Edmund Wan Yiu-sing „Giggs“, * 1968 Großbritannien / Hongkong, in chinesischer Haft 2021 – 2022
Edmund Wan, auch bekannt als „Giggs“, moderierte bis zu seiner Festnahme Sendungen mit Berichten und politischen Kommentaren für den unabhängigen Internet-Radiosender D100 in Hongkong. Dem zugehörigen YouTube-Kanal folgen etwa 510.000 Follower. Von 2017 bis 2020 moderierte Wan auch ein Programm für den kantonesischen Dienst von RADIO FREE ASIA(RFA). Er äußerte sich zudem in Sozialen Medien und auf einer Plattform für zahlende Mitglieder zum aktuellen Zeitgeschehen.
Als die Hongkonger Behörden Zehntausende junge Menschen festnahmen, weil diese sich 2019 an den Protesten gegen die Einschränkung der Demokratie beteiligt hatten, flohen viele junge Hongkonger:innen nach Taiwan. Für diese Gruppe startete Wan im Februar 2020 eine Spendenaktion.
Im November 2020 wurde Wan festgenommen, danach zunächst auf Kaution freigelassen. Am 7. Februar 2021 wurde er erneut verhaftet und blieb bis zu seinem Prozess im Oktober 2022 20 Monate lang in Untersuchungshaft.
Der Staatsanwaltschaft zufolge moderierte Wan zwischen Februar und November 2020 insgesamt 39 „aufrührerische“ Sendungen, in denen er angeblich zum „Widerstand gegen die Kommunistische Partei Chinas“ und zum „Sturz der Kommunistischen Partei Chinas“ aufrief und sich für die „Unabhängigkeit Hongkongs“ und die „Selbstbestimmung Taiwans“ einsetzte. Die Spendenaktion wertete das Gericht als einen Fall von „Geldwäsche“.
Um das Strafmaß zu verringern, bekannte sich Wan für schuldig. Im Gegenzug wurden sechs weitere Anklagen gegen ihn zu den Akten gelegt.
Am 7. Oktober 2022 wurde der Moderator wegen Aufwiegelung – eines Straftatbestands aus der Kolonialzeit – und wegen Geldwäsche zu 32 Monaten Gefängnis verurteilt. Neben der Haftstrafe ordnete das Gericht an, dass Wan 4,87 Millionen HK$ (etwa 550.000 €) an Vermögenswerten herausgeben muss.
„Giggs“ Edmund Wan wurde unter Berücksichtigung seiner Zeit in Untersuchungshaft am 18. November 2022 aus der Haft entlassen und von Freund:innen und Familienangehörigen abgeholt.
Ihren Angaben zufolge war er körperlich und geistig in guter Verfassung. Allerdings hatte Wan fast 40 Pfund abgenommen. Wie er berichtete, habe er meist nur etwa 300 Milliliter Wasser alle 12 Stunden zu trinken bekommen und zudem sieben Tage in Einzelhaft verbracht. Der Grund dafür war, daß er der Demonstrant:innen habe gedenken wollen, die bei dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 in Peking ermordet worden waren.
Amnesty International hatte sich im Rahmen einer „Urgent Action“ im September 2022 für die Freilassung von Edmund Wan eingesetzt.
Für diese Kampagne hatten sie Briefe an chinesische Botschafter der Volksrepublik China und den Justizminister von Hongkong geschrieben. Dafür dankte Amnesty International allen beteiligten Menschen weltweit.
Wan zog 2023 mit seiner Frau nach Kanada ins Exil, wo auch seine Tochter lebt.
Quellen: www.amnesty.de, www.cbc.ca (Canadian Broadcasting Corporation), cpj.org (Committee to Protect Journalists), www.rfa.org, hongkongfp.com (Hong Kong Free Press), rsf.org (Reporter ohne Grenzen), www.margit-horvath.de
Text: Andreas Frey, Mai 2025
Künstler: RebelPepper
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