Lyra McKee * 1990 Nordirland/UK, getötet 2019 Nordirland/UK

Lyra McKee, * 1990 Nordirland/UK, getötet 2019 Nordirland/UK

Lyra McKee war eine irische Investigativ-Journalistin, die sich in ihren Artikeln hauptsächlich mit dem Nordirland-Konflikt und seinen Folgen beschäftigte. Sie arbeitete unter anderem für die Magazine ‚The Atlantic‘ und ‚Buzzfeed News‘ und bekam mehrere Journalistenpreise. Das Forbes Magazine wählte sie 2016 zu einer der 30 Wichtigsten unter 30 Jahren, die ‚Themen aufgreifen, um die sich andere nicht kümmern‘. 

Bei Protesten in der Stadt Londonderry wurde sie am 18. April 2019 erschossen. Der Anschlag galt Polizisten, die neben McKee vor einem gepanzerten Auto standen. Es wurden willkürlich 12 Schüsse abgefeuert, einer davon traf die 29-Jährige. McKee wurde von der Polizei in ein Krankenhaus gebracht, wo sie kurz darauf starb. Nach ein paar Tagen übernahm die ‚Neue IRA‘ die Verantwortung und erklärte, sie sei tragischerweise getötet worden, als sie neben feindlichen Kräften gestanden habe. 

Lyra McKee wuchs in einer friedlichen Zeit auf. Als das Karfreitagsabkommen (s.u.) in Nordirland unterzeichnet wurde, war sie acht Jahre alt. Ein tragischer Zufall, daß sie an einem Karfreitag erschossen wurde. Um ein Zeichen zu setzen wurde die Trauerfeier für sie als Katholikin in einer protestantischen Kirche abgehalten. Der Gottesdienst fand gemeinsam mit einem katholischen und einem protestantischen Priester statt, um die Grenze von Religion und Gemeinden verschmelzen zu lassen.

Bei ihrer Beerdigung wurde die mutige junge Frau, die auch eine Aktivistin für LGBTQI-Rechte war, auf höchstem Niveau gewürdigt. Die damalige britische Premierministerin Theresa May besuchte den Gottesdienst in der St. Anne’s Cathedral in Belfast. McKees Partnerin Sara Canning verurteilte „den sinnlosen Mord“ und ihre Familie appellierte an die Gemeinden in Nordirland:

„ Wir möchten Sie bitten, dass Lyras Leben und ihre persönliche Philosophie uns allen als Vorbild dienen, wenn wir dieser Tragödie gemeinsam begegnen. Lyras Antwort wäre einfach gewesen. Der einzige Weg, Hass und Intoleranz zu überwinden, ist mit Liebe, Verständnis und Freundlichkeit. “

Seit 2017 gibt es in Nordirland keine Regierung, da sich die katholisch-republikanische Partei Sinn Féin und die protestantisch-unionistische Partei DUP nicht einigen können. Es herrscht ein großes Defizit an Bildung, Jobs und einem funktionierendem Gesundheitssystem. Immer mehr junge Menschen verarmen. Aus Frustration und Hoffnungslosigkeit schließen sich viele den Terrorgruppen an – in der Hoffnung, etwas würde sich dadurch verändern. Der Brexit verschärft den Konflikt zwischen den katholisch geprägten Republikanern und den protestantischen Unionisten zusätzlich. Durch den Streit um den Austritt Großbritanniens aus der EU und die Diskussion um Kontrollen an der Grenze zwischen Nordirland und Irland werden alte Wunden wieder aufgerissen. Die Katholiken wollen ein geeintes Irland, die Protestanten sind für den Verbleib Nordirlands im Vereinten Königreich. Von 1969 bis 1998 herrschten in Nordirland teilweise bürgerkriegsähnliche Zustände. Bei dem sogenannten Karfreitagsabkommen von 1998 begann sich die Situation unter den verfeindeten Gruppen zu stabilisieren.  Die damalige Terrororganisation IRA, die zu den Extremisten auf republikanischer Seite gehörte, löste sich auf. Jedoch konnte die Gewalt in Nordirland nie vollständig gestoppt werden. Dafür sorgten immer wieder einige Splittergruppen, die den Frieden und die Waffenruhe in Nordirland ablehnten. Die paramilitärische Gruppe „New IRA“ ist die Größte von denen, die in Irland immer noch aktiv sind und Anschläge verüben. (Stand: 10. August 2019)

Quelle: SWR Aktuell, WELT, TAZ, European Center for Press and Media Freedom Leipzig

Künstlerin: Christine Krahè