Adil Tuniyaz, * Xinjiang / China, seit 2018 in chinesischer Haft
Adil Tuniyaz ist ein bekannter uigurischer Dichter und Radiojournalist des Senders XINJIANG PEOPLES BROADCASTING STATION, der in Chinas Unruheprovinz Xinjiang inhaftiert wurden.
Sein Schicksal ist ein Beispiel dafür, wie die chinesischen Behörden Sippenhaft anwenden, um unliebsame Bewohner der „Autonomen Provinz Xinjiang“ zu disziplinieren.
Ausgangspunkt für die hier dargestellte Sippenhaft ist ein angesehener uigurischer muslimischer Religionsgelehrter, Muhammad Salih Hajim. Er ist Adil Tuniyaz sein Schwiegervater.
Der 82-Jährigen wurde im Dezember 2017 in Haft genommen. Man brachte ihn in eines der berüchtigten politischen „Umerziehungslager“. Die chinesischen Behörden nennen sie beschönigend „Bildungszentren“. Mit solchen Maßnahmen lasse sie seit April 2017 immer mehr Menschen verschwinden – für ihre Familien ein furchtbare Tragödie. Die Anschuldigung lautet dann: , „starke religiöse Ansichten“ und „politisch unkorrekte Ideen“.
Gleichzeitig mit Muhammad Salih Hajim nahm man auch den Journalisten Adil Tuniyaz fest, zusammen mit seiner Frau Nezire, die die Tochter des Religionsgelehrten ist. Sie ist selbst eine Gelehrte und hatte unter anderem in Katar studiert.
Die Anklage wirft nun der Tochter und dem Schwiegersohn des Religionsgelehrten vor, “Terrorismus und religiösen Extremismus zu fördern“.
Ein chinesischer Gefängnisbeamte hatte Anfang 2018 gegenüber Verwandten durchblicken lassen, daß „sie keine Hoffnung für Nezire und Adil haben sollten“.
Die Anschuldigungen gegen sie seien zu schwer : Sie hätten religiöses Texte und viele Hadith [Aussagen des muslimischen Propheten Muhammad] übersetzt.“ Unklar ist immer noch, wo genau sie inhaftiert sind.
Doch damit nicht genug:
Die Behörden nahmen dem Ehepaar drei ihrer Kinder – Ihsan (16 J ), Ihpal und Ilyas (4 J) – weg und sollen sie in staatliche Waisenhäuser gebracht haben. Dies teilte die Autorenvereinigung PEN Amerika mit.
Ebenfalls soll der 19-jährige Sohn des Paares, Imran, festgenommen worden sein. Er studierte in Peking an einem College und hatte Vorlesungen in arabischer Sprache gehört – keiner weiß, wo er jetzt ist.
Der 16-jährige Sohn Ihsan sei noch im März 2018 Tag für Tag von der Polizei in die Schule gebracht und wieder abgeholt worden, seitdem fehlt auch von ihm jede Spur. Auch wo sich der 4-jährigen Ilyas aufhält, weiß die Familie ebenfalls nicht, lediglich, daß sich die chinesischen Behörden um ihn kümmerten.
Inzwischen starb das Familienoberhaupt, der 82-jährige Religionsgelehrte Salih, unter mysteriösen Umstanden in einem Lager in der Hauptstadt Ürümqi.
Salihs Schwester, Aynise Salih, ist ebenfalls im Gefängnis.
Eine weitere Tochter des verstorbenen Religionsgelehrten ist Asiye Mehmet, Chinesisch-Dozentin an der Xinjiang-Universität in Ürümqi. Sie wurde ebenfalls verhaftet.
Ihr ältester Sohn Muhemmet Salih – ein Bauer mit 4 Kindern aus dem Bezirk Atush – wurde ebenfalls inhaftiert.
Auch Salihs Bruder, der 80-jährige Mehsud Abley und dessen 75-jährige Frau Ayshemqiz Hajim, wurden in Ürümqi eingesperrt und dann in ihren Heimatort Atush abgeschoben.
Die beiden haben einen über 30-jähriger Sohn Nurmemet Hajim. Er arbeitete seit ca. sieben Jahren in Peking an einem „arabischen Konsulat“, wohl wissend, daß er in seiner Heimat Xinjiang verhaftet werden könnte: er hatte nach seinem Studiums in Ägypten, Jemen und Malaysia einen Master-Abschluss in arabischer Literatur gemacht. Doch sogar er wurde im fernen Peking verhaftet „und seitdem gibt es keine Nachrichten mehr von ihm“, berichtet ein Freund der Familie.
Ableys älterer Sohn lebt in den USA im Exil. Er bestätigte gegenüber RFA, dass Nurmemet – sein jüngerer Bruder – ebenfalls 2018 inhaftiert worden sei. „Ich habe meine Eltern nicht kontaktiert, weil ich ihnen im Alter keine Schwierigkeiten bereiten wollte“, sagte er. „Ich habe vor zweieinhalb oder drei Jahren aufgehört, sie anzurufen.“
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, sagte 2018, dass die US-Regierung durch die Unterdrückung der Uyguren in Xinjiang „zutiefst beunruhigt“ sei. Sie fügte hinzu, „glaubwürdige Berichte besagen, dass seit April 2017 von chinesischen Behörden mindestens Hunderttausende, wenn nicht eine Millionen Personen in Gefängnisse festgehalten werden.“
Ausdrucksformen ihrer kulturellen und religiösen Identität würden unverhältnismäßig eingeschränkt, was zu Radikalisierung führe und weitere Gewalttäter rekrutiere.
Es wird geschätzt, daß etwas 1,1 Millionen Uiguren in diesen „Konzentrationslagern“ eingesperrt sind oder waren, was 10 – 11 % der muslimischen Bevölkerung der Region entspricht (Adrian Zenz, Europäische Schule für Kultur und Theologie)
Quelle: Radio Free Asia (RFA), PEN Amerika vom 23.10.2018 auf Twitter
Künstlerin: Susanne Köhler
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