Baktash Abtin, *1974 Iran, seit 2020 in Haft, 2022 gestorben
Baktash Abtin war ein iranischer Dichter, Filmemacher und Mitglied des iranischen Schriftstellerverbandes.
Die „Iranian Writers Association“ ist eine Nichtregierungsorganisation, die aus Schriftstellern, Übersetzern und Herausgebern besteht und mit PEN International verbunden ist. Die Vereinigung wurde 1968 offiziell gegründet, um eine Schriftstellergewerkschaft zur Bekämpfung der Zensur zu organisieren. Seit ihrer Gründung und insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren wurden die iranische Schriftstellervereinigung und ihre Mitglieder unterschiedlich stark unterdrückt, von Zensur über Strafverfolgung bis hin zu Mord.
Baktash Abtin veröffentlichte drei Gedichtbände, schrieb ein Drehbuch, spielte in einem Fernsehfilm mit und führte 2005 bei seinem ersten Film Regie. Abtin schrieb ausführlich über Geschichte, Soziologie und Literaturkritik. Bis 2013 führte Abtin bei mindestens sechs weiteren Filmen Regie, hauptsächlich Dokumentarfilme, darunter auch einige Spielfilme. Komödiantische und intime Aspekten der iranischen Gesellschaft waren seine Themen.
Abtin sprach sich unter anderem gegen die Zensur aus und setzte sich für Meinungsfreiheit und die Abschaffung der Todesstrafe ein.
2016 begann das Geheimdienstministerium, Druck auf Abtin auszuüben. Unter anderem durchsuchten Geheimdienstagenten sein Haus und verhörten ihn mehrere Tage lang. Grund dafür waren Proteste der Grünen Bewegung 2009 und eine „illegale“ Veröffentlichung. Im selben Jahr beendeten Sicherheitskräfte gewalttätig eine Gedenkfeier. Sie war für Mohammad Mokhtari und Mohammad Jafar Pooyandeh abgehalten worden. Beide waren Mitglieder der iranischen Schriftstellervereinigung und wurden Opfer politischer Attentate. Abtin wurde danach kurzzeitig inhaftiert. Nach seiner Freilassung veröffentlichte Abtin in einem sozialen Netzwerk ein Foto von Mazdak Zarafshan, einem weiteren Mitglied des Vereins, der ihn zur Gedenkfeier begleitet hatte. Das Foto zeigt Zarafshan mit Verletzungen im Gesicht, gebrochenen Wangenknochen und Rippen. Verletzungen, die ihm von den Sicherheitskräften zugefügt worden waren. Nach der Veröffentlichung des Fotos verurteilte das „Islamische Revolutionsgericht“ von Karaj den Schriftsteller zu einer Geldstrafe und drei Monaten Zwangsarbeit – im Austausch für ein Jahr Gefängnis. Begründung: „Propaganda gegen den Staat“. Die Zwangsarbeit wurde später durch das Berufungsgericht gestrichen.
Die World Pen Association gab im Mai 2019 eine Erklärung ab, in der sie ihre Besorgnis über die Prozesse gegen die Mitglieder der iranischen Schriftstellervereinigung, Baktash Abtin, Reza Khandan Mahabadi und Keyvan Bazhan, zum Ausdruck brachte. Im selben Monat wurde er wegen „Propaganda gegen den Staat“ und „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ (aufgrund einer Anklage aus 2015) zu sechs Jahren Haft verurteilt. Davon musste Abtin fünf Jahre in Haft verbringen. Seit September 2020 saß er im Evin-Gefängnis seine Haftstrafe ab.
Zahlreiche internationale Organisationen forderten die sofortige Freilassung der Schriftsteller und riefen zur Solidarität auf, um die Meinungsfreiheit in der Islamischen Republik zu verteidigen. Mehr als 1.300 iranische Schriftsteller, Dichter, Künstler, sowie soziale und politische Aktivisten gaben im Dezember 2020 eine Erklärung ab, in der sie gegen die Inhaftierung von Mitgliedern der iranischen Schriftstellervereinigung protestierten und deren Freilassung forderten.
Vom 17. bis 23. März 2021 trat Abtin in einen Hungerstreik, aus Protest gegen vermehrte Transfers von Menschenrechtsaktivisten in Gefängnisse anderer Provinzen. Die Besuchsmöglichkeiten für Angehörige sind dort stärker eingeschränkt. Die Covid-19 Pandemie verschlimmerte die Lage in den Gefängnissen weiter. Anfang April 2021 hatte sich Abtin eine Lungenentzündung zugezogen, die in Zusammenhang mit einer Covid-19 Infektion gestanden haben könnte.. Sein Zustand war durch eine bestehende Vorerkrankung der Lunge kritisch, weswegen er in den Krankenflügel des Gefängnisses verlegt wurde. Der Schriftsteller hatte aufgrund von Atemnot Probleme, überhaupt zu sprechen. Mitte April verbesserte sich sein Zustand, weswegen er in seinen Trakt zurückverlegt wurde. Im Dezember 2021 infizierte sich Abtin definitiv mit dem Coronavirus. Am 1. Januar 2022 wurde er ins Krankenhaus eingewiesen. Trotz seiner Vorerkrankung hatte das Gefängnispersonal Abtins Beschwerden so lange ignoriert, dass er schließlich ins künstliche Koma versetzt werden musste. Aufgrund der viel zu späten Behandlung seiner Infektion erlag Abtin mit nur 48 Jahren am 8. Januar 2022 schließlich seiner Erkrankung.
Nach seinem Tod postete der Schriftstellerverband ein Statement, in dem dieser erklärt, dass Abtins Tod vollkommen vermeidbar gewesen war. „Abtin wurde die medizinische Behandlung verweigert, seine Begleiterkrankungen wurden ignoriert, und zeitweise war er an sein Bett gefesselt.“, so PEN weiter. Seine Inhaftierung im Evin-Gefängnis sei einer Todesstrafe gleichgekommen.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, PEN, Wikipedia
Künstlerin: Susanne Köhler
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