Gulmire Imin, Xinjiang / China, in Haft seit 2009

Gulmire Imin, * 1978 Xinjiang / China, seit August 2009 in chinesischer Haft

Die Bloggerin Gulmire Imin arbeitete als Dichterin, Autorin von Kurzgeschichten und Verfasserin chinakritischer Berichte für die uigurischsprachige Internetseite SALKIN. Dort war sie seit Frühjahr 2009 auch als Administratorin tätig.

Als in Ürümqi 2009 schwere Unruhen ausbrachen, wurde die Webseite geschlossen. Gulmira war am 5. Juli in Ürümqi, um an der Demonstration teilzunehmen, die von vielen Uiguren als legal angesehen wurde (die Demonstration war mehrere Tage im Internet angekündigt worden und wurde nicht von chinesischen Behörden entfernt) Gulmire Imin erlebte die brutale Niederschlagung der Demonstration. Im Laufe des Tages sprach sie mehrmals telefonisch mit ihrem in Norwegen lebenden Mann und erzählte ihm, was los war. Während der Gespräche hörte ihr Mann deutlich Schüsse im Hintergrund. Gulmira sagte ihm, dass sie viele Tote und mehrere Leichen gesehen habe.

Nach den Ereignissen vom 5. Juli 2009 war Gulmira für drei Monate verschwunden. Ihre Familie glaubte, dass sie nach den Protesten getötet worden sein könnte. Ihr Mann in Norwegen versuchte, Gulmira und Familienangehörige telefonisch und per E-Mail zu erreichen. Vergeblich, denn in der Nacht noch hatten  die chinesischen Behörden eine 10-monatige Nachrichtensperre gegen Xinjiang begonnen.  Dadurch wurden alle Bewohner der Provinz weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten (kein Internet, kein Telefon).

Wenige Wochen später wurde Gulmire festgenommen. Ein Jahr später verurteilte ein Gericht sie wegen „Subversion gegen die Staatsmacht und versuchter ethnischer Abspaltung“ zu lebenslanger Haft. Ihr wurde zudem Geheimnisverrat vorgeworfen und die Organisation der illegalen Demonstration am 5. Juli in Ürümqi. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurde sie in der Haft im Winjiang Frauengefängnis in Ürümqi gefoltert. Alle drei Monate darf sie von der Familie besucht werden. Ihr Gesundheitszustand ist unklar.

Etwa zehn Millionen muslimische Uiguren leben in der chinesischen Provinz Xinjiang. In der Region kommt es regelmäßig zu Unruhen. China reagiert mit Härte auf Demonstrationen der Uiguren gegen ihre Unterdrückung – mit einem beispiellosen Überwachungsnetz und zahlreichen Umerziehungslagern.

Quelle: welt.de

Künstlerin: Susanne Köhler