Haji Mirzahid Kerimi, * 1939 Xinjiang/China, in der Haft gestorben 2021

Haji Mirzahid Kerimi, * 1939 Xinjiang/China, in der Haft gestorben 2021

Haji Mirzahid Kerimi war ein renommierter uigurische Schriftsteller, Poet und Redakteur des uigurischen Verlags KASHGAR UYGUR PRESS. Er verarbeitete in seinen historischen Romanen das Leben von Persönlichkeiten, die zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert zur Gründung eines uigurischen Königreichs in Zentralasien beitrugen. Damit riskierte er regelmäßig seine Freiheit, denn in den Augen der herrrschenden (han-chinesischen) Machtelite war dieses Wissen unerwünscht.

Kerimi war ein unverblümter Kritiker, und selbst als sich die politische Lage in Kashgar rapide verschlechterte, riskierte er die öffentliche Diskussion seiner Ansichten auch zu religiösen Themen. 

Am 17. Juni 2017 erzählte er dem Radiosender RADIO FREE ASIA, dass die Han-Polizei in der Stadt kürzlich eine Razzia in seinem Haus durchgeführt und insgesamt fünf historische Romane beschlagnahmt habe, die er geschrieben hatte und auch  handschriftliche Materialien, darunter Entwürfe einiger seiner unveröffentlichten Werke. Den Behörden waren offenbar Sätze und Passagen in den Büchern, die mit Religion zu tun hatten, „unangenehm“. Auch einige seiner Leser, die ihn in seinem Haus besucht hatten, könnten der Grund dafür gewesen sein, dass er zum Verhör abgeführt worden war. Kerimi berichtete RFA, dass er der Polizei damals erzählte, dass er einst 13 Jahre einer 20-jährigen Haftstrafe verbüßt hatte, und bat sie, ihn nicht abermals allein wegen eines Verdachts zu verhaften. Er gab an, seit seinem 20. Lebensjahr mehr als 30 Jahre im Gefängnis oder unter Hausarrest verbracht zu haben.

Ein Jahr später, im Jahr 2018 waren bereits 30 Prozent der damaligen und pensionierten Mitarbeiter des uigurischen Verlagshauses inhaftiert worden, Kerimi als eine der Ersten. Von einer 11-jährigen Strafe – ohne Gerichtsprozess – für den gesundheitlich angeschlagenen alten Mann war die Rede.

Der Autor sei nicht nur wegen seiner Bücher mit den Behörden in Konflikt geraten, sondern sei unter anderem wegen einer Rede inhaftiert worden. Die hatte er bei einer Zeremonie gehalten, die ihm zu Ehren veranstaltet worden war. In Anerkennung seines literarischen Werks sei ihm feierlich ein besonderes Gewand überreicht worden.

Drei Jahre nach dieser Inhaftierung starb der mutige Dichter und Autor unter ungeklärten Umständen am 8. Januar 2021. Zwei Polizeibeamte aus Kashgar, die aus Angst vor Repressalien anonym mit RFA sprachen, sagten, dass der 82-jährige Kerimi angeblich nach einem Vorfall, bei dem er „gesprungen und gefallen“ sei, vom Gefängnis ins Krankenhaus gebracht worden und dort gestorben sei.

Nach dem Bekanntwerden seines Todes haben Uiguren in der gesamten Diaspora ihre Trauer in den sozialen Medien geteilt. Ein anonymer Autor schrieb ein Klagelied zu seinem Gedenken und beklagte die Tragödie eines großen Lebens, das zu kurz gewesen sei.

Quelle:https://www.rfa.org/english/news/uyghur/poet-01252021133515.html

Künstlerin: Susanne Köhler