Telesforo Santiago Enriquez, * 1972 Mexiko, ermordet 2019

Telesforo Santiago Enriquez, * 1972 Mexiko, ermordet 2019

Enriques Mitglied war Mitglied der „Sektion 22“, der nationalen Lehrergewerkschaft SNT, die sich u.a. für eine bessere Ausstattung von Schulen und andere soziale Leistungen wie z. B. Frühstück für die Kinder einsetzt, die oft hungrig zum Unterricht kommen.

Doch er war auch politisch aktiv als Mitglied der „Demokratische Bewegung“ des Bundesstaates Oaxaca. 

Telesforo Santiago Enriquez gründete 2014 in der Stadt San Agustin Loxicha /Oaxaca den Radiosender EL CAFETAL. Er war auch deren Direktor. Dieser Radiosender konzentriert sich hauptsächlich auf die in der Region vorherrschenden Kultur und Sprache der Zapoteken. Diese gehören zur Urbevölkerung Mexikos und stellen im südmexikanischen Bundesstaat Oaxace eine der großen Bevölkerungsgruppen. Sie kämpfen für mehr Autonomie ihres Volkes, für den Anbau organischen Kaffees, wehren sich gegen die Abholzung durch ausländische Holzkonzerne, sowie gegen die Einfuhr von genmanipuliertem Mais.

Enriquez kandidierte mehrmals für das Amt des Bürgermeisters von San Agustín Loxicha.

Während des letzten Wahlkampfs im Jahr 2016 wurde der Lehrer Baldomero Enríquez Santiago ermordet, damals aussichtsreichster Kandidat für dieses Amt. 

Der mutige Radiojournalist Telesforo Santiago Enriquez hatte in der Vergangenheit häufig die lokalen Behörden u.a. wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder kritisiert. Enriquez erhielt während der drei Monate vor seinem Tod Morddrohungen. Sogar während einer Live-Talkshow, in der er die regionale Regierung kritisierte, erhielt er eine weitere anonyme Drohung.

Es war der 2. Mai 2019, der Vorabend des Welttages der Pressefreiheit. Auf dem Weg zu seinem Radiosender – die Abendnachrichten sollten gesendet werden – wurde der 48-jährige Enriquez von bewaffneten Männern überfallen und mit mehreren Schüssen in Mund und Herz hingerichtet.

Santiago Enríquez ist der dritte Pressemitarbeiter und vierte Journalist, der bis zu diesem Zeitpunkt 2019 in Mexiko ermordet wurde.

Mexiko ist laut CPJ-Untersuchungen eines der gefährlichsten Länder für Journalisten in Mittel- und Südamerika. 

Als Konflikt in Oaxaca wird der Höhepunkt der Mobilisierung zivilgesellschaftlicher Organisationen bezeichnet, die ab Mitte des Jahres 2006 weite Teile von Oaxaca de Juárez, Landeshauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca, lahmlegte. Dies mündete in eine Welle staatlicher Unterdrückung. Im Zuge der Mobilisierung von 2006 bildete sich die Volksversammlung der Völker Oaxacas (APPO) aus der unabhängigen „Sektion 22“ der nationalen Lehrergewerkschaft SNT und zahlreichen anderen sozialen Organisationen. Viele davon kamen aus der indigenen Bevölkerung. Eine der Hauptforderungen der APPO war der Rücktritt von Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz. Ruiz wurde u. a. vorgeworfen, durch Wahlbetrug an die Macht gekommen zu sein und den Bundesstaat korrupt zu regieren. Während des Konflikts – bei der Rückeroberung durch die Armee und im Zuge der folgenden Repression –  kamen mindestens 26 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Mitglieder der APPO.

Quellen: www.knightcenter.utexas.edu, Wikipedia, www.cpj.org, Philipp Gerber auf www.amerika21, www.rsf.org

Künstlerin: Karin Herr