Sandeep Kothari, * 1975 Indien, ermordet 2015
Sandeep Kothari war ein freiberuflicher investigativer Kriminaljournalist für die Hindi-Zeitung NAI DUNIYAN, HARI BHOOMI und DESHBANDHU. Er wurde im zentralindischen Distrikt Balaghat, Madhya Pradesh ermordet, weil er Licht in Praktiken des illegalen Bergbaus und des Landraubs brachte.
Kotharis Eltern hatte einen kleinen Lebensmittelladen. Sandeep und seine beiden Brüder betrieben zuerst ein Forstunternehmen. Als seine Brüder eine Autowerkstatt eröffneten, wendete sich Sandeep dem Journalismus zu. Seit 2005 schrieb er für prominente Hindi-Zeitungen. 2012 wurde er Freiberufler, recherchierte und berichtete von illegalen Chit-Fund-Programmen (Mikrokredite), illegalem Mangan- und Sandabbau und Landraub in Katangi und Tirodi. In der Gegend hatten 2014 zum Beispiel nur 9 der über 40 Sandminen eine Lizenz. Seine Informationen beschaffte er sich durch geschickte Anwendung eines Gesetzes zum Recht auf Information.
Das machte ihn unbeliebt bei seinen Gegnern, die ihn jahrelang mit erfolglosen Gerichtsverfahren einzuschüchtern versuchten.
Am 19. Juni 2015 war der 40-jährige Sandeep Kotharis mit einem Freund unterwegs ins Dorf Umri. Das Fahrrad wurde von einem Auto gerammt. Sandeep wurde geschlagen und entführt. Sein Freund konnte entkommen und meldete den Vorfall der Polizei. Inzwischen würgten die Entführer den Journalisten heftig, warfen ihn neben ein Bahngleis und zündeten ihn an. Seine Autopsie ergab später, dass er vermutlich noch am Leben war, als er verbrannt wurde.
Nach dem brutalen Mord wurden drei Verdächtige festgenommen, die sowohl in den illegalen Sandabbau als auch in illegale Finanzgeschäfte, die Sandeep aufgedeckt hatte, verwickelt waren. Es waren auch dieselben, die eine erfolglose Vergewaltigungsklage gegen ihn eingereicht hatten. Sie gestanden die Tat und führten die Polizei zu der Leiche.
Mit der Ermordung Sandeep Kotharis reagierte die Sandmafia vor Ort auf seine Enthüllungen über ihre verbotenen Geschäfte: Sand über die erlaubte Menge hinaus abzubauen und an Baufirmen zu verkaufen. Der weltweite Sandabbau ist eine 70-Milliarden-Dollar-Industrie. Indien hat nicht genug legalen Sand, um die Nachfrage zu decken. Die indische Planungskommission schätzt, dass Sandabbau fast 9 Prozent des BIP des Landes ausmacht. In Balaghat werden auch 80% des indischen Mangans gefördert und auch Bauxit, Marmor, Dolomit und Kalkstein. Sand- und Mineralienabbau hat eine hohe Gewinnspanne für die Betreiber, aber negative Auswirkungen auf die Umwelt: gerade die Gegend um Balaghat ist dicht bewaldet und das Tor zum berühmten Kanha National Park mit über 85 % Dschungel und einer reichen Pflanzen- und Tierwelt. Trotz dieses Reichtums ist Balaghat eine der ärmsten Regionen in Indien.
Der Sandabbau ist reguliert. Trotzdem weiten die Unternehmen in der Nähe von Baustellen den Abbau unerlaubt aus, und es ist ein offenes Geheimnis, dass sie sich darauf verlassen, dass bestochene Regierungs- und Strafverfolgungbeamte gezielt wegschauen. Die indischen Sandminen-Mafias werden für Hunderte von Todesfällen an Regierungsbeamten, Polizisten, Bürger und Journalisten verantwortlich gemacht: wenige Tage vor Sandeeps Ermordung wurde Jagendra Singh, ein Journalist aus Shahjahanpur, Uttar Pradesh, angezündet und starb. Und Haider Khan, ein Journalist aus dem gleichen Gebiet wie Singh, wurde von der Sandminenmafia geschlagen und 100 Meter hinter einem Motorrad hergeschleift. Er überlebte die Attacke.
Quellen: Wikipedia, catchnews.com
Künstlerin: Susanne Köhler
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