Miguel Mora Barberena *1965 in Nicaragua, inhaftiert 2018 bis 2019 und seit 2021

Miguel Mora Barberena *1965 in Nicaragua, inhaftiert 2018 bis 2019 und seit 2021

Miguel Mora Barberena arbeitete als Redakteur beim unabhängigen Nachrichtensender 100% NOCITAS („100% Nachrichten“), dem einzigen Rund- um-die-Uhr-Kabelnachrichtensender Nicaraguas. 1995 hatte er und seine Frau Verónica Chavez den Senderverbund gegründet.

Im April 2018 wurde 100% NOCITAS von der Regierung für sechs Tage geschlossen, weil Präsident Ortega kritisiert worden war. Das Netzwerk liess sich nicht einschüchtern, denn eine fortlaufende Berichterstattung wurde für wichtig erachtet. Bald wurde der Nachrichtensender zu einem wichtigen Bestanteil der regierungskritischen Demonstrationen im ganzen Land. In den folgenden Monaten wurden mehrere Journalisten des 100% NEWS von Anhängern des Präsidenten bedroht, geschlagen und ihrer Ausrüstung beraubt.

Am 21. Dezember 2018 brach die Polizei in die Redaktionsräume ein und verhaftete Mora zusammen mit der Nachrichtendirektorin Lucía Pineda Ubau Vorgeworfen wurde ihnen „Anstiftung zum Terrorismus“ für die anhaltende Berichterstattung über die Massenproteste gegen die Regierung. Mora wurde in das Gefängnis von La Modelo gebracht und in einer unterirdischen Zelle in ständiger Dunkelheit ohne Trinkwasser eingesperrt. Er wurde so insgesamt 172 Tage lang festgehalten.

Mitglieder einer Sondermission des Europäischen Parlaments, die die Gefängnisse von Nicaragua inspizierten, waren schockiert über Moras Zustand. Sie bezeichneten seine Behandlung als „Folter“.Mora sei „fast blind von der Dunkelheit“. Mora sagte später über seinen und Pinedas Zustand, dass sie „in komplett isolierten Zellen eingesperrt waren, wie kleine Gräber … Ich habe mit niemandem gesprochen. Im Grunde genommen waren wir lebendig begraben.“

Am 11. Juni 2019 wurden Mora und Pineda schließlich gemeinsam mit 55 anderen politischen Gefangenen freigelassen. Ein neues Gesetz gewährte all jenen Gefangenen, die an den Aufständen 2018 beteiligt gewesen waren, Straffreiheit. 

Mora betont, dass JournalistInnen in Nicaragua immer noch in Gefahr sind und sagt, dass „es ein Amnestiegesetz ist, aber es bleibt in Erinnerung. Mit anderen Worten, wenn Sie wieder auf einen Marsch gehen oder wenn wir wieder berichten, könnte es sein, dass sie uns wieder ins Gefängnis werfen.“

Moras Inhaftierung motivierte ihn dazu, sich politisch zu engagieren: 2020 erwog er, gegen den Diktator Daniel Ortega für das Präsidentenamt zu kandidieren. Doch die Regierung entzog der Partei der Demokratischen Erneuerung (PRD), die ihn aufgestellt hatte, im Mai 2021 das Recht, einen Kandidaten aufzustellen.

Am 21. Juni 2021 wurde Miguel Mora erneut verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, „Verbrechen gegen die Souveränität“ begangen zu haben. Mora war der 18. Oppositionsführer, der in den vergangenen 30 Tagen willkürlich verhaftet wurde. Seit dem 20. Mai 2021 geht die nicaraguanische Regierung mit äußerster Härte gegen Journalisten, politische Gegner, führende Vertreter der Zivilgesellschaft und Geschäftsleute vor. Moras Verhaftung war gewaltsam, wie seine Frau Verónica Chavez berichtete. „Die Polizei schlug die Tür und die Fenster ein und verursachte bei unserem Sohn Miguelito, einem behinderten Kind, das bei der Razzia einen Anfall erlitt, ein schweres Trauma“, so Chávez. Sie ist auch Journalistin und Mitbegründerin von 100% NOTICIAS.

Am 5. Februar 2022 wurde er zusammen mit Maria Fernanda Flores, der Ehefrau von Arnoldo Alemán, vom sandinistischen Regime des „versuchten Angriffs auf die nationale Sicherheit“ für schuldig befunden.

Quellen: Wikipedia, NPR, The Guardian, The Committee to Protect Journalists, Reporters Without Borders, #SetThemFree.org.

Künstlerin: Violet Kitchen