Precious Owolabi, *1996 Nigeria, getötet 2019 in Nigeria

Precious Owolabi, *1996 Nigeria, getötet 2019 in Nigeria

Precious Owolabi war Absolvent für darstellende Künste der Universität von Ilorin (UNILORIN)in  der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Kwara. 2019 war er Mitglied des NYSC Corps. 

Das NYSC ist ein nationales Dienstjahr. Es wurde von der nigerianischen Regierung eingerichtetes, um nigerianische Absolventen in die Entwicklung des Landes einzubeziehen. In Nigeria gibt es keine Wehrpflicht, aber seit 1973 müssen Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen ein Jahr am Programm des NYSC teilnehmen.

So arbeitete der 23-jährige Owolabi als Reporter beim nigerianischen Channel-TV.

Am 22. April wollte Owolabi in der nigerianischen Hauptstadt Abuja über den Protest der Mitglieder der islamischen Bewegung in Nigeria berichten. Bei der Demonstration geriet er zwischen Polizei und Demonstranten und wurde von einer Kugel getroffen.Es ist nicht klar, von welcher Seite der tödliche Schuss kam. Die Polizei macht die Demonstranten dafür verantwortlich, was jedoch nicht bewiesen ist. Beobachter berichteten, dass der Protest erst gewalttätig wurde, nachdem die Polizei versuchte den Protest zu stören.

Nigeria hat mehr als 100 unabhängige Zeitungen, doch über Politik, Terrorismus oder Machtmissbrauch können sie nur schwer berichten. JournalistInnen werden unter anderem von Regierungsbeamten oder der Polizei bedroht, manchmal gewaltsam angegriffen oder am Zugang zu Informationen gehindert.

Quellen: Wikipedia, www.thefamousnaija.com, Reporter ohne Grenzen

Hintergrundsinformationen zum Protest der Schiiten am 22.7.2019

Nigeria ist ein multireligiöser Vielvölkerstaat mit 170 Millionen Einwohnern. Davon sind 85 Millionen Sunniten und 4 Millionen Schiiten und ca. 80 Millionen Christen.

Die schiitische Bewegung hat jedoch keine historische Tradition in Nigeria. „Die Präsenz der Schiiten lässt sich mit der iranischen Revolution von 1978/1979 erklären, die in Westafrika unter Muslimen für viel Furore gesorgt hat“, so Roman Loimeier, Professor an der Universität Göttingen. Er forscht zu muslimischen Gesellschaften in Afrika. Er erzählt auch, dass Al Zakzaky, der religiöse Führer der Schiiten in Nigeria, damals von der Revolution im Iran begeistert gewesen sei und sich lange selbst dort aufgehalten habe.

„Aus solchen Kontakten mit dem Iran sind dann in den 1980er Jahren sowohl in Nordnigeria als auch in anderen Teilen Westafrikas erste Pro-Iranische und dann auch schiitische Gruppierungen hervorgegangen“, sagt Loimeier. So auch die ‚Islamic Movement in Nigeria‘, ein Zusammenschluss von Muslimen, dem hauptsächlich Schiiten angehören und den Al Zakzaky anführt.

www.dw.com/de/nigeria-schiiten-trotzen-dem-terror/a-18889834

Im Dezember 2015 blockierte die Armee eine schiitische Prozession unter dem Vorwand, die Schiiten hätten einen Anschlag auf einen Armeegeneral geplant. Sie belagerte Al Zakzakys Wohnhaus sowie das angegliederte Gemeindezentrum.

Die Sicherheitskräfte töteten Hunderte Männer, Frauen und Kinder, mindestens ebenso viele wurden verletzt. Sie zerstörten das Anwesen des Geistlichen und verhafteten ihn. Anschließend versuchten sie ihre Tat zu vertuschen, indem sie Leichen versteckten und Patronenhülsen einsammelten.

Ibrahim Al-Zakzaky sitzt seit mehr drei Jahren im Gefängnis – 24 Monate davon ohne Anklage und bis heute ohne Verurteilung. Das Bundesgericht von Kaduna erklärte seine Inhaftierung in seinem Urteil vom 2. Dezember 2016 für rechtswidrig und verfassungswidrig. Trotzdem wird Al Zakzaky weiterhin festgehalten.

Am 20.7.19, dem Tag als Precious Owolabi starb, protestierten Al Zakzakys Anhänger gegen dessen Verhaftung und für seine Freilassung.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/nigeria-boko-haram-bombt-die-schiiten-bluten-a-1275960.html 

Künstlerin:  Yu-Han Liu

Text: Rafaela Bodenstedt