Michail Wassiljewitsch Beketow, * 1958 Russland, gestorben 2013 an den Folgen eines Anschlags

Michail Wassiljewitsch Beketow, * 1958 Russland, gestorben 2013 an den Folgen eines Anschlags von 2008

Michail Beketow, geboren in Moskau, arbeitete nach dem Abschluss der Journalistik-Fakultät der Universität Moskau Lomonossow 1983 bei verschiedenen Moskauer Zeitungen als Korrespondent, Redakteur und Kommentator. Von 2006 bis 2008 war er Chefredakteur der von ihm gegründeten lokalen Oppositionszeitung CHIMKINSKAJA PRAWDA.

In seinen Texten thematisierte Beketow immer wieder Wahlfälschungen  und Korruption im Moskauer Vorort Chimki. Er war außerdem aktives Mitglied einer lokalen Protestbewegung gegen den geplanten Bau einer Autobahn durch ein Waldgebiet bei Chimki. Auch berichtete er über die illegale Vermarktung von Waldgrundstücken im Speckgürtel der Hauptstadt.

Michail Beketow erhielt oft Drohungen wegen seiner kritischen Berichterstattung. Nachdem sein Auto in Brand gesteckt und sein Hund getötet worden war, traf es ihn am 12. November 2008 selbst. In der Nähe seines Hauses in Chimki schlugen ihn unbekannte Täter brutal zusammen. Die Verletzungen waren so schlimm, dass ein Bein und mehrere Finger nicht gerettet werden konnten. Wegen der schweren Hirnverletzung, die er erlitten hatte, musste er wieder neu sprechen lernen. Seinem Beruf als Journalist konnte er seitdem nicht mehr nachgehen. Beketov musste sich acht Operationen unterziehen und war seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen.

Viele Beobachter:innen nehmen an, dass der Anschlag im Zusammenhang mit seiner Berichterstattung über die geplante Zerstörung des Chimki-Waldes steht. Hier sollte für eine Autobahn Platz geschaffen werden, die die Stadt Moskau mit dem Flughafen verbindet und weiter nach Sankt Petersburg führt.

Von den Tätern und Hintermännern der Gewalttat fehlt jede Spur. Der Bürgermeister von Chimki, Wladimir Strelchenko, stritt jegliche Schuld ab, doch brachten verschiedene Medien ihn wiederholt in Verbindung mit brutalen Überfällen auf Journalisten. Beketov beschuldigte Strelchenko, im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn kriminelle Handlungen begangen zu haben. Strelchenko wiederum verklagte Beketov 2010, zwei Jahre nach dem Anschlag, wegen Verleumdung. Da Beketov damals weder sprechen noch gehen konnte, verlor er den Prozess.

Am 27. November 2010 erhielt Beketov Besuch von insgesamt 501 besorgten Menschen. Sie überreichten ihm jeder eine Rosen und veranstalteten ein Konzert für ihn.

Beketow erhielt von der russischen Journalistengemeinschaft 2011 einen Preis – paradoxerweise überreicht von Premier Wladimir Putin. Über die Gründe rätseln sogar professionelle Beobachter. Außerdem verliehen ihm Menschenrechtsorganisationen mehrere Preise. Auch Reporter ohne Grenzen (ROG) zeichnete Michail Beketow 2010 mit dem „Press Freedom Award“ aus.

Beketow starb am 8. April 2013 im Alter von 55 Jahren an einem Herzstillstand. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten stand sein Tod in direktem Zusammenhang mit den Verletzungen, die er während des Anschlags 2008 erlitten hatte.

Die Recherchen von Beketow über Korruption und Vetternwirtschaft wurden nach dem Anschlag von einer Redakteurin der Zeitung NOVAYA GAZETA fortgeführt und veröffentlicht. Die Arbeit, konkret der Einsatz für den Wald von Chimki, wird weitergeführt von Ewgenija Tschirikowa, die inzwischen zu den führenden Köpfen von Russlands neuer Zivilgesellschaft gehört.

Die Rodungsarbeiten im Wald von Chimki wurden wegen der Proteste und verschiedener Gerichtsurteile immer wieder unterbrochen, doch wurde die Autobahn 2014 fertiggestellt.

Bürgermeister Strelchenko blieb bis 2014 im Amt und trat schließlich aus nicht näher genannten Gründen zurück.

Quellen: https://www.rog.at

https://www.anstageslicht.de

https://www.tagesspiegel.de

https://www.cpj.org

https://en.wikipedia.org 

Künstlerin: Ernestine Kuger-Hoberg