Shujaat Bukhar * Indien, ermordet Juni 2018

Shujaat Bukhar * 1968 Indien, ermordet Juni 2018

Der ehemalige DEUTSCHE WELLE-Korrespondent Shujaat Bukhari arbeitete von 1997 bis 2012 als  Korrespondent und Bürochef für THE HINDU in Srinagar, bevor er die Zeitung „Rising Kashmir“ herausgab. Er machte sich als kritische und furchtlose Stimme im von Indien kontrollierten Kaschmir einen Namen und hatte mehrere Friedenskonferenzen mitorganisiert. Der vielgereiste Journalist beherrschte die Sprachen Kashmiri und Urdu. Er war der Präsident von „Adbee Markaz Kamraz“, der größten und ältesten kulturellen und literarischen Organisation von Valley. Seinen Master in Journalismus hatte er an der „Ateneo de Manila University“ gemacht, einer von Jesuiten geleiteten Privatuniversität auf den Philippinen als Stipendiat des Asiatischen Zentrums für Journalismus. Auch war er Stipendiat des World Press Institute und ein Fellow des East-West Center auf Hawaii. 

Am 14.Juni 2018 gegen 19 Uhr verließ der 50-jährige Journalist sein Büro in Srinagar zusammen mit zwei Leibwächtern der Jammu und Kashmir Polizei. Drei Bewaffnete schossen von einem Motorad aus mehrfach auf die Gruppe. Ein Leibwächter starb sofort, der Journalist und der andere Leibwächter starben kurz darauf im Krankenhaus. Durch eine öffentliche Fahndung aufgrund eines Fotos der Attentäter konnte die Polizei die mutmaßlichen Täter festnehmen. Man fand die Mordwaffe, die einer der Täter zuvor dem Leibwächter entrissen hatte.

Tausende Trauergäste versammelten sich an der Jamia Masjid Moschee in Srinagar zur Beerdigung des Journalisten. 5 Tage nach dem Attentat protestierten „zum ersten Mal seit Jahrzehnten“ große regionale Zeitungen gegen die Ermordung des Journalisten, indem sie ihre redaktionellen Seiten leer ließen.

Bukhari war bereits in der Vergangenheit wegen seiner Arbeit bedroht worden. Unbekannte entführten ihn 2006 auf seinem Heimweg. Als die Geiselnehmer den Journalisten erschießen wollten, versagte jedoch ihre Waffe, und er konnte fliehen. Die Täter wurden nie gefasst. Seit zehn Jahren stand Bukhari wegen solcher Angriffe unter Polizeischutz. „Es ist praktisch unmöglich zu sagen, wer deine Freunde und wer deine Feinde sind“, hatte Bukhari einmal „Reporter ohne Grenzen“ gesagt.

Indien und Pakistan kämpfen seit sechs Jahrzehnten um Kaschmir, die beiden Atommächte haben drei Kriege um die Region geführt. Die UN werfen Indiens Sicherheitskräfte exzessive und widerrechtliche Gewalt vor. Aber auch antiindische Gruppen haben demnach Menschen getötet.

Der nordöstliche Teil Kaschmirs wird von Pakistan, der mittlere und südliche Teil von Indien kontrolliert. Als Grenze dient die Waffenstillstandslinie aus dem indo-pakistanischen Krieg von 1947. Ende der 1980er Jahre begannen Separatisten im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs den bewaffneten Kampf gegen die indische Herrschaft – bei dem Konflikt wurden bislang über 68.000 Menschen getötet.

Bukhari hatte sich für eine friedliche Lösung des Kaschmir-Konflikts eingesetzt. Er war maßgeblich an der Organisation mehrerer Kaschmir-Friedenskonferenzen beteiligt und war Teil der Track-II-Diplomatie zwischen Indien und Pakistan.

Journalisten arbeiten in Kaschmir unter extremen Bedingungen. Sie werden immer wieder zum Ziel militanter Gruppen. Vor 15 Jahren wurde der Journalist Parvaz Sultan im gleichen Presseviertel wie Bukhari erschossen. Viele Pressevertreter haben dort ihre Büros. In Bengaluru wurde im September 2017 zudem die kritische Journalistin Gauri Lankesh von Unbekannten auf einem Motorrad erschossen.

Quellen: Wikipedia, Siasat.com

Künstlerin: Susanne Köhler