Wladimir Wladimirowitsch Kara-Mursa,  * 1981 Sowjetunion, in russischer Haft seit 2022, durch Gefangenenaustausch 2024 frei 

Wladimir Kara-Mursa ist ein russischer Politiker und Journalist. Er wurde 2022 inhaftiert und kam 2024 bei einem Gefangenenaustausch frei.

Wladimir Wladimirowitsch Kara-Mursa,  * 1981 Sowjetunion, in russischer Haft seit 2022, durch Gefangenenaustausch 2024 frei

Wladimir Kara-Mursa ist ein Politiker und Journalist mit russischen, jüdischen, lettischen und armenischen Wurzeln. Er stammt aus einer Intellektuellenfamilie und lebte zunächst mit seiner Familie in Moskau. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs er ab seinem 14. Lebensjahr in London auf. Wladimir interessierte sich aufgrund seiner komplexen Familiengeschichte früh für Politik und begann schon während seiner Schulzeit in London, journalistisch zu arbeiten.

Seine journalistische Tätigkeit brachte ihn in die USA, wo er von Washington aus acht Jahre für einen unabhängigen russischsprachigen TV-Sender arbeitete.

Er war eng mit dem konservativen US-Senator John McCain befreundet, der ihn testamentarisch zu einem seiner Sargträger bestimmte.

Die Erweiterung der NATO nach der Auflösung der Sowjetunion sah Kara-Mursa als „durchschlagenden Erfolg“ an, da diese die Grenzen der freien Welt erweitert habe. Andererseits beurteilte er die neu entstandene Ordnung der Welt als gescheitert. Der Westen habe es in den frühen 1990ern versäumt, ein demokratisches Russland in seine Weltordnung zu integrieren. Die Länder Mittel- und (Süd)Osteuropas hätten bei ihrem Streben nach Demokratisierung in den 1990ern erhebliche Unterstützung von den transatlantischen und europäischen Institutionen erhalten, die russischen liberalen und demokratischen Kräfte dagegen so gut wie keine.

2004 veröffentlichte er zusammen mit dem inzwischen ermordeten Oppositionsführer Boris Nemzow den Artikel „Über die Gefahr des Putinismus“ in der Moskauer Tageszeitung NESAWISSIMAJA GASETA.

Von 1999 bis 2001 war er Mitglied der Partei “Demokratische Wahl Russland”, von 2001 bis 2008 in der Partei “Union der rechten Kräfte”.

2003 kandidierte er in einem Moskauer Wahlbezirk für das russische Parlament, 2008 wurde er zusammen mit Boris Nemzow Mitglied im Oppositionsbündnis „Komitee 2008“. 2014 unterstützte er die Stiftung „Open Russia“, die der Kremlkritiker Michail Chodorkowski gegründet hatte. 2015 war er Berater von Boris Nemzow, der im selben Jahr ermordet wurde.

Wladimir Kara-Mursa wurde von denselben Mitarbeitern des russischen Geheimdienstes FSB verfolgt, die auch am Giftanschlag auf Alexej Nawalny beteiligt gewesen sein sollen. Schließlich wurde er 2015 ebenfalls Opfer eines Giftanschlages mit der lebensbedrohlichen Folge eines multiplen Organversagens. Die Ärzte gaben ihm nur noch eine fünfprozentige Überlebenschance. Doch er erholte sich, wenn auch nur sehr langsam.

Auch 2017 wurde ein weiterer Giftanschlag auf ihn verübt. Diesmal konnte er im Ausland therapiert werden. Dort wurde festgestellt, dass die auf ihn ausgeführten Anschläge durch ein bis heute unbekanntes Gift durchgeführt wurden. Seit dieser Giftanschläge leidet Wladimir unter einer Erkrankung des peripheren Nervensystems.

Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine 2022 gründete Wladimir Kara-Mursa ein Antikriegskomittee – zusammen mit den Regimekritikern Michael Chodorkowski und Garri Kasparow, dem ehemaligen Schachweltmeister. Die russische Regierung hatte inzwischen die Pressefreiheit immer mehr eingeschränkt. Trotzdem kritisierte Kara-Mursa den Angriffskrieg der Russen aufs schärfste. Daraufhin wurde er am 11. April 2022 vor seinem Haus in Moskau von der Polizei festgenommen. Zuerst erhielt er in einem Eilverfahren eine Verurteilung zu 15 Jahren Haft, kurz darauf wurde ihm zusätzlich eine Tätigkeit als ausländischer Agent vorgeworfen.

„Am 17. April 2023 wurde Kara-Mursa aufgrund seiner öffentlichen Kritik am Ukraine-Krieg wegen Hochverrats zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt, der möglichen Höchststrafe und trotz seiner Polyneuropathie-Erkrankung. Ein Gericht in Moskau unter Vorsitz des Richters Sergei Podoprigorow urteilte, er sei des Hochverrats sowie weiterer Vergehen wie der Verbreitung von „Falschinformationen über die Armee“ und Arbeiten für eine „unerwünschte“ Organisation schuldig. Kara-Mursa streitet alle Vorwürfe ab, erklärte aber wenige Tage zuvor, er bereue keine seiner Äußerungen. Es ist die erste Verurteilung wegen Hochverrats seit dem Zerfall der Sowjetunion.“ berichtete der SPIEGEL am 18.Juli 2023.

Fast ein Jahr später wurde der 43-jährige Wladimir Kara-Mursa am 3. August 2024 im Rahmen eines Häftlingsaustauschs zwischen Russland und westlichen Staaten (Deutschland, Norwegen, Polen, Slowenien und USA) aus einem Hochsicherheitsgefängnis im sibirischen Omsk freigelassen.

Während seiner ganzen Haftzeit konnte Kara-Mursa nur einmal mit seiner Frau und zweimal mit seinen Kindern telefonieren.

Kurz bevor der Gefangenenaustausch stattfand, wurde er von russischen Soldaten dazu gedrängt, ein Gnadengesuch an Putin zu stellen, was er jedoch verweigerte. Er befindet sich mittlerweile bei seiner Frau und seinen Kindern in den USA.

Quelle:  Wikipedia, CPJ, SPIEGEL

Künstlerin: Karin Herr