Firoozeh Khosravani, *1971 Iran, 2022 im Iran verhaftet
Firoozeh Khosravani ist eine iranische Dokumentarfilmerin. Sie ist Absolventin der „Berra Academy of Fine Arts“ in Italien. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2002 kehrte sie in den Iran zurück, wo sie ihren Master in Journalismus machte. Seither veröffentlicht sie Texte in zahlreichen italienischen Zeitungen und Zeitschriften. Ihr Debüt als Filmemacherin machte sie 2004 mit „ Life train“, einem Dokumentarfilm über die „Spieltherapie“ für die traumatisierten Kinder von Bam nach einem verheerenden Erdbeben.
2007 folgte die „rough cut“, ein Film über verstümmelte Plastikschaufensterpuppen in den Schaufenstern Teherans. Der Film gewann dreizehn Preise an internationalen Filmfestivals. 2008 feierte ihr Film „cutting off“ Premiere, eine Video-Installation für die Triennale di Milano.
Firoozeh wurde 2009 festgehalten, weil sie Blumen auf die Gräber der Opfer des Aufstands vom 15. Juni auf dem Friedhof Behesht Zahra in Teheran gelegt hatte. Dies berichtet das Frauenkomitee des nationalen Widerstandsrates des Iran (NCRI). Ein paar Stunden später wurde sie freigelassen.
Damals hatte es landesweite Proteste wegen Wahlbetrugs gegeben, die blutig niedergeschlagen worden waren. (siehe unten)
2011 arbeitete sie mit drei Regisseurinnen aus drei verschiedenen Kontinenten an einer spanischen Produktion über das Konzept der Schönheit und des Aussehens von Frauen mit dem Titel zu „espelho meu (Mein Spiegel)“, die auf dem internationalen Filmfestival Documenta Madrid mit dem Preis für den besten nationalen Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde.
Im Jahr 2020 gewann Khosravani den Preis für den besten Dokumentarfilm in Spielfilmlänge, „Radiographie einer Familie“.
Worum geht es in dem Film? „Die Tochter eines weltlichen Vaters und einer frommen Mutter erzählt, wie sie alle unter einem Dach zusammenleben. Durch Fotos und fiktive Gespräche entdecken wir den Wandel der Familie während der Revolution im Iran. Die Autorin setzt den Schwerpunkt der Erzählung auf ihre eigene Kindheit und lässt uns den Machtkampf zwischen ihren Eltern miterleben. Während der Revolution verwandelt sich ihre moderne Wohnung – vom Vater mit gewagter Kunst dekoriert – in den Händen der religiösen Mutter allmählich in einen trostlosen, leeren Raum. Das Haus der Familie spiegelt die politischen Ereignisse der Zeit wie ein Diorama wider. Die Geschichte der Familie wird dabei zu einer zentralen Metapher, die das faszinierende Zusammenspiel darstellt, das die moderne iranische Identität ausmacht.“ (Swissfilm)
Außerdem erhielt sie 2020 den Preis des „Amsterdam International Documentary Film Festival“ für die kreative Nutzung von Archiven.
Die mutige Dokumentarfilmerin wurde am 10. Mai 2022 von Geheimdienstagenten erneut verhaftet. In einem Telefongespräch mit ihrer Familie teilte sie mit, dass sie in das Haftzentrum des Geheimdienstministeriums, Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses, verlegt worden sei. Nach ihrer Verhaftung wurde das Haus der Künstlerin von Geheimdienstkräften durchsucht. Dabei wurde ihr Handy, ihr Laptop und persönlichen Gegenstände von Sicherheitsbeamten beschlagnahmt.
Proteste 2009 gegen Wahlbetrug und Aschuraproteste Ende 2009:
Nach der iranischen Präsidentschaftswahl 2009 gab es in Teheran und anderen größeren Städten der Islamischen Republik Iran öffentliche Proteste gegen das amtlich bekannt gegebene Wahlergebnis, das dem bisherigen Amtsinhaber Mahmud Ahmadineschād mit 62,63 % die absolute Stimmenmehrheit einräumte. Diese Proteste sind als Grüne Bewegung bekannt. Die Demonstranten riefen: „Nieder mit der Diktatur“ und: „Ich will meinen Wahlzettel zurück.“ Anfänglich lieferten sich mehrere tausend Menschen Straßenschlachten mit der Polizei während dieses größten politischen Aufruhrs seit den Studentenunruhen 1999.
Die Opposition unter den Präsidentschaftsanwärtern Mir Hossein Mussawi und Mehdi Karroubi warfen Ahmadineschād massiven Wahlbetrug vor und forderte eine Annullierung der Wahl. Der Wächterrat schloss am 22. Juni die Möglichkeit einer Neuwahl aus, da er keine größeren Unregelmäßigkeiten feststellen konnte.
Während der Unruhen sind bis Anfang September 2009 nach Angaben der Opposition 72 Menschen getötet worden, offiziell spricht die Regierung von 36 Toten in diesem Zeitraum. Seitdem sind mehrere Tote hinzugekommen. Von den mehreren tausend Verhafteten sind die meisten wieder freigelassen worden. Ein großer Teil befindet sich jedoch weiterhin in den Gefängnissen, einige sind sogar hingerichtet worden, von vielen fehlt jede Nachricht.
Am 8. September 2009 wandte sich der Sohn des letzten Schahs mit einem Offenen Brief an die religiösen Autoritäten des Regimes, in dem er die Geistlichkeit mit Bezug auf die Niederschlagung der Protestbewegung und der Verhaftung der Demonstranten fragte,
„…mit welchem Recht und mit welcher religiösen Begründung behandeln Sie Iraner wie Sklaven oder wertlose Kreaturen, deren Kinder man offensichtlich missbrauchen, deren Frauen man in die entlegensten Winkel der Erde verkaufen und deren Männer man unterdrücken könne, und mit welchem Recht und mit welcher religiösen Begründung betrachten Sie die Vergewaltigung der Söhne und Töchter Irans als legal?“ (Cyrus Reza Pahlavi)
Er verglich er das gegenwärtige Regime mit den Mongolen, die im 13. Jahrhundert in den Iran eingefallen waren und über die der persische Historiker Ata Malek Joveyni sagte: „Sie kamen, entwurzelten, brandschatzten, töteten, raubten und gingen wieder.“ Er rief seine Landsleute zum Zusammenhalt auf und verurteilte die gegenwärtig im Iran herrschende Barbarei, Tyrannei und Kultur der Folter. (Wikipedia)
Die späteren ebenfalls blutig niedergeschlagenen Aschuraprotesten wurden international verurteilt.
Quellen: https://rissmaan.com/en/id-26609/
NCRI Women Committee
https://www.swissfilms.ch/de/movie/radiograph-of-a-family/B1F73AFDA5114692A8387DFE95AC1DED
Künstlerin: Susanne Köhler
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