Hatice Duman * 1974 Türkei, seit 2003 in lebenslänglicher türkischer Haft
Portraitdarstellung mit Noten des Volksliedes ‚Die Gedanken sin frei‘ (18. Jahrhundert), 4. Strophe:
‚Und sperrt man mich ein………..im finsteren Kerker,………..das alles sind rein………..vergebliche Werke;……….
denn meine Gedanken…………..zerreißen die Schranken………..und Mauern entzwei:………..die Gedanken sind frei.‘
Hatice Duman ist eine kurdische Journalistin und arbeitete seit 1997 bis zu ihrer Festnahme als Chefredakteurin bei der Tageszeitung ATILIM.
Sie schrieb in ihren Berichten über die kurdische Partei HDP, über Flüchtlinge und behandelte feministische Themen.
Sie gilt als eine der längsten inhaftierten Journalistinnen weltweit.
Am 04. April 2003 wurde sie zusammen mit ihrem kleinen Sohn von der türkischen Behörden festgenommen. Der Haftbefehl zu lebenslanger Haft warf der damals 29-jährigen vor, Mitglied der verbotenen marxistisch-leninistischen kommunistischen Partei MLKP zu sein und für diese Propaganda zu betreiben. Als zusätzliche Haftgründe wurden ihr der Besitz gefälschter Ausweispapiere, gestohlene Waffen und ein Banbküberfall vorgeworfen.
Seitdem sitzt sie in Istanbul im Frauengefängnis Bakirköy. Dumans Anwälte kämpfen seit Jahren um eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Das türkische Verfassungsgericht ordnete schon im Jahr 2016 eine Wiederaufnahme an. Jedoch ist bis heute nicht öffentlich bekannt, ob es jemals eine Wiederaufnahme des Verfahrens gab.
Hatice Dumans Name tauchte wieder in den Medienberichten auf, als sich die deutsche Journalistin Mesale Tolu mit ihrem 2-jährigen Sohn eine Zelle mit Hatice Dunam und zwei Dutzend anderen Frauen teilte. Auch Hatice wurde damals mit ihrem kleinen Sohn inhaftiert.
Momentan sitzen mehrere hundert türkische Frauen mit ihren Kindern im Gefängnis. Die meisten Mütter sind Untersuchungshäftlinge, die in der Zelle von 9 Monaten bis auf mehrere Jahre auf ihren Prozeß warten. Viele wurden im Zuge der Festnahmewelle seit dem Putschversuch von 2016 festgenommen.
In einem Bericht von August 2017 sind mehr als 700 Kinder unter 6 Jahren mit ihren Müttern in Haft. Meldungen über Mütter, die gleich nach der Geburt von wartenden Polizisten als angebliche Gülen-Anhängerinnen in U-Haft gebracht werden, sind keine Seltenheit. Für diese Kinder und Babys gibt es in den Gefängnissen keine spezielle Nahrung, kein Spielzeug und keine eigenen Betten. Die nicht kindgerechten Bedingungen hinter Gittern setzen viele Kinder so unter Druck, daß sie nicht sprechen lernen und extremen traumatischen Erfahrungen schutzlos ausgesetzt sind. UNICEF in der Türkei verweist auf die Kinderrechtskonvention der UN. Staaten sollen sicherstellen, dass ein Kind nicht gegen den Willen seiner Eltern von diesen getrennt wird, jedoch hat das Kind auch das Recht auf Bildung, Spiel und Freizeit für seine körperliche, geistige und soziale Entwicklung. Deswegen appelliert Unicef an die Türkei, Mütter mit kleinen Kindern nicht zu inhaftieren. (Stand 08.11. 2019).
Quelle: Frankfurter Rundschau, Der Tagesspiegel
Künstlerin: Christine Krahé
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