Elena Milashina, * 1978 in Russland, 2021 in Tschetschenien / Russland bedroht und 2023 angegriffen

Elena Milashina, * 1978 in Russland, 2021 in Tschetschenien / Russland bedroht und 2023 angegriffen

Jelena Milaschina arbeitet seit 1996 bei Russlands bekanntester unabhängiger Zeitung NOWAJA GASETA und schreibt als leitende Korrespondentin und Investigativjournalistin zu Menschenrechtsverletzungen und Korruption u.a. in Russlands Republiken Nordkaukasus und Tschetschenien. Sie setzt die Recherchen ihrer im Jahre 2006 ermordeten Kollegin Anna Politkowskaja im Nordkaukasus fort.

Milaschina absolvierte 2001 die journalistische Fakultät der Lomonossow-Universität Moskau. Zum ersten Mal wurde sie 2006 in Beslan, einer Stadt in Russlands nordkaukasischen Republik Ossetien attackiert. Im April 2012 wurde sie in Balschicha nahe Moskau von Unbekannten körperlich angegriffen und beraubt. Am 6. Februar 2020 wurden Elena Milashina und die Anwältin Marina Dubrovina in einem Hotel in der tschetschenischen Hauptstadt Grozny angegriffen. Am 13. April 2020 hatte der Präsident von Tschetschenien, Ramzan Kadyrov, Milashina mit dem Tode bedroht.

Bis einschließlich 2020 hatte Milaschina sechsmal wegen Differenzen zwischen ihr und Dmitri Muratow (Chefredakteur der Nowaja gaseta) gekündigt. Sie vertritt die Überzeugung, dass die Zeitung mehr über Tschetschenien berichten sollte, während Muratow der gegenteiligen Meinung ist. Denselben Streitpunkt hatte es bereits zwischen Anna Politkowskaja und Muratow gegeben.

Am 15. März 2021 veröffentlichte die Journalistin in der NOWAJA GASETA einen Bericht über einen ehemaligen tschetschenischen Polizisten unter dem Titel „Ich arbeitete für die tschetschenische Polizei und wollte keine Menschen töten“. Seit der Veröffentlichung gibt es neue schwere Verleumdungs- und Einschüchterungskampagnen seitens der tschetschenischen Behörden gegen sie.
Es besteht seitdem Anlass zu großer Sorge um die Sicherheit von Elena Milashina.

Im März 2021 veröffentlichte ihre Zeitung einen von Milaschina geschriebenen „Scoop“, eine Exklusivmeldung über die „Kadyrowzy“, eine verstärkte Division der russischen Nationalgarde, die vom tschetschenischen Präsidenten Kadyrow geleitet wird.

Der Bericht stützt sich auf Aussagen eines ehemaligen Offiziers der „Kadyrowzy“ . Dieser sagte aus, dass die „Kadyrowzy“ Menschen im Keller des Regimentquartiers zu Tode foltern. Die „Kadyrowzy“ drohten der NOWAJA GASETA daraufhin mit  Konsequenzen, wenn die Zeitung solche „Beleidigungen“ nicht einstellt. Anfang Februar 2022 teilte die Redaktion der NOWAJA GASETA mit, dass Milaschina wegen andauernder Drohungen zu ihrem Schutz ins Ausland entsandt werde.

Am 4.Juli 2023  wollte Elena Milaschina über einen umstrittenen Prozess in Grosny berichten. Der TAGESSPIEGEL berichtete: „Doch dazu kam es nicht: Am Dienstag wurden Milaschina und ihr Rechtsanwalt Alexander Nemow kurz nach ihrer Ankunft in der tschetschenischen Hauptstadt zusammengeschlagen und schwer verletzt. Vermummte brachen Milaschina mehrere Finger und lösten mit Schlägen auf ihren Kopf ein Hirntrauma aus, wie später in einem Krankenhaus festgestellt wurde. Ihr Anwalt trug Verletzungen an den Beinen davon. (…) Drei schwarze Fahrzeuge hatten das Taxi, mit dem die Journalistin und der Anwalt vom Flughafen zu einem Gericht in Grosny fahren wollten, blockiert. Maskierte Männer schlugen auf die beiden ein, berichtete Nemow später Mitarbeitern der Organisation „Komitee gegen Folter“. Ihm sei eine Pistole an die Schläfe gehalten worden. Die Täter hätten sie angeschrien und sie aufgefordert, die Stadt zu verlassen und nicht von dort zu berichten.

Die Gewalttäter zerstörten die Technik der beiden und vernichteten alle mitgeführten Dokumente. „Es war ein klassischer Überfall, so wie früher“, postete Milaschina später auf ihrem Telegram-Kanal. (…) Nach der Attacke am Dienstag wurde Milaschina in ein Krankenhaus nach Beslan im benachbarten Nordossetien gebracht. (…)

Der Prozess, über den Milaschina nun berichten wollte, wirft ein Schlaglicht auf das Regime Kadyrows. Vor Gericht steht Sarema Musajewa, die Ehefrau eines pensionierten Richters des Obersten Gerichtshofes von Tschetschenien. Die Söhne der beiden sind bekannte Menschenrechtsaktivisten, weshalb die Familie wohl in den Fokus von Kadyrows Schergen geriet. Die Angeklagte und ihr Mann haben Tschetschenien schon lange verlassen und leben im fast 2000 Kilometer entfernten Nishni Nowgorod. Doch dort tauchten im Januar 2022 in ihrer Wohnung bewaffnete Zivilisten auf und nahmen Musajewa mit, angeblich für eine Zeugenbefragung. Seither saß sie in Grosny in Untersuchungshaft – wegen eines angeblichen „Angriffs auf einen Polizisten“. Am Dienstag wurde Musajewa zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft im Straflager verurteilt.“ Darüber wollte die mutige Journalistin berichten.

Milashina erhielt zahlreiche Auszeichnungen: 2009: Human Rights Watch’s Alison Des Forges Award for Extraordinary Activism, 2013: International Women of Courage Award,  2016: Gerd Bucerius-Förderpreis Freie Presse für Osteuropa.

Quellen:
https://www.coe.int/en/web/media-freedom/
https://www.independent.co.uk/voices/comment/russian-reporter-compared-murdered-journalist-anna-politkovskaya-10394871.html
https://www.amnesty.de/mitmachen/brief-gegen-das-vergessen/russische-foederation-russland-elena-milashina-mai-2021-2021-04

https://www.tagesspiegel.de/internationales/tschetschenische-willkur-vermummte-schlagen-oppositionelle-journalistin-zusammen-10090069.html

Wikipedia

Künstler: Steff Murschetz