „Preis für Journalismus und Demokratie“ der OSZE erhielt Scheremet 2002. In Russland moderierte er zeitweise die meist gesehene Nachrichtensendung „Wremja“ Mit dem später ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow verband ihn eine Freudschaft. 

2004 gab er zusammen mit Swetlana Kalinkina das Buch „Slutschainyi President“ (Der zufällige Präsident) heraus. Das Werk setzt sich kritisch mit dem Regime des belarusischen Präsidenten Lukaschenka auseinander. Es beschreibt ungesetzliche Verfolgungen und Unterdrückung von Opposition, politische Morde und Entführungen und die Manipulation von Gesetzen  und demokratischer Verfahren. Zu den im Detail in diesem Buch beschriebenen Fällen gehört auch das Verfahren von 1996 gegen ihn und seine Kollegen vom russischen Sender ORT.

Bis zum Jahr 2014 schrieb Sheremet Beiträge für staatliche Medien. Aus Protest gegen die russische Berichterstattung über die Annexion der Krim, die er verurteilte, beendete er diese Arbeit.

In den letzten fünf Jahren seines Lebens arbeitete und wohnte er in der Ukraine. Scheremet war bekannt für seine Reportagen. Er kritisierte sowohl den russischen Präsidenten Putin als auch dessen ukrainischen Amtskollegen Poroschenko und war bekannt für seinen pro-europäischen Kurs. Zuletzt äußerte er sich besorgt über Angehörige der ukrainischen Freiwilligenbattaillone.

Am 20. Juli 2016 im Alter von 44 Jahren starb Pawel Scheremet. Morgens im Zentrum von Kiew – er war auf dem Weg zur Arbeit – explodierte eine Bombe mit einer enormen Sprengkraft. Die Bombe war am Boden des Autos befestigt, das er fuhr. Es war das Auto seiner Partnerin Olena Prytula. Sie ist die Herausgeberin der Onlinezeitung  UKAJINSKA PRAWDAU, für die Scheremet zuletzt arbeitete.

Pawel Scheremet wurde in Minsk im Beisein von etwa 1000 Menschen beigesetzt.

Seit 2016 wird ein nach ihm benannter Journalistenpreis vergeben, der „EaP CSF Pavel Sheremet Journalism Award“.

Im Dezember 2019 nahm die ukrainische Polizei mehrere Verdächtige fest.

Quellen: wikipedia, www.zeit.de, afp

Künstlerin: Angelika Bomhard-Wey