Bolot Temirov, *1979 Kirgisistan, seit 2020 verprügelt, festgenommen und ausgewiesen

bolot temirow ist ein kirgisischer Journalist. Er wurde 2020 verprügelt, inhaftiert und später vertrieben.

Bolot Temirov, *1979 Kirgisistan, seit 2020 verprügelt, festgenommen und ausgewiesen 

Bolot Mamatkasymovich Temirov ist ein kirgisischer investigativer Journalist. Er wurde in Osch, Kirgisistan, geboren, das damals Teil der Sowjetunion war. Während seiner Kindheit siedelte seine Familie, wie viele andere kirgisische Familien, nach Russland um. Er besuchte eine Schule in Moskau und erwarb später einen Bachelor-Abschluss in Soziologie an der Staatlichen Universität Moskau.

Im Jahr 2008 kehrte Temirov nach Kirgisistan zurück, wo ihm ein kirgisischer Pass ausgestellt wurde.

Im Jahr 2018 wurde Temirov Chefredakteur von FACTCHECK, einer investigativen Medienorganisation in Kirgisistan. Während seiner Zeit dort leitete er mehrere hochkarätige Untersuchungen, die landesweit große Aufmerksamkeit erregten. 2021 erhielt Temirov für seine Arbeit bei FACTCHECK die Auszeichnung „Anticorruption Champion“ des US-Außenministeriums.

Im Januar 2020 wurde Temirov auf dem Weg zur Arbeit in der Innenstadt von Bischkek von drei unbekannten Männern angegriffen. Nach dem Vorfall wurde er ins Krankenhaus eingeliefert und musste wegen einer Gehirnerschütterung behandelt werden. Dies geschah kurz nachdem FACTCHECK Ziel eines Cyberangriffs geworden war. Reporter ohne Grenzen vermutete, dass sowohl der tätliche Angriff als auch die Cyberattacke wahrscheinlich mit den Untersuchungen von FACTCHECK über den Reichtum des einflussreichen kirgisischen Zollchefs Raimbek Matraimov zusammenhingen.

Vier Männer, die verdächtigt wurden, an dem Angriff auf Temirov beteiligt gewesen zu sein, wurden später von der kirgisischen Polizei verhaftet und zu Geldstrafen und zwei Jahren Gefängnis verurteilt; sie wurden jedoch im Rahmen einer Amnestie umgehend wieder freigelassen. Die Identität der Person, die den Angriff befohlen hatte, ist nach wie vor unbekannt.

Im Januar 2020 im gleichen Monat, in dem Temirov in Bischkek angegriffen wurde, gründete er TEMIROV LIVE, einen YouTube-Kanal, der sich später zu einem unabhängigen Medienunternehmen entwickeln sollte. TEMIROV LIVE wurde schnell durch seine Recherchen bekannt, die sich vor allem gegen die herrschende Elite Kirgisistans richteten. Diese hatten nach der Revolution von 2020 die Macht übernommen. Eine Besonderheit von TEMIROV LIVE war die Veröffentlichung einiger Recherchen, die von Dichtern (Akyns) im traditionell kirgisischem Stil erzählt wurden.

Am 20. Januar 2022 veröffentlichte TEMIROV LIVE ein Video, das ein Korruptionssystem aufdeckte, in das Kirgisistans Sicherheitschef Kamtschybek Taschiew verwickelt war. Zwei Tage später führte die kirgisische Polizei eine Razzia im Büro von TEMIROV LIVE durch und verhaftete Temirov wegen Drogenbesitzes. Während kirgisische Polizeibeamte behaupteten, sie hätten Marihuana in Temirovs Taschen gefunden, behauptete der Journalist, die Drogen seien ihm untergeschoben worden.

Nach Temirovs Festnahme veröffentlichte sein Anwalt ein Video, in dem der Journalist erklärte, TERIMOV LIVE habe kurz vor der Veröffentlichung der Untersuchung Drohungen erhalten und es sei versucht worden, in seine Online-Konten einzubrechen.

Im April 2022 erhob die Stadtpolizei von Bischkek zusätzliche Anklagen gegen Temirov, unter anderem wegen „illegalen Überschreitens der Staatsgrenze“ und „Dokumentenfälschung“ und behauptete, er habe seine kirgisische Staatsbürgerschaft illegal erworben. Einen Monat später, am 17. Mai 2022, erklärte das Innenministerium Temirovs kirgisischen Pass für ungültig, so dass er nur noch die russische Staatsangehörigkeit besaß.

Nachdem Drogentests ergeben hatten, dass Temirov kein Marihuana konsumiert hatte, wurde er im September 2022 von allen drogenbezogenen Vorwürfen freigesprochen. Zwei Monate später wurde er jedoch wegen „Urkundenfälschung“ aus Kirgisistan nach Russland abgeschoben. Temirovs Anwälte äußerten sich besorgt über die Verfahrensfehler im Zusammenhang mit seiner Abschiebung. Ihm wurde nicht gestattet, seine Familie zu sehen oder seine persönlichen Gegenstände mitzunehmen, bevor er aus dem Land ausgewiesen wurde.

Seitdem leitet Temirov seine Medienaktivitäten vom Exil aus und wohnt an einem ungenannten Ort in Europa.

Temirovs Frau, Makhabat Tazhybek Kyzy, arbeitet mit ihm bei TEMIROV LIVE zusammen. Nach Temirovs Abschiebung blieb sie in Kirgisistan. Im Januar 2024 wurde sie zusammen mit mehreren anderen Mitarbeitern von TEMIROV LIVE bei einer Razzia der kirgisischen Behörden verhaftet.

Quellen:wikipedia.org, www.occrp.org

Text: Gerhard Keller, Mai 2025

Künstlerin: Susanne Köhler