Abliz Boriyar Memetjan, * 1958 in China / Xinjiang, in chinesischer Haft seit 2019

Seit 1987 arbeitet der uigurische Journalist Abliz Boriyar Mametjan als Redakteur  und Manager im Verlagshaus KASHGAR UYGHUR PRESS, einem von Uiguren geführter Verlag in der nordwestchinesischen „Autonomen Region Xinjiang-Uigurien“ (XUAR). Daneben war Boriyar auch an der Erforschung und Systematisierung der uigurischen Kinderliteratur beteiligt und hatte auch Bücher über die uigurische Sprache veröffentlicht.

2017 begannen die chinesischen Behörden mit Untersuchungen „problematischer Bücher“, eine „umfassenden Kampagne“ in der XUAR zur Zensur von Literatur auf der Grundlage politischer Inhalte. Dabei wurden sensible Bücher als „gefährlich“ oder „problematisch“ eingestuft und jede:r, der /die für ihre Veröffentlichung verantwortlich gemacht wird, verhaftet.

Die besondere Brisanz bestand darin, dass Bücher auch dann auf eine schwarze Liste gesetzt werden konnten, wenn sie nur einen Satz enthielten, der „jetzt nur noch eingeschränkt verwendet werden darf“ – und zwar unabhängig davon, ob dies zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Fall war, also nachträglich.

Ab Oktober 2018 gab es eine monatelange behördliche Untersuchung gegen Abliz Boriyar Mametjan wegen seiner Genehmigung der Veröffentlichung von 100 „problematischen“ Büchern.

Ein Beamter in Kashgar, der ungenannt bleiben möchte, sagte gegenüber RADIO FREE ASIA, Boriyar habe Anfang 2019 einen Antrag auf Pensionierung gestellt, der jedoch abgelehnt worden sei, „weil gegen ihn wegen seiner Verantwortung für problematische Bücher ermittelt wurde.“

Am 24. März 2019 wurde der seit 30 Jahren tätige Redakteur und damals 60-Jährige Memetjan inhaftiert, genauso wie mehrere Chefredakteure seines Verlages. Er gehörte zu den mindestens 14 Mitarbeitern des KASHGAR UYGHUR PRESS, die aus denselben Gründen verhaftet wurden: in einem uigurischen Verlag Bücher zu uigurischen Themen veröffentlicht zu haben. Mehr als 600 vom KASHGAR UYGHUR PRESS herausgegebene Bücher sind davon betroffen.

Laut RADIO FREE ASIA sind mehrere prominente uigurische Intellektuelle in den letzten Monaten des Jahres 2018  aus der XUAR verschwunden und werden vermutlich in Umerziehungslagern festgehalten. Quellen in der Exilgemeinschaft sagten, der Trend zeige, dass die chinesischen Behörden „einen kulturellen Völkermord begehen, indem sie versuchen, die besten und klügsten uigurischen Köpfe zu eliminieren“.

RADIO FREE ASIA hat die Festnahmen von Qurban Mahmut, dem Chefredakteur des Xinjiang Cultural Journal, Abdurahman Ebey, dem Leiter des Xinjiang People’s Publication House, sowie dem stellvertretenden Chefredakteur und drei uigurischen Direktoren der Zeitung Xinjiang Daily bestätigt.

Der derzeitiger Aufenthaltsort  von Abliz Boriyar Memetjan ist unbekannt. Vermutlich sitzt er seit März 2019 in Kashgar im Gefängnis, denn es gibt Informationen, dass er nicht in einem sogenannten „Umerziehungslager“ sei.

(Stand 2023)

Quellen: Reporter ohne Grenzen,  shahit.biz, Radio Free Europe, uyghurhjelp.org

Künstlerin: Ernestine Kuger-Hoberg